Joachim Krause: Analyst prophezeit: "Dann würde Russland pulverisiert werden"
Laut Sicherheitsexperte Joachim Krause verschlechtern sich die Kriegsbedingungen für Wladimir Putin stetig. Bild: dpa/Pool Sputnik Kremlin/Vladimir Smirnov
Erstellt von Ines Fedder
10.11.2025 08.07
Im Gespräch mit dem Nachrichtensender "Ntv" ordnet Sicherheitsexperte Joachim Krause, Herausgeber der SIRIUS (Zeitschrift für strategische Analysen) und frühere Direktor des Instituts für Sicherheitspolitik der Universität Kiel, das aktuelle Geschehen im Ukraine-Krieg ein. Der Experte kritisiert dabei deutlich die Verhandlungstaktik des US-Präsidenten Donald Trump und mahnt dazu, die Drohgebärden von Wladimir Putin nicht allzu ernst zu nehmen.
Donald Trump verhandelt mit Putin: Er hat zu viel Schaden angerichtet
Im Gespräch mit "Ntv" findet Krause deutliche Worte, wenn es um den US-Präsidenten geht: Seine "Friedensdiplomatie" habe "mehr Schaden angerichtet als irgendetwas genutzt hat", so der Experte. Angesprochen auf die zunächst angekündigte Lieferung von Tomahawk-Marschflugkörpern an die Ukraine, die nur kurze Zeit später wieder zurückgenommen wurde, ist sich der Experte sicher: Trump habe nur ein Druckmittel gesucht. Mehr noch: Die europäischen Politiker:innen hatten den US-Präsidenten ständig davon überzeugen müssen, "nicht irgendeine schmutzige Vereinbarung mit Wladimir Putin zu schließen".
Ein Teil dieser "Druckmittel-Politik" sei auch die Ankündigung Trumps, Atomwaffentests wieder einführen zu wollen. "Bei Trump weiß man wirklich nicht, was er damit meint", so Krause. Putin selbst habe lediglich Nuklearwaffenträger getestet - zuletzt stellte Putin den Atomwaffenträger "Poseidon" vor.
Trump will der Öffentlichkeit Ergebnisse präsentieren
Die USA hingegen habe ihre Atomwaffen bereits ausgiebig getestet und sind heute "in der Lage", zu wissen, "wie sie funktionieren". "Dazu braucht man keine Tests mehr", erklärt der Sicherheitsexperte im Interview. ""Man hat das Gefühl, Trump will auch an die Öffentlichkeit gehen mit irgendwelchen Ergebnissen, wie Putin es getan hat", mutmaßt Krause, der für diese Art von Abschreckungspolitik wenig Verständnis hat.
Und vielleicht braucht es das auch gar nicht. Denn: Laut dem Experten stünde Wladimir Putin derzeit mit dem Rücken zur Wand.
Wladimir Putin: "So sieht kein erfolgreicher Militärführer aus"
Laut Krause gehe es im Ukraine-Krieg für Wladimir Putin einfach nicht voran. Seit zwei Jahren versuche Putin inPokrowsk einen Erfolg zu erringen. DieStadt im Osten der Ukraine in der Region Donezk im Donbass galt einst als wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Russische Truppen konnten hier jedoch nie einen nennenswerten Erfolg verzeichnen. "So sieht ja ein erfolgreicher Militärführer aus", sagt Joachim Krause. Daher müsse Putin auf andere Weise "Eindruck erwecken".
Wladimir Putins Atomdrohungen von "merkwürdiger Natur"
Und dabei bedient sich der Kreml immer wieder fortwährende atomare Drohungen, die der Experte als Bluff enttarnt. "Die Drohungen sind etwas merkwürdiger Natur. Sollte Putin diese Waffen gegen die USA einsetzen, dann würde Russland pulverisiert werden. Ich glaube nicht, dass er das vorhat."
Kriegsbedingungen für den Kreml verschlechtern sich stetig
Krause sieht Wladimir Putin im Zugzwang. "Im Augenblick sind sie im Kreml alle sehr nervös, weil es nicht so läuft, wie es laufen sollte und weil die Bedingungen, unter den der Krieg weitergeführt werden kann, immer schlechter werden." Und genau hier liegt eine mögliche Strategie der Ukraine. Die Ukraine müsse die "Abnutzung der russischen Streitkräfte" und die "Zerstörung der russischen Erdölexport-Industrie" vorantreiben, um die Bedingungen Russlands weiter zu verschlechtern.
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