Von news.de-Redakteur Sascha Gorhau - Uhr

Kymco Yager GT: Stadt, Land, Flucht

Roller liegen im Trend: Günstig in der Anschaffung, sparsam im Verbrauch, dazu niedrige Unterhaltskosten. News.de fuhr ein renommiertes Modell im Sektor der 125er, den Kymco Yager GT. Ein Fahrbericht.

In seinem Metier: Vor allem im Überlandbetrieb macht der Kymco Yager GT eine gute Figur. (Foto) Suche
In seinem Metier: Vor allem im Überlandbetrieb macht der Kymco Yager GT eine gute Figur. Bild: kymco

Wenn die Sonne scheint und die Republik unter den heißen Temperaturen im Auto ächzt, dann blickt so mancher neidisch auf die knatternden Rollerfahrer, die sich grinsend und mit viel Frischluft um die Nase an der Blechlawine vorbeiwälzen. Klar, das ist streng genommen nicht legal, aber Fahrspaß kann so ein Vehikel gerade im Sommer sehr wohl vermitteln.

Der Rollermarkt boomt (News.de berichtete) und gerade im urbanen Raum und für Pendler auf kurzen Distanzen sind die kleinen Zweiräder zu einer echten Alternative zum Auto geworden. Der Kymco Yager liegt mit seinen 124 Kubikzentimetern Hubraum im Bereich der 125er Roller. Sie sind daher nicht nur für Jugendliche ab 16 Jahren interessant, sondern auch für Autolenker, die vor dem April 1981 ihren Führerschein gemacht haben. Denn sie dürfen besagte Gefährte bewegen, ohne extra eine Motorrad-Fahrerlaubnis abzulegen.

Seit 1981 hat sich vor allem eines geändert: Der typische 2-Takt-Sägesound ist beispielsweise entfallen. So ist auch der Yager mit gemäßigter 4-Takt-Klangkulisse unterwegs. Denn aufgrund der miserablen Umwelt-Bilanz dürfen in Deutschland nur noch Fahrzeuge mit 4-Takt-Bauweise neu zugelassen werden. Mit diesen Eckdaten ausgestattet, mobilisert der Yager ausreichende zwölf PS. Sie beschleunigen das Gefährt laut Hersteller auf 108 km/h. In der Praxis erreicht der Roller auch Geschwindigkeiten von beinahe 115 km/h. Allerdings lässt der Vorwärtsdrang des Taiwanesen ab 100 Sachen spürbar nach.

Hohe Reisetauglichkeit

Doch ansonsten hat der Pilot auch bei höheren Geschwindigkeiten keinen Grund, sich zu ärgern. Denn der Wind- und Wetterschutz ist großartig. Auch lange Strecken sind ermüdungsfrei möglich. Das Schalten nimmt einem standesgemäß eine stufenlose Variomatik ab. Zum bequemen Fahrerlebnis trägt zudem die gut funktionierende Federung bei: Vorne arbeitet eine hydraulische Teleskopgabel, hinten eine Einarm-Triebsatzschwinge. Im news.de-Praxistest bestanden sie sogar die Kür: ostdeutsche Landstraßen. Selbst dort ist dem Fahrer ein steißschonendes Vorankommen möglich.

Die Optik ist zugegebenermaßen Geschmackssache: Kymco selbst preist den Roller als «Klassiker von morgen» an, was man nicht unbedingt als Bekenntnis zur Avangarde deuten kann. Kollegen bezeichneten das Design des Rollers mit seinem ausgeprägten Schnabel als asiatischen Barock. Doch die inneren Werte überstrahlen das Äußere. Die Sitzposition ist aufrecht und bequem und auch ein Sozius muss nicht fürchten, auf einer brettharten Folterbank Platz nehmen zu müssen. Die hintere Rückenlehne ermöglicht zusammen mit den in einem angenehmen Kniewinkel angebrachten ausklappbaren Sozius-Fußrasten dem Beifahrer sogar echten Langstreckenkomfort.

Intuitive Bedienbarkeit

Die Bedienung stellt auch Novizen vor keine Probleme. Der Tankstutzen befindet sich im Blickfeld des Fahrers an der linken Seite des Beinschildes. Unter dem Sitz befindet sich ein geräumiges Staufach. Neben einem Helm findet dort noch so manches andere Platz. Das Cockpit gibt sich als Mischung aus Vergangenheit und Zukunft: Während vor blauer Farb-Hintergrundkulisse links die Geschwindigkeit digital angezeigt wird, zeigt rechts ein klassischer analoger Drehzahlmesser die Kurbelwellenumdrehungen des Einzylinders an. Letzteren braucht streng genommen kein Mensch, da der Scooter über eine Automatik verfügt – stören tut er allerdings auch nicht.

Ein Renn-Scooter ist der biedere Yager trotz seines Kürzels «GT» außerdem nicht – aber dank des niedrigen Leergewichts von 145 Kilogramm kommt man trotzdem flott voran. Vor allem im Stadtverkehr überzeugt der Taiwanese mit spielerischem Handling. Zudem sorgen Scheibenbremsen in den Dimensionen 240 Millimeter (vorne), beziehungsweise 200 Millimeter (hinten) für kräftigen Umkehrschub.

Für all das verlangt Kymco 2475 Euro. Kein Superschnäppchen, aber ein fairer Preis für einen Roller, der sich durch seine solide Verarbeitung deutlich von Baumarkt-Konkurrenten abhebt. Zudem steht der flüssigkeitsgekühlte Einzylinder in dem Ruf, solide und zuverlässig zu sein. Auch sparsam ist er. Dies allerdings nur im Stadtverkehr. Wer längere Strecken überland bei Vollgas zurücklegt, der sieht sich schnell mit Verbräuchen um die fünf Liter konfrontiert. Schade eigentlich, denn gerade auf langer Strecke kann der Roller durch seinen hohen Reisekomfort überzeugen. Wer nach Anerkennung sucht, der muss allerdings zurück in die Stadt. Die nächste Blechlawine vor einer Ampel ist sicherlich schnell gefunden.

kat/ivb/news.de

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