Von den news.de-Redakteuren Christian Vock und Michael Heinrich - Uhr

Katarina Witt: Zurück in die Goldmine

Katarina Witt wird für die ARD bei den Olympischen Spiele in Vancouver als Expertin dabei sein. Damit kehrt sie in das Land zurück, wo sie vor rund 20 Jahren Gold holte. News.de hat mit ihr gesprochen.

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Kati Witt Bild: ap

Frau Witt, was fällt Ihnen zuerst ein, wenn Sie an Kanada denken?

Katarina Witt: Als erstes fallen mir natürlich die Olympischen Spiele in Calgary ein. Das war etwas, wo ich mich als Athletin sehr unter Druck gesetzt habe, weil ich zum zweiten Mal nach Sarajewo 1984 die Goldmedaille erringen wollte. Aber das ganze Drumherum war unglaublich herzlich, ob das jetzt die Begeisterung der Zuschauer war oder die Herzlichkeit der kanadischen Bevölkerung vor Ort. Ich war auch über viele Jahre dort regelmäßig auf Tournee in den verschiedensten Städten und da bleibt tatsächlich die Gastfreundschaft der Kanadier am meisten im Herzen.

Gibt es ein Ereignis, abgesehen von der Verleihung der Goldmedaille, an das Sie sich besonders erinnern?

Witt: Nein, aber man merkt einfach, dass auch Calgary bei den Kanadiern immer noch unheimlich präsent ist. Als ich vor einem Jahr in Vancouver war, um einen Film für die ARD zu machen, war es unglaublich, wie die Menschen sich an Calgary erinnern und dass sie auch als Kanadier so einen guten Eindruck in der Welt hinterlassen haben und sich freuen, dass die Spiele nach Vancouver kommen.

Sie werden in Vancouver ein Online-Tagebuch führen. Was erwartet uns da?

Witt: Ich werde über alles berichten, was ich dort erleben werde. Aufgrund dessen, dass ich dort ein eigenes Kamerateam habe und Geschichten erzähle, werde ich natürlich viele Menschen treffen und Vancouver vielleicht noch von einer anderen Seite zeigen und Menschen vorstellen, die sonst nicht so präsent sind.

Sind Sie privat auch online-begeistert?

Witt: Ja, total. Das gehört zum heutigen Leben dazu. Ich bin zwar niemand, der jeden Tag chattet, aber E-Mails und Internetsuche benutze ich schon.

Inwieweit können Sie in Vancouver schon Lobbyarbeit für München leisten?

Witt: Ein Stück weit geht das natürlich, weil ja alle IOC-Mitglieder vor Ort sind und man sich über den Weg laufen wird. Es wird auch sicherlich einen Empfang geben, wo sich München vorstellt und da wird man natürlich versuchen, die Gelegenheit zu nutzen und für Sympathien für München werben.

Wie würden Sie denn die Chancen von München einschätzen?

Witt: Ich denke, dass München auf jeden Fall sehr gute Chancen hat. Natürlich sind die anderen Bewerber auch gründlich vorbereitet und am Ende entscheiden manchmal Kleinigkeiten. Manchmal ist es auch eine persönliche Entscheidung, warum sich jemand für den oder den entscheidet, aber die Chancen von München sind grundsätzlich sehr gut.

2006 gab es große Diskussionen um die Stasi-Vorwürfe gegen Ingo Steuer. Glauben Sie, das wird in Vancouver noch einmal eine Rolle spielen?

Witt: Ich hoffe nicht. Im Grunde genommen geht es ja vorrangig um Aljona Savchenko und Robin Szolkowy. Die stehen auf dem Eis und auf die sollte man sich konzentrieren und die Chance geben, sich bestmöglich vorzubereiten.

Wie stehen denn deren Chancen?

Witt: Die Chancen sind groß, sie sind ja zweifache Weltmeister, aber sie haben auch eine starke Konkurrenz. Nun ist das chinesische Paar auch wieder zurück gekommen, die ja auch dieses Jahr schon ziemlich gut aufgetreten sind. Die Konkurrenz ist eher gewachsen als dass sie geringer geworden ist.

In den Einzeldisziplinen warten wir nun auch schon länger auf eine Goldmedaille. Woran liegt das?

Witt: Das ist schwer zu analysieren. Der Eiskunstlauf ist insgesamt leider zu einer kleinen Sportart geworden, was sehr schade ist, weil er über viele Jahre auch den Wintersport dominiert hat, solange man dort so erfolgreich war. Ich nehme an, dass vielleicht auch immer weniger junge Leute die Geduld haben, langfristig fleißig zu sein und jahrelang zu trainieren, um oben anzukommen. Das ist vielleicht auch eine Mentalitätsfrage. Vielleicht ist es auch schwer, sich zu orientieren, wenn nebenan keine Weltklasse trainiert, sondern nur die, die gleich gut sind. Das war der Vorteil bei Frau Müller damals. Die hat immer Weltklasse-Athleten gehabt und hat junge Läufer dazu genommen. Da hat man sich immer an den Besten der Besten orientieren können. Das war natürlich eine ganz andere tägliche Motivation.

Wie werden Sie denn die Spiele privat verfolgen? Gibt es da Sportarten, die sie besonders reizen?

Witt: Privat werde ich die kaum verfolgen können, weil ich vor Ort so eingebunden bin. Oft ist es tatsächlich so, dass die, die vor dem Fernseher sitzen, viel mehr zu sehen bekommen und das Gefühl haben, viel näher dran zu sein als man das selbst ist.


Katarina Witt wurde 1965 in Staaken geboren. Nach der Schulzeit am Sportgymnasium in Chemnitz trainierte sie ab 1977 bei der Erfolgstrainerin Jutta Müller. In ihrer Karriere als Eiskunstläuferin holte Katarina Witt unzählige Medaillen, darunter zweimal Gold bei Olympischen Spielen.

hem/voc/reu/news.de

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