Kulturkrise in Deutschland: Leipzig verliert das IfZ - Was bedeutet das für die alternative Szene?

Leipzigs Clubszene steht vor einem Wandel: Der Verlust von Distillery und IfZ ist ein Schlag für die alternative Kultur. Wie geht es weiter im Hinblick auf die AfD? 

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IfZ steht vor der Schließung. Leipziger Club-Szene in Gefahr (Foto) Suche
IfZ steht vor der Schließung. Leipziger Club-Szene in Gefahr Bild: picture alliance / dpa | Sebastian Willnow

Leipzigs Clubszene steht vor einem Umbruch: Mit der Schließung des legendären Technoclubs Distillery und des Instituts für Zukunft (IfZ) verliert die Stadt zwei ihrer bedeutendsten kulturellen Stätten. Beide Clubs, die als Säulen der elektronischen Musikszene galten, müssen weichen – für Bauprojekte und Stadtentwicklung.

Distillery: Ein Abschied nach fast 30 Jahren


Die Distillery, Leipzigs ältester Technoclub, feierte über Jahrzehnte unzählige Partynächte und avancierte zu einem Symbol für subkulturelle Freiheit. Nun hat der Abriss für ein neues Wohnbauprojekt begonnen, was bei Fans und Künstlern für Entsetzen sorgt. Trotz jahrelanger Proteste blieb der Standort unhaltbar. Auch die Versuche, einen neuen Standort zu finden, waren bisher nicht erfolgreich​.

IfZ und der Kampf gegen die AfD


Das Institut für Zukunft (IfZ), bekannt für seine politische Haltung und seine Rolle als Kulturort für progressive Musik und gesellschaftliche Auseinandersetzungen, wird ebenfalls Ende 2024 schließen. Das IfZ befindet sich im Kohlrabizirkus, einem Bereich, der zunehmend von der Stadtentwicklung und Gentrifizierung betroffen ist. Doch trotz der Schließung bleibt der Widerstand lebendig. Am 13. Dezember 2024 fand im IfZ noch einmal eine große Soli-Party statt, die das Jahr in politisch turbulenten Zeiten abschloss. Die Veranstaltung stand unter dem Motto „1312“ – eine klare Botschaft gegen Faschismus und die repressiven Tendenzen des Staates. Der Instagram-Post des Clubs drückte ihre Solidarität mit inhaftierten Antifaschisten aus und rief dazu auf, sich weiterhin gegen die Repression und für eine inklusive, antifaschistische Gesellschaft einzusetzen.

Quelle: instagram.com

Widersetzen im IfZ: AfD-Parteitag "verhindern"


Der Verein Widersetzen präsentierte sich am Freitag hinter dem Eingang des Clubs, verteilte Flyer und verkaufte Bustickets, um gegen die Entwicklungen in Sachsen vorzugehen. Dazu zählen auch die bevorstehenden Kürzungen der Kulturbudgets und die damit verbundenen Schließungen von Safe Spaces. Diesbezüglich steht im Fokus die Frage, wie eine AfD-geführte Landesregierung die kulturellen Förderungen für subkulturelle Räume weiterführen würde. Widersetzen hat bereits angekündigt, den AfD-Parteitag am 11. Januar 2025 in Riesa verhindern zu wollen. Sie setzen sich dafür ein, Freiräume für Kultur und politische Aktivität zu erhalten.


Hier lesen Sie über das erste Treffen des Bündnisses Widersetzen in Leipzig und wie sich der Verein gegen die politischen Entwicklungen in Sachsen stellt.

Im Interview erklärt Widersetzen, warum der Protest gegen die AfD entscheidend ist und wie sie den AfD Parteitag "verhindern" wollen.

Bedeutung für die Szene


Mit dem Wegfall der beiden Institutionen verliert Leipzig wichtige Plattformen für elektronische Musik, alternative Kultur und vor allem Safe-Spaces. Clubs wie die Distillery und das IfZ waren nicht nur Orte des Feierns, sondern auch kreative Räume für gesellschaftliche Diskussionen und künstlerische Innovation.

Die Schließungen spiegeln eine größere Problematik wider: Der Druck auf alternative Kulturprojekte wächst, nicht nur in Leipzig, sondern deutschlandweit. Die politische Tendenz verspricht reduzierte Kulturbudgets und setzt so Safe-Spaces unter Druck. Stadtentwicklung und steigende Immobilienpreise verdrängen subkulturelle Freiräume. Ob es einen Ersatz für diese Technokathedralen geben wird, bleibt ungewiss.

Weitere Informationen zu den Schließungen und Veranstaltungen finden Sie hier über die Distillery und hier über das IfZ.

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