Aus für Veggie-Schnitzel: Feindbild vegane Wurst - wer mit dem EU-Verbot Verbraucher täuscht

Der Veggie-Wurst droht das Aus. Das EU-Parlament stimmte gegen Bezeichnungen wie Schnitzel für pflanzliche Produkte. Wieso dieses Verbot Verbraucher wirklich täuscht und nicht der vegane Burger. Ein Kommentar.

Von news.de-Redakteurin - Uhr

EU-Verbot von veganen Schnitzeln: Wieso die Diskussion täuscht.  (Foto) Suche
EU-Verbot von veganen Schnitzeln: Wieso die Diskussion täuscht.  Bild: picture alliance/dpa | Marijan Murat
  • EU-Parlament stimmt für Verbot von Begriffen wie "Veggie-Wurst"
  • Anti-Vegan-Debatte von Söder und Co. mündet in Verbot
  • Wieso die vegane Wurst nicht Verbraucher täuscht
  • Lobbyarbeit für die Fleischindustrie

Markus Söder oder Friedrich Merz lassen sich nicht gerne die Wurst vom Brot nehmen. Sie und andere Unions-Politiker reagieren fast schon allergisch, wenn Veggie Fleischersatz den Zusatz Wurst bekommt. Für den Bundeskanzler war bei Caren Miosga am 5. Oktober klar:"Eine Wurst ist eine Wurst." Die sei für ihn "nicht vegan." Basta. Verbrauchern könnte schließlich versehentlich ein pflanzliches Produkt untergejubelt werden. Eine hitzige Debatte entbrannte, besonders nachdem im EU-Parlament über ein Verbot vonBezeichnungen wie "Veggie-Burger" oder "Soja-Schnitzel" abgestimmt wurde, kochte die Debatte wieder hoch. Hier wird deutlich: Dieser Anti-Vegan-Fetisch hat nichts mit Verbrauchertäuschung zu tun, sondern spielt nur der Fleischindustrie in die Karten.

EU-Verbot für vegane Schnitzel: Merz-Debatte gegen Veggie-Wurst ist ein Erfolg mit Nachgeschmack

Wer kennt es als Fleischesser nicht? Er geht in den Supermarkt und greift versehentlich zum veganen Schnitzel statt zum Fleischäquivalent. Diese Ironie scheint in den Köpfen vieler EU-Politiker, vor allem aus dem konservativen und rechts gerichteten Lager vorzuherrschen. Weil sie sich so sehr dem Verbraucherschutz verschrieben haben, hat die konservative Europäische Volkspartei (EVP) einen Antrag eingebracht. Darüber wurde am 8. Oktober im EU-Parlament abgestimmt. Das Ergebnis: Das Aus für Veggie-Schnitzel soll kommen. Eine Mehrheit von 355 Abgeordneten stimmte in Straßburg für das Verbot, 247 dagegen und 30 enthielten sich.

Rechtskräftig umgesetzt ist das Ergebnis bislang noch nicht. Dennoch dürften die Verfechter der Abstimmung jubeln. Ein Freudensprung, der unsinnig ist. Bislang hat sich niemand an den Worten gestört. Vielen hat es den Einkauf erleichtert. Außerdem waren die Kennzeichnungen eindeutig und niemand hat versehentlich vegane oder vegetarische Ersatzprodukte statt der geliebten Salami gekauft.

Veggie-Fetisch als Lobbyarbeit für die Fleischindustrie

Hierbei wird der Verbraucher wieder als Vorbild genommen, um eine wohl größere Agenda zu verfolgen. Denn die Fleischindustrie profitiert womöglich von der Entscheidung. Zuletzt gingen die Umsätze zurück. Da kam es nicht überraschend, dass Politiker plötzlich vegane Schnitzel zum Feindbild auserkoren haben. Das Ganze hat ein Geschmäckle von indirekter Lobbyarbeit. Immer mehr Menschen ernähren sich bewusster und streichen Fleisch komplett oder teilweise von ihrem Speiseplan. Scheinbar fühlt sich die Fleischindustrie bedroht von Produzenten pflanzlicher Erzeugnisse. Während in den letzten Wochen die vegane Wurst verteufelt wurde, macht die Politik genau das, was sie den Begriffen vorwirft: Täuschung. Der Grund: Fleisch soll billig bleiben. Dass gerade in der derzeitigen Lage, in der die Verbraucherpreise beim Einkaufen schmerzen, Kunden gerne günstig einkaufen wollen, könnte als verständlich angesehen werden. Das ist Paradox. Preis-Dumping zum Leidwesen von Tieren nützt Verbrauchern nichts. Diese Rechnung geht langfristig gesehen nicht auf. 

 

Merz und Söder in der Vegan-Krise

Künftig müssen sich Hersteller kreative Bezeichnungen ausdenken. Niemand wird dafür einen Preis gewinnen. Vielmehr sorgen Begriffe wie Fleischzubereitung in Röhrenform oder Soja-Platte im Knuspermantel für noch mehr Verwirrung am Supermarktregal. Alles, weil Politiker wie Söder oder Merz eine Krise bekamen, weil auch pflanzliche Alternativen den Namen ihrer geliebten Bratwurst tragen. 

 

Von wegen Verbrauchertäuschung

Händler wie Lidl und Verbraucherschützer zeigten sich alarmiert - berechtigterweise. Das Verbot bevormundet nicht nur Verbraucher bei ihrem Einkauf, sondern geht an den eigentlichen Problemen vorbei. Gewinn vor Tierwohl, lautet das Motto. Das Parlament muss nun in Verhandlungen mit den EU-Staaten eine endgültige Einigung finden. Ob Deutschland das Verbot umsetzt, wird sich zeigen.

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