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10. Todestag von Rex Gildo: «Einsam und verlassen»

Rex Gildo sang sich mit Hossa Hossa oder Fiesta Mexicana in die Herzen aller Partybegeisterten. Doch hinter der heiteren Fassade lag ein Abgrund, der mit seinem Selbstmord für alle sichtbar wurde. Heute jährt sich sein Todestag zum zehnten Mal.

Vor zehn Jahren sprang Rex Gildo in den Tod. (Foto) Suche
Vor zehn Jahren sprang Rex Gildo in den Tod. Bild: dpa

Bekannt wurde er als stets braun gebrannter Spaßmacher, der seine Fans mit stimmungsvollen Liedern unterhielt und ihnen Hossa, Hossa entgegenschmetterte. An der Seite der Dänin Gitte Haenning wurde er zum Idol. Die blonde Gitte und er galten in den 1960er Jahren als Traumpaar der Schlagermusik. Als Rex Gildo vor zehn Jahren aus dem Badezimmerfenster einer Münchner Wohnung in den Tod sprang, zerbrach diese Fassade, die schon zuvor Risse bekommen hatte, endgültig. Alexander Ludwig Hirtreiter, wie er mit bürgerlichem Namen hieß, war nicht die Stimmungskanone (Fiesta Mexicana), für die er jahrelang gehalten worden war.

Bereits vor seinem Selbstmord habe er immer wieder mit Suizid gedroht, sagte seine langjährige Freundin Gudrun Glath 1999 kurz nach seinem Sprung aus dem Fenster in der Fernsehsendung Akte 99. Da lag der Sänger noch im künstlichen Koma. «Ich erhielt beispielsweise eines Abends einen Anruf von ihm, in dem er sagte, er habe 40 Schlaftabletten genommen», erinnerte sie sich. Am nächsten Tag habe er dann behauptet, er habe nur gescherzt. Auch diesen Versuch werde er als Unfall abtun, nahm Glath an.

Doch das konnte er nicht mehr. Rex Gildo starb wenig später im Alter von 60 Jahren - oder 63, einige seiner Weggefährten sagen, er habe bei seinem Alter gelogen - am 26. Oktober. «Ich glaube, er hatte keine echten Freunde», sagte Schlagerkollege Peter Kraus. Und Uwe Hübner, der langjährige Moderator der ZDF-Hitparade, fügte hinzu: «Er hat sich einsam und verlassen gefühlt.»

Von der einst großen Karriere Gildos, die bei den Regensburger Domspatzen begonnen hatte und in deren Verlauf er auch als Schauspieler neben Mario Adorf auf der Bühne stand, war am Ende nicht mehr viel übrig. Bis in die 1980er Jahre hinein hatte er 25 Millionen Platten verkauft, seine neueren Alben wollten nur noch einige Tausend Fans hören.

Das Schlageridol der 1960er und 1970er Jahre (Speedy Gonzales) verdiente seinen Lebensunterhalt in erster Linie in Festzelten und auf Betriebsfeiern. Bis zu 200 Mal im Jahr trat er auf kleinen Veranstaltungen auf. Weggefährten sagten, diese Auftritte hätten «Sexy Rexy», wie der Sänger zu seinen guten Zeiten genannt wurde, mehr und mehr zermürbt.

Immer wieder wollten die Leute nur eins hören: Hossa Hossa. Dieser einprägsame Refrain aus dem Jahr 1972 mutierte zu einem Schlachtruf und begleitete Rex Gildo mehr als 25 Jahre lang. Seine frühere Partnerin Gitte Haenning sagte zwar nach seinem Tod: «Er hat sein Publikum immer geliebt», zum Schluss konnte Gildo die Auftritte aber oft nur noch mit reichlich Alkohol ertragen. Er geriet in die Schlagzeilen, weil er völlig betrunken auf der Bühne stand. Mehrere Konzertveranstalter verklagten ihn deswegen. Sein Nachlass - so sein Anwalt - war nicht mehr viel wert.

Doch nicht nur seine berufliche Situation machte dem Sänger zu schaffen. Der Saubermann des Schlagers, den die österreichische Stadt Graz 1973 als «Leitbild der Jugend» ehrte, führte ein Doppelleben. Der immer perfekt geföhnte Sänger mit den strahlend weißen Zähnen versuchte stets, seine privaten Lebensumstände zu verheimlichen und hielt am Image des gut gelaunten Sunnyboys fest.

Offiziell war der Musiker seit 1975 mit seiner Cousine Marion Hirtreiter (geborene Ohlsen) verheiratet. Das Paar hatte ein gemeinsames Haus am Ammersee, aber keine Kinder. Meistens lebte Gildo getrennt von seiner Frau. Als er starb, hatte er eine Beziehung zu seinem damals 27 Jahre alten Privatsekretär und Chauffeur Dave Klingeberg. Zu seiner Homosexualität bekannte Gildo sich aber nie offen. Obwohl sein Lebensgefährte nach dem Selbstmord Gildos Anspruch auf dessen Erbe erhob, wollte seine Witwe von einem Doppelleben nichts wissen. Das seien alles nur «Gerüchte», sagte sie noch Jahre später in einem Interview.

Auch an einen Selbstmord ihres Mannes wollte sie nicht glauben. Nach Gildos Beerdigung im engsten Familienkreis sagte die damals 58-Jährige: «Ich glaube, er wollte einfach nur weglaufen. Er hat die Höhe verschätzt.» Schlagerkollege Kraus sagte dagegen: «Vielleicht hat er versucht, für immer 30-jährig zu bleiben. Das musste zur Katastrophe führen.»

nak/news.de/dpa

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