Sergej Lawrow: Kompromissloser Auftritt bei Rückkehr - Putins Außenminister entsetzt mit Nazi-Vorwurf
Russlands Außenminister Sergej Lawrow rechtfertige erneut Putins Angriff auf die Ukraine. Bild: picture alliance/dpa | Jesus Vargas
Von news.de-Redakteur Martin Gottschling
13.11.2025 06.42
- Sergej Lawrow mit erstem öffentlichen Auftritt seit einigen Tagen
- Russischer Außenminister behauptet, Wolodymyr Selenskyj sei ein "Nazi"
- Entmilitarisierung und Entnazifizierung der Ukraine laut Lawrow weiterhin Moskaus Kriegsziele
- Empörung über Aussagen des Putin-Verbündeten in den sozialen Medien
Zuletzt gab es Spekulationen über eine mögliche Entlassung des russischen Außenministers Sergej Lawrow. Tagelang war der 75-Jährige von der Bildfläche verschwunden, nachdem er Berichten zufolge hauptverantwortlich für die Absage eines geplanten Treffens zwischen Kremlchef Wladimir Putin und US-Präsident Donald Trump gewesen sein sollte. Moskau dementierte die Gerüchte. Am Dienstag, dem 11. November, tauchte Lawrow erneut vor Kameras auf und verlas laut "Welt" eine Erklärung im russischen Staatsfernsehen. Dabei zeigte er sich kompromisslos.
Sergej Lawrow erhebt Nazi-Vorwürfe gegen Wolodymyr Selenskyj
Ein Ausschnitt seines Auftritts wurde auf dem X-Kanal des estnischen Bloggers "WarTranslated" veröffentlicht. Lawrow stellte klar, dass die Entmilitarisierung und Entnazifizierung der Ukraine zwingende Voraussetzungen für eine Beendigung des Krieges bleibe. Zudem betrachte er es als wesentlich, dass die Ukraine nicht der Nato beitritt und der "Schutz der Rechte der Russen und russischsprachigen Bevölkerung sowie der ukrainisch-orthodoxen Kirche" gewährleistet werde. Er warf dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj vor, ein "Nazi" zu sein:
- "Und Putin betrachtet Selenskyj ebenfalls als Nazi. Nun ja, wo sind denn die Beweise für das Gegenteil? Selenskyj posiert regelmäßig vor Fernsehkameras und ehrt Kämpfer aus Asow und anderen Nazi-Bataillonen, die die Insignien Nazi-Deutschlands auf ihren Ärmeln tragen. Wie sonst könnte man diese Person behandeln?", so der Außenminister.
Wladimir Putins Außenminister rechtfertigt erneut den Ukraine-Krieg
Anton Geraschtschenko, früherer Berater des ukrainischen Innenministers, teilte einen weiteren Ausschnitt von Lawrows Rede auf X. Dabei ergänzte Putins Außenminister:
- "Insbesondere Deutschland hat einen Prozess der Entnazifizierung und Reue durchlaufen. Leider haben wir heute – vielleicht sogar beginnend mit Deutschland selbst – das Gefühl, dass diese Reue nur noch sehr wenig bedeutet."
Laut der russischen Nachrichtenagentur Tass gab Lawrow zudem erneut dem Westen die Schuld am Ukraine-Krieg:
- "Es war die Europäische Union, die den Maidan auslöste, und es war die Europäische Union, die den Slogan prägte, die Ukraine gehöre zu Europa, nicht zu Russland."
Moskau habe seine Maßnahmen "aus purer Notwendigkeit und nach Erschöpfung aller Reserven ergriffen". Eigene Verantwortung für den Krieg wies er zurück. Schuldeingeständnisse? Fehlanzeige.
Sergej Lawrow empört mit Propaganda
Lawrow blieb bei der seit Beginn der Invasion verbreiteten Kreml-Propaganda, die Ukraine müsse von Nazis befreit werden und es habe eine unmittelbare Bedrohung durch den Westen für Russland gegeben. Konkrete Belege für seine Aussagen lieferte der Außenpolitiker erneut nicht.
Vor allem sein Nazi-Vorwurf gegen Selenskyj empörte viele andere X-Nutzer. Kommentare dazu lauteten etwa:
- "Dieser Mann hat keine Ahnung, was ein Nazi ist, oder er benutzt das Wort als Propaganda."
- "Absolute Projektion. Sie haben sogar den Begriff 'Nazi' neu erfunden, um ihn ihrer Erzählung anzupassen – für sie bedeutet er einfach 'jeder, der gegen Russland ist'. So machen sie uns alle in den Augen ihrer gehirngewaschenen Anhänger zu Nazis."
- "Er benutzt das Wort so leichtfertig, dass er nicht einmal mehr versteht, was es überhaupt bedeutet, aber er hält das patriotische Kriegsthema aufrecht, um sein Volk dazu zu bringen, für ihn zu sterben."
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