Marode Bremse statt Turbo: Wieso die Deutsche Bahn ihre Pünktlichkeitsziele verfehlt

Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder stellte die Pünktlichkeitsziele für die Deutsche Bahn vor. Damit soll es schon in vier Jahren weniger Verspätungen geben. Ein guter Plan, der aber erst gelingt, wenn die Bahn ihre Probleme löst. Ein Kommentar.

Von news.de Redakteurin - Uhr

Das Bundesverkehrsministerium hat Pünktlichkeitsziele für die Deutsche Bahn festgelegt. (Foto) Suche
Das Bundesverkehrsministerium hat Pünktlichkeitsziele für die Deutsche Bahn festgelegt. Bild: picture alliance/dpa | Julian Stratenschulte
  • Kommentar zu den Pünktlichkeitszielen des Bundesverkehrsministeriums
  • Gesteckte Ziele greifen zu kurz: Die Deutsche Bahn muss die Baustellen auf der Schiene beheben
  • Das Sanierungsprogramm der Bahn kostet Zeit

Die Deutsche Bahn soll pünktlicher werden. Dafür hat Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) Pünktlichkeitsziele definiert. So wichtig das Vorhaben erscheint: Die Pläne scheinen beim Blick auf die außer Takt geratene Bahn wie eine schöne Geschichte ohne baldiges Happy End.

Deutsche Bahn: Bundesregierung setzt Pünktlichkeitsziele durch

Bis Ende 2029 soll die Pünktlichkeit im Fernverkehr bei mindestens 70 Prozent liegen, wie aus der neuen Bahnstrategie des Ministeriums hervorgeht. Die Deutsche Bahn fasste eigene Pünktlichkeitsziele. Die will sie noch in diesem Jahr erreichen. Demnach sollen 2025mindestens 65 Prozent der Fernzüge pünktlich ankommen. 2026 soll die Quote bei 70 bis 75 Prozent liegen, 2027 bei 75 bis 80 Prozent. Ganz schön ambitioniert für die Bahn, zumal sie es bislang nicht geschafft haben, ihre gesteckten Ziele einzuhalten. 

Die Bahn hat ein Pünktlichkeitsproblem: Wieso marode Schienen ein Problem sind

Das Jahr ist noch nicht vorbei, doch ihre Quoten wird die Bahn wohl in den nächsten Monaten und kommenden Jahren nicht einhalten können. Das meint auch der Bundesverkehrsminister, Optimismus ist hier nicht angebracht. Damit Züge überhaupt pünktlich ankommen und Passagiere nicht am Bahnhof stundenlang auf die Einfahrt warten müssen, braucht es ein funktionierendes und ausgebautes Schienennetz. Beides ist nicht gegeben, wie auch Schnieder betonte.

Bahn plant Sanierungen: Es braucht mehr Geld

Deutschlands Bahnnetz grenzt an eine marode Landschaft. Während Schienen eine Generalüberholung benötigen und in vielen ländlichen Gegenden gar kein Zug mehr kommt, glaubt die Bahn an Pünktlichkeit. Ein Traum, der nur das ist, ein Traum. Es braucht Milliarden, um die Strecken zu modernisieren. Die 165 Milliarden der Bundesregierung für die Infrastruktur sind ein Anfang, aber es fällt nur ein Teil für die Bahn ab. Ob das reicht, darüber darf nur gemutmaßt werden. Die Bahn will aber das Probleme mit einem Sanierungsprogramm auf viel befahrenden Strecken angehen. Bis 2036 sollen mehr als 40 dieser Strecken grundlegend modernisiert werden. Ziel ist es, auf diese Weise den Zugverkehr wieder zuverlässiger zu machen. Der ländliche Raum bleibt hier offenbar außen vor.

Die Politik mischt sich ein: Pünktliche Züge bleiben ein Traum

Es gibt bereits Initiativen für den Ausbau der Schiene, wie in Sachsen-Anhalt oder Hessen. Doch es braucht vor allem politische Anreize. Die fehlen bislang teilweise. So wurde keine Trassenpreisförderung im Haushaltsausschuss durchgesetzt. Das hat primär nichts mit der Pünktlichkeit zu tun, aber es dämpft hauptsächlich die Verkehrswende. Die Leidtragenden sind vor allem die Bahnkunden. Auf die Einhaltung der Ziele müssen sie wohl noch warten. Die Pläne sind ein wichtiger Anfang. Für die Bundesregierung hat die Pünktlichkeit höchste Priorität. Deshalb greift sie jetzt ein. Wir dürfen uns aber derzeit nicht der Illusion hingeben, dass die Bahn den Pünktlichkeitsturbo so schnell zündet.

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