Von news.de-Redakteur Andreas Schloder - Uhr

Schilddrüse: Dumme Kinder wegen Jodmangel

Der Streit hört nicht auf: Ärzte schlagen noch immer Alarm, dass die Deutschen an Jodmangel leiden. Kritiker hingegen befürchten, dass durch zu viel Jod Krankheiten der Schilddrüse begünstigt werden. Eine neue Studie spielt jetzt den Ärzten in die Karten. Denn wer will schon dumme Kinder?

Es ist schon paradox: Die Deutschen essen viel zu viel Salz, was das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigt. Und dennoch mangelt es den Bundesbürgern an lebensnotwendigem Jod.

Nach fundierten Schätzungen greifen 80 Prozent der Deutschen zu jodiertem Speisesalz. Selbst in der Lebensmittelproduktion ist das Tierfutter mittlerweile damit angereichert und gelangt so zusätzlich in die Nahrungskette. Und dennoch nimmt nicht jeder Deutsche die empfohlene Menge Jod zu sich.

Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung liegt diese für Erwachsene bei täglich zwischen 180 und 200 Mikrogramm. Wichtige Lieferanten sind dabei Meeresfisch und -früchte. Und eben die besagten Produkte, in denen Jodsalz verwendet wird.

Warum ist Jod so wichtig?

Das Spurenelement ist quasi das «Benzin» für die Schilddrüse. Auch wenn das Organ nur so groß wie eine Walnuss ist – kaum ein Prozess im Stoffwechsel findet ohne es statt. Die Schilddrüse bildet Hormone, die gewisse Handlungen auslösen und steuern. Plastisch dargestellt: Fehlt das Benzin, kommt der Motor ins Stottern.

Die Symptome einer Unterfunktion
Zickende Schilddrüse
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Andere Nationen gehen das Problem mit dem Jodmangel forscher an. Während in Deutschland das Speisesalz jodiert ist, wird es beispielsweise in Österreich zusätzlich ins Leitungswasser gespeist. Die Eidgenossen in der Schweiz machen es genauso.

Jodgegner bringt das auf die Barrikaden: Sie befürchten, dass durch die Überjodierung zu viele Hormone gebildet werden könnten. Das würde Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse fördern, so ihre Begründung. Dies wäre vor allem für Patienten mit einer Schilddrüsenüberfunktion fatal.

Die Symptome einer Überfunktion
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Jodmangel in der Schwangerschaft hat fatale Folgen

Ärzte halten dagegen, dass diese erhöhten Dosen keine Auswirkung hätten. Im Gegenteil: Gerade bei Schwangeren verdoppelt sich der Jodbedarf, damit sich das Gehirn des Kindes richtig entwickelt.

Wie gefährlich der Jodmangel in der Schwangerschaft ist, zeigt die neueste Studie aus Großbritannien auf schockierende Weise: 1000 Kinder in Südengland wurden vom Mutterbauch bis zum Grundschulalter wissenschaftlich begleitet. Zwei Drittel der Mütter waren während ihrer Schwangerschaften mit Jod unterversorgt. Die Folge: Die Kinder im Alter von acht Jahren schnitten bei Intelligenztests deutlich schlechter ab. Sie hatten ein Defizit im Sprach- und Leseverständnis.

Ärzte raten zu Jodtabletten während der Schwangerschaft

Um das zu verhindern, sollten Schwangere und stillende Mütter zu Jodtabletten greifen. Die empfohlene Tagesdosis für die Frauen sind 250 Mikrogramm Jod. Da rund 100 Mikrogramm davon über die Nahrung aufgenommen werden, sollte die restliche Jodmenge über eine Tablette täglich geschluckt werden, wie die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (Hormonforschung) rät.

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rka/news.de

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