Bruno Kahl: "Hoffen sehr, dass das nicht stimmt": Geheimdienstchef warnt vor Putins Nato-Plan
BND-Chef Bruno Kahl glaubt, dass Russland die Einheit des Westens testen will. Bild: picture alliance/dpa | Britta Pedersen
Erstellt von Martin Gottschling
08.03.2025 13.06
- BND-Chef warnt vor weiteren Angriffen durch Putin
- Laut Bruno Kahl gibt es in Russland Überlegungen, den Nato-Artikel 5 zu testen
- Er warnt Europa vor einer Erpressung
Europa will enger zusammenrücken, um die weggefallene US-Unterstützung für die Ukraine auszugleichen. Donald Trump stoppte seine Militärhilfen, auch auf Geheimdienstinformationen von den Staaten muss Kiew im Kampf gegen Russland vorerst verzichten. Hat Wladimir Putin nun freie Bahn in der Ukraine? Und welche Pläne verfolgt der Kremlchef in der Zukunft? Dazu äußerte sich jetzt auch der Präsident des Bundesnachrichtendienstes (BND) Bruno Kahl. Er trifft eine beunruhigende Prognose.
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Wladimir Putin könnte Nato-Artikel 5 testen laut BND-Präsident Bruno Kahl
Nach Einschätzung des BND-Chefs will Russland die Einheit des Westens auf die Probe stellen - insbesondere mit Blick auf den Nato-Beistandsartikel. In Russland gebe es Überlegungen, den Artikel 5 zu testen in seiner Zuverlässigkeit, sagte Bruno Kahl der Deutschen Welle. "Wir hoffen sehr, dass das nicht stimmt und dass wir nicht in die Verlegenheit kommen, dass es getestet wird, aber dass es Russland will, uns testen, die Einheit des Westens auf die Probe zu stellen, davon müssen wir ausgehen", sagte er.
Hintergrund: Die Nato setzt als Verteidigungsbündnis auf das Prinzip Abschreckung, und dafür ist vor allem Artikel 5 des Nordatlantikvertrags relevant. Er regelt die Beistandsverpflichtung in der Allianz und besagt, dass ein bewaffneter Angriff gegen einen oder mehrere Alliierte als ein Angriff gegen alle angesehen wird.
Wann Russland den Beistandsartikel austesten könnte, hängt nach Kahls Worten auch vom Verlauf des Ukraine-Krieges ab. Wenn dieser früher zum Stillstand komme als 2029 oder 2030, sei Russland auch früher in der Lage, mit seinen technischen, materiellen und personellen Mitteln eine Drohkulisse gegen Europa aufzubauen.
Geheimdienstchef warnt Europa vor Erpressung durch Russland
"Und da kann es auch sein, dass eine konkrete Gefährdung, eine Erpressung vielleicht von russischer Seite aus gegenüber den Europäern früher stattfindet, als wir das früher berechnet haben", sagte Kahl. "Ein frühes Kriegsende in der Ukraine befähigt die Russen, ihre Energie dort einzusetzen, wo sie sie eigentlich haben wollen, nämlich gegen Europa."
Russland habe eine künftige Weltordnung vor Augen, wie sie Ende der 1990er Jahre in Europa bestanden habe - mit einem Zurückdrängen des Schutzes der Nato und einer Ausdehnung der Einflusssphäre Russlands in Richtung Westen - am besten ohne die Amerikaner in Europa, sagte Kahl.
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