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Längere Postzustellung: Briefe sollen bald noch später ankommen!

Schon jetzt ist die Deutsche Post mit der Zustellung von Briefen und Paketen häufig im Zeitverzug. Ob Umschläge bald noch viel später im Briefkasten landen? Das Unternehmen fordert mehr Zeit für die Zustellung.

Die Post will künftig noch langsamer zustellen. (Symbolbild) (Foto) Suche
Die Post will künftig noch langsamer zustellen. (Symbolbild) Bild: Adobe Stock / Kzenon

Eigentlich müsste man meinen, der Deutschen Post stehen mehr finanzielle Mittel denn je zu, um ihren Service zu bessern und Briefe zeitnah zuzustellen. Immerhin stieg der Gewinn des Unternehmens zwischen Juli und September um 13 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. Dass der Briefkasten deswegen in Zukunft schneller befüllt wird, bedeutet das aber nicht!

Trotz Mega-Gewinn: Deutsche Post will Briefe noch langsamer zustellen

Post-Chef Frank Appel wünscht sich eine Änderung des Postgesetzes. Das besagt derzeit, dass 80 Prozent am Folgetag zugestellt sein müssen - wohl zu früh für das Unternehmen.Appel forderte am Dienstag beim Gesetzgeber, dass weniger Briefe in dem bislang gesetzlich vorgegebenen Zeitrahmen zugestellt werden müssen. Der Grund: Die Regelung sei angesichts des sinkenden Bedarfs an Briefen im Digitalzeitalter nicht länger angemessen. "Die Politik muss verstehen, wir brauchen irgendwo eine Kostenentlastung", so Appel.

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Kommen Briefe bald viel später an? Ampelkoalition will Postgesetz ändern

Die Ampelkoalition will das Postgesetz in der laufenden Legislaturperiode ändern und modernisieren - seine Eckpfeiler sind mehr als zwei Jahrzehnte alt und kommen aus einer Zeit, als viele Bürger noch Briefe und Postkarten statt Mails und Chatnachrichten schrieben. Ein Gesetzgebungsvorschlag könnte im kommenden Jahr vorgelegt werden. Mit Blick auf diese für den Konzern immens wichtige Reform sagte Appel: "Wir brauchen eine andere Regulierung: Wir können nicht so tun, als wäre die Welt wie vor 20 Jahren." Heute befördere man viel mehr Pakete und viel weniger Briefe als damals.

Derzeit kommen Firmenangaben zufolge 83 bis 84 Prozent der eingeworfenen Briefe am Folgetag an - vorausgesetzt, dass es kein Sonntag oder Feiertag ist. Sollte die 80-Prozent-Vorgabe gesenkt werden, könnte sich das Unternehmen mehr Zeit lassen bei der Briefbeförderung. Dadurch würden Kosten sinken. Auf wie viel Prozent die Vorgabe nach seiner Vorstellung sinken sollte, sagte Appel nicht.

Für den Verbraucher hieße so eine Absenkung, dass Briefe im Schnitt länger unterwegs sind und dass er bisweilen länger warten muss. Allerdings stellt sich die Frage, ob das angesichts der abnehmenden Bedeutung von Briefsendungen im Digitalzeitalter so gravierend wäre.

Deutsche Post könnte womöglich Montags-Zustellung stoppen

Neben der Zeitdruck-Vorgabe enthält das jetzige Postgesetz noch die Pflicht, dass die Post an jedem Werktag Briefe ausliefern muss. Ein EU-Regelwerk enthält eine Mindestvorgabe von nur fünf Werktagen einschließlich Samstag die Woche - würde diese auch in Deutschland angewandt, fiele der chronisch sendungsschwache Montag als Zustelltag weg. Noch vor einigen Jahren war in der Postbranche ein Ende der Montagszustellung debattiert worden. Doch von so einer Forderung will Appel heute nichts wissen. "Wir wollen weiter jeden Tag zustellen", sagt er. Er begründet dies unter anderem mit der steigenden Anzahl von Zeitungen, deren Zustellung die Post inzwischen von Verlagen übernommen habe.

Appel: "Beim Brief sehen wir eine deutliche Stabilisierung der Situation"

Die Post hat derzeit mit Problemen bei der Briefzustellung zu kämpfen - mancherorts fehlten in den vergangenen Monaten bis zu 30 Prozent Personal. Der Firma zufolge ist das kein flächendeckendes, sondern nur ein lokales Problem. Grund hierfür sind laut Post ein hoher Corona-Krankenstand und die angespannte Lage am Arbeitsmarkt.

Aus Ärger über verlorene oder arg verspätete Briefe beschwerten sich in den vergangenen Monaten deutlich mehr Bürger bei der Bundesnetzagentur als zuvor. Auf die Lage bei der Briefzustellung angesprochen, sagte Appel: "Beim Brief sehen wir eine deutliche Stabilisierung der Situation." Zugleich räumte er aber ein, dass es bis zum Jahresende unvermeidbar sein werde, dass man in einzelnen Zustellbezirken "Notfallpläne" umsetzen müsse. Bei den Notfallplänen werden Briefe nur noch an jedem zweiten Tag zugestellt, um etwas Druck vom Kessel zu nehmen.

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/gom/news.de/dpa

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