Von Manja Greß - Uhr

Angst und Liebesentzug: Die Psychotricks der Manipulierer

Erst spielen sie den verständnisvollen Kollegen oder die gute Freundin. Ehe man merkt, was diese Leute im Schilde führen, hat man ihnen den ersten Gefallen getan. News.de verrät, wie man Manipulierer erkennt und sich vor ihnen schützt.

Wer manipuliert wird, fühlt sich wie eine Schachfigur, die hin und her geschoben wird. (Foto) Suche
Wer manipuliert wird, fühlt sich wie eine Schachfigur, die hin und her geschoben wird. Bild: Istockphoto

Sie machen jede Menge Komplimente und stellen Fragen, auf die man nur mit «Ja» antworten kann – Verkäufer haben ihre ganz eigenen Tricks, Ware an den Kunden zu bringen. Doch nicht nur beim Einkaufen wird manipuliert, sondern auch im Job oder beim Daten.

Zu Hause ist es oft der Partner, der einen erziehen möchte, sagt der Psychologe Manuel Tusch aus Köln. «Oder es sind die Kinder, die ihren Willen durchsetzen wollen. Da wir sie so sehr lieben, lassen wir uns gerne mal von ihnen auf der Nase herumtanzen.» Ein typisches Beispiel ist auch die Manipulation der Schwiegermutter, die ihren Sohn gegen die Schwiegertochter auszuspielen versucht.

Es gibt zahlreiche Techniken, mit deren Hilfe manipuliert wird. Anderen Menschen Angst zu machen sei eine davon, sagt der Kommunikationstrainer Karsten Noack aus Berlin. Oft nutzten Manipulierer Mitleid und Schuldgefühle ihrer Mitmenschen aus. Als Beispiel nennt Noack das Werben um Spenden: «Bilder von hungernden Kindern sollen dafür sorgen, dass viel gespendet wird.» Auch das gezielte Einsetzen oder Vorenthalten von Informationen hilft beim Manipulieren: «Ein Autoverkäufer zählt in erster Linie die Vorteile des Wagens auf und lässt die Nachteile weg. So kann er seinen Kunden viel schneller überzeugen.»

Das Blaue vom Himmel versprechen

Doch auch beim Daten und Flirten lauert die Gefahr, von anderen manipuliert zu werden. «Wenn man gerade jemanden kennengelernt hat und Gefühle im Spiel sind, tut es besonders weh, festzustellen, dass man ausgenutzt wurde», sagt Stefan Landsiedel aus Wiesentheid (Bayern). Der Flirttrainer glaubt, dass es unter seinen Geschlechtsgenossen Vertreter gibt, die es fast schon als Leistungssport betreiben, einer Frau das Blaue vom Himmel zu versprechen - nur um sie so schnell wie möglich ins Bett zu kriegen.

«Sobald ein Mensch in Beziehungen zu anderen steht, kann er manipuliert werden», erklärt Manuel Tusch. Wenn ein emotionales Band zwischen zwei Personen existiert, funktioniere es besonders gut. «Wenn ich jemanden sehr liebe, bin ich offen. Ebenso aber, wenn ich Angst habe oder abhängig von jemandem bin», erklärt der Psychologe.

Doch auch einige Charaktereigenschaften machen es Manipulierern einfach. «Leute, die leichtgläubig sind, lassen sich leichter beeinflussen», erklärt Noack. Aber auch Menschen mit einem starken Hang zu Neidgefühlen werden schnell Opfer. «Am Ende kann es jeden treffen», glaubt Tusch. «Niemand von uns kann behaupten, er sei noch nie manipuliert worden. Man denke nur an die Werbung im Fernsehen.»

Wenn es darum geht, anderen zu helfen, sollte zwischen einer ehrlich gemeinten Anfrage und dem Versuch, den anderen für seine Zwecke auszunutzen, unterschieden werden. Eine normale Bitte höre dort auf, wo Dinge zur Forderung werden und ihr Nichterfüllen Konsequenzen hat, erklärt Tusch. «Wenn zum Beispiel jemand mit Liebesentzug droht, nur weil ihm seine Bitte nicht erfüllt wird, sollten die Alarmglocken klingeln.»

Auf das Bauchgefühl hören

Das Tückische sei, dass die Konsequenz meist nicht offen ausgesprochen wird, sondern subtil durch den Raum wabert. «Hat man ein schlechtes Gefühl, wenn man dem Bitten nicht nachkommt, ist die Situation schon grenzwertig», erklärt Tusch. Er rät deshalb, auf das Bauchgefühl zu hören. Das gelte zum Beispiel auch dann, wenn sich Freunde in die Beziehung einmischen: «Menschen können neidisch und missgünstig sein. Darum machen sie das madig, was sie selbst nicht haben.»

Wer den Verdacht hat, dass er manipuliert wird, kann dem nachgehen. «Wenn mir dieser Mensch wichtig ist, sollte ich ihn vorsichtig darauf ansprechen», rät der Psychologe Manuel Tusch. «Aber wirklich vorsichtig.» Denn es solle ja nicht so sein, dass man umgekehrt den anderen verletzt.

Im ersten Schritt schildert der Betroffene am besten sachlich, neutral und konkret seine Beobachtung: «Als wir gestern da und da waren, habe ich von dir das und das gehört», erklärt Tusch. Danach sollte man die eigenen Gefühle beschreiben und anschließend um eine Erklärung bitten. Vorteil der Ich-Botschaften sei, dass man sich selbst nicht angreifbar macht.

car/iwi/reu/news.de/dpa

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