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Energiewende in Deutschland: Stromrationierung in Deutschland? Für diesen Vorschlag hagelt es bitterböse Kritik

Aufgrund möglicher Überlastungen durch das Laden von E-Autos und Wärmepumpen, soll Netzbetreibern zukünftig erlaubt werden, den Strom zu rationieren. Dass schlägt die Bundesnetzagentur vor. Für die Pläne hagelt es nun Kritik.

Die Bundesnetzagentur schlägt eine Stromrationierung in Deutschland vor. (Symbolfoto) (Foto) Suche
Die Bundesnetzagentur schlägt eine Stromrationierung in Deutschland vor. (Symbolfoto) Bild: AdobeStock/ Coloures-Pic

Die Bundesregierung treibt die Energiewende langsam voran. Das bedeutet, dass Verbraucher und Verbraucherinnen vermehrt E-Autos und Wärmepumpen nutzen sollen. Das könnte aber das Stromnetz belasten. Deshalb schlägt die Bundesnetzagentur zukünftig eine Stromrationierung vor.

Drohende Stromrationierung: Bundesnetzagentur will E-Autos und Wärmepumpen zu Spitzenzeiten vom Netz nehmen

Die Netzbetreiber sollen die Möglichkeit bekommen, den Strombezug durch private Ladestationen und Wärmepumpen vorübergehend einzuschränken, um hohe Lastspitzen zu vermeiden. "Wenn nachgewiesen ist, dass es diese Netzüberlastung geben könnte, dann gibt es ein Recht des Verteilnetzbetreibers zu dimmen", sagte Müller Ende März im Interview mit dem BR. Bereits 2024 sollen Netzbetreiber die Möglichkeit bekommen, Strom rationieren zu dürfen, schreibt der öffentlich-rechtliche Sender. Aktuell werden noch weitere Details für einen möglichen Gesetzesentwurf ausgearbeitet.

Stromüberlastung: Mangelnde Netzausstattung für Wärmepumpen und E-Autos

Doch die Netze sind auf die Technologien noch nicht entsprechend großflächig ausgerichtet. Deshalb kann es vor allem kurz vor den Wohnungen oder Häusern sowie vor Ladestationen zu Überlastungen kommen. "Die lokalen Kabel und Trafos sind nicht immer auf eine solche Belastung ausgelegt", teilt die Bundesnetzagentur auf Anfrage des BR-Politikmagazins Kontrovers mit. "Damit es beim Anschluss der Wärmepumpen und Ladeeinrichtungen nicht zu Verzögerungen kommt, bedarf es zusätzlich eines Instruments zur Steuerung durch den Verteilernetzbetreiber." Steuerung bedeutet in diesem Fall Rationierung. Die betroffenen Verbraucher sollen im Gegenzug eine Ermäßigung ihrer Netzentgelte bekommen. Bereits jetzt können Kunden weniger Strom bezahlen, wenn sie zustimmen, dass ihr Betreiber den Strom drosselt. Dafür Bedarf es aber der Zustimmung des Kunden.

Kritik an Stromplänen der Bundesnetzagentur

Ein Bündnis von Verbänden, darunter der Verband der Automobilindustrie und der Verbraucherzentrale Bundesverband, hatten daraufhin gewarnt, dass Netzbetreiber bei einer drohenden Netzüberlastung Geräte einseitig und unbegrenzt abdrosseln dürften. Das würde erhebliche Einschränkungen für Verbraucher mit sich bringen.

FDP-Politiker schürt wegen Stromrationierung Angst: Twitter-Nutzer kontern

Torsten Herbst, Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion mischte sich ebenfalls in die Debatte ein. Er hält nichts von einer Stromrationierung, wie er auf Twitter erklärt: "Intelligentes Laden und Lastmanagement sind sinnvoll. Eine Stromrationierung passt jedoch eher zu einem Entwicklungsland als zur viertgrößten Volkswirtschaft der Welt. Wir brauchen ein ausreichendes Stromangebot, keine Strom-Mangelwirtschaft." Doch mit seiner Kritik verfehlt er den eigentlichen Punkt, den die Bundesnetzagentur macht, meinen einige Nutzer. "Artikel gelesen und verstanden? Nicht das StromANGEBOT ist das Hauptproblem sondern die StromVERTEILUNG. Daran würden auch Ihre AKWs nicht ändern. (Mal ganz davon abgesehen, dass es auch schwer ist mit AKWs ohne Betreiber Strom zu produzieren)", heißt es in einem Kommentar.

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Drohen Stromeinschränkungen? Bundesnetzagentur-Chef sagt Nein

Die Diskussion um mögliche Stromeinschränkungen beim Hochlauf von Elektroautos und Wärmepumpen ist aus Sicht des Chefs des Netzbetreibers Netze BW teils "unsachlich" und "irreführend". Ihm seien von Regierungsvertretern schon Szenarien vorgehalten worden, in denen jemand keinen Strom für warmes Essen habe, sein Elektroauto nicht mehr laden könne und im Notfall seine Verwandten im Krankenhaus nicht mehr besuchen könne, sagte Christoph Müller der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. "Uns Netzbetreibern fällt es schwer, mit diesen Fantasie-Szenarien umzugehen." Dabei würden aus Unkenntnis falsche und teils groteske Ängste gespiegelt.

Genau diese Ängste, die auch einige Politiker weiter schüren, machte auch eine Pflegerin gegenüber dem BR deutlich. Der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, hatte zuletzt dazu gesagt: "Niemand muss Angst haben." Jedes Elektroauto werde nach den Vorschlägen der Bundesnetzagentur geladen - "vielleicht nicht ganz so schnell, wie sich das jeder wünscht". Ein einzelner Haushalt an einer Ortsnetzstation mit vielleicht 200 Haushalten sei mit rund zwei Kilowatt abgesichert, erklärte Netze BW-Chef Christoph Müller. Das entspreche dem Strombedarf eines Wasserkochers und sei ausreichend, weil nicht alle 200 Haushalte gleichzeitig Wasser kochen, Haare föhnen oder staubsaugen. Der Hochlauf der E-Mobilität sei aber ein Strukturbruch: Wallboxen für Elektroautos bezögen mit elf Kilowatt und mehr deutlich mehr Leistung.

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/news.de/dpa

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