TV

Wortgefecht bei "Markus Lanz": SPD-Mann giftet in ZDF-Talk gegen Merz' "Herbst der Reformen"

Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident und stellvertretende SPD-Bundesvorsitzende Alexander Schweitzer hat sich bei "Markus Lanz" im ZDF abfällig über den Reformkurs von Bundeskanzler Merz geäußert. Bild: picture alliance/dpa | Harald Tittel

  • Artikel teilen:
  • SPD-Vize Schweitzer ätzt bei Markus Lanz gegen "Herbst der Reformen"
  • Bundeskanzler bekommt Gegenwind von Koalitionspartner im ZDF-Talk
  • Markus Lanz liefert sich Wortgefecht mit Alexander Schweitzer

Friedrich Merz hat gerade erst den Startschuss für seinen "Herbst der Reformen" gegeben, schon kracht es in der Bundesregierung gewaltig. Beim ZDF-Talk von und mit Markus Lanz ging es am 23. September 2025 munter weiter, als der rheinland-pfälzische Ministerpräsident und stellvertretende SPD-Bundesvorsitzende Alexander Schweitzer gegen den Bundeskanzler und seine Reformpläne giftete.

SPD-Vize giftet gegen Friedrich Merz' "Herbst der Reformen" im ZDF-Talk von Markus Lanz

Alexander Schweitzer hat in der ZDF-Sendung "Markus Lanz" heftige Kritik am Reformkurs von Bundeskanzler Friedrich Merz geübt. Besonders der Begriff "Herbst der Reformen" stieß bei Schweitzer auf Ablehnung. "Ich finde es total schwierig, dass den Sommer über manche einfach rhetorisch die Backen so vollgemacht haben und sich selber die Hürden so wahnsinnig hoch gelegt haben", erklärte der SPD-Politiker in der dienstäglichen Talkrunde.

Schweitzer warf der CDU-Führung vor, große Ankündigungen ohne konkrete Umsetzungspläne zu machen. Die Verantwortlichen im Konrad-Adenauer-Haus hätten "große Wortgetüme" erfunden, wüssten aber vermutlich selbst nicht, wie diese realisiert werden sollten. Moderator Markus Lanz zeigte sich überrascht von der deutlichen Distanzierung des SPD-Vize vom eigenen Koalitionspartner.

Vizekanzler Klingbeil fordert "unbequeme Entscheidungen" im Bundestag

Während Alexander Schweitzer bei Lanz die Reformrhetorik kritisierte, schlug Vizekanzler Lars Klingbeil im Bundestag andere Töne an. Der SPD-Chef und Finanzminister warnte vor einer strukturellen Schieflage der Bundesfinanzen und Milliardenlücken in der künftigen Haushaltsplanung. "Wir alle wissen, dass Reformen überfällig sind, bei der Bürokratie, beim Sozialstaat, in der Wirtschaft", betonte Vizekanzler Klingbeil in der Haushaltsdebatte.

Klingbeil mahnte zudem, dass ohne Lösungen für die Finanzprobleme Wohlstand, Sicherheit und gesellschaftlicher Zusammenhalt gefährdet seien. "Und wer glaubt, wir könnten einfach so weitermachen wie bisher, der irrt sich", warnte er. Klingbeil plädierte für einen effizienteren und zukunftsfesten Sozialstaat sowie Reformen, die Beschäftigung fördern und Wachstum generieren.

Widersprüchliche SPD-Signale zur Reformagenda von Bundeskanzler Merz

Die unterschiedlichen Botschaften der SPD-Spitze offenbaren die internen Spannungen beim Thema Sozialstaatsreform. Während Parteichef Klingbeil im Bundestag für tiefgreifende Veränderungen wirbt und davon spricht, dass es "wehtun" werde, distanziert sich sein Stellvertreter Schweitzer öffentlich von der Reformrhetorik des Koalitionspartners.

Bei Lanz verwies der Moderator explizit auf diese Diskrepanz: "Ihr eigener Parteivorsitzender sagt: Also das wird jetzt wehtun." Schweitzer konterte, Klingbeil habe damit "einen realistischeren Blick" als die CDU-Strategen. Die SPD sendet damit gemischte Signale: Einerseits die Forderung nach schmerzhaften Einschnitten beim Sozialstaat, andererseits die Kritik an zu vollmundigen Reformankündigungen der Union.

Rhetorisches Duell bei "Markus Lanz": "Dicke Backen" gegen Reformversprechen

Die Auseinandersetzung zwischen Schweitzer und Lanz eskalierte beim Thema Rhetorik. Als der Moderator die SPD-Arbeitsministerin Bärbel Bas zitierte, die davon sprach, den Missbrauch beim Bürgergeld "einzudämmen", hakte er nach: "Ist das unser Anspruch? Bisschen eindämmen?" Schweitzer konterte, Missbrauch müsse generell bekämpft werden - auch wenn Einkommensmillionäre den Fiskus betrögen. Markus Lanz konfrontierte den SPD-Vize mehrfach mit dessen harter Distanzierung vom Koalitionspartner und fragte direkt: "Was haben Sie vor?" Schweitzer wies dies zurück und verwies auf die von der Regierung beschlossene Steuerreform. Die verbale Auseinandersetzung verdeutlichte die angespannte Atmosphäre zwischen den Koalitionspartnern, wobei Schweitzer wiederholt betonte, seine Kritik richte sich gegen die rhetorischen Übertreibungen der CDU-Führung.

"Herbst der Reformen" eingeläutet: Finanzlücken und Kommunikationschaos in der Koalition

Die schwarz-rote Regierung steht vor enormen fiskalischen Herausforderungen, während die Koalitionspartner völlig unterschiedliche Kommunikationsstrategien verfolgen. Laut Vizekanzler Klingbeil existieren Milliardenlücken in der Finanzplanung der kommenden Jahre, die dringende Maßnahmen erfordern. Gleichzeitig müsse massiv in Deutschlands Zukunft investiert und stark gespart werden - eine Botschaft, die laut dem Finanzminister "schwierig zu erklären" sei.

Die öffentlichen Auftritte der SPD-Spitzenpolitiker zeigen die Zerrissenheit der Partei: Während Klingbeil im Parlament für schmerzhafte Reformen wirbt, die Sozialausgaben senken und staatliche Einnahmen steigern sollen, greift sein Stellvertreter Schweitzer im Fernsehen die Reformankündigungen des CDU-Kanzlers als überzogene Rhetorik an. Diese widersprüchlichen Botschaften erschweren eine kohärente Regierungskommunikation erheblich.

Die komplette Sendung von "Markus Lanz" vom 23. September 2025 finden Sie als Wiederholung online in der ZDF-Mediathek.

Lesen Sie außerdem:

/news.de/dpa/stg

Themen

Erfahren Sie hier mehr über die journalistischen Standards und die Redaktion von news.de.