Sahra Wagenknecht: BSW-Chefin wirft Bundesvorsitz hin - diese Pläne hegt sie jetzt
Sahra Wagenknecht ist die längste Zeit Bundesvorsitzende des "Bündnis Sahra Wagenknecht" gewesen - wie geht es für die BSW-Gründerin nach dem Rückzug weiter? Bild: picture alliance/dpa | Fabian Sommer
Erstellt von Claudia Löwe
11.11.2025 00.35
- Sahra Wagenknecht gibt Bundesvorsitz ihrer Partei ab
- BSW künftig ohne namensgebende Partei-Gründerin an der Spitze
- Welche Pläne hat Sahra Wagenknecht nach dem Abschied als Vorsitzende?
Getuschelt wurde bereits seit Tagen, wie es im Bündnis Sahra Wagenknecht mit der namensgebenden Parteigründerin weitergeht. Nun hat Sahra Wagenknecht Klartext gesprochen und ihre Zukunftspläne publik gemacht: Sahra Wagenknecht gibt den Bundesvorsitz des BSW ab.
Sahra Wagenknecht schmeißt hin und gibt BSW-Bundesvorsitz ab
Das verkündete die 56-Jährige am 10. November 2025 auf einer Pressekonferenz in Berlin. Die Parteigründerin will sich künftig auf den Aufbau und die Leitung einer Grundwertekommission konzentrieren. Falls das Bündnis Sahra Wagenknecht doch noch in den Bundestag einziehen sollte, strebt sie den Fraktionsvorsitz an.
So geht es beim Bündnis Sahra Wagenknecht ohne die namensgebende Parteigründerin weiter
"Ich will das machen, was ich am besten kann. Ich konzentriere mich auf politische Inhalte und die Strategie", erklärte Wagenknecht gegenüber der "Bild"-Zeitung. Sie wolle den Kopf wieder frei haben für das, was dem BSW wirklich helfen könne.
Neue Doppelspitze im BSW ersetzt Sahra Wagenknecht
Ersatz hat Wagenknecht bereits zur Hand: Die bisherige Co-Vorsitzende Amira Mohamed Ali und der Europaabgeordnete Fabio De Masi sollen die neue Doppelspitze bilden. Beide gelten als enge Vertraute Wagenknechts und sollen deren politische Linie fortführen. Die Neuwahl ist für den Parteitag am 6. und 7. Dezember in Magdeburg geplant.
Namensänderung geplant: BSW steht bald nicht mehr für "Bündnis Sahra Wagenknecht"
Dort steht auch die bereits angekündigte Namensänderung der Partei zur Abstimmung. Das Kürzel BSW soll zwar erhalten bleiben, künftig aber nicht mehr für "Bündnis Sahra Wagenknecht" stehen. Als neuer Name wird "Bündnis Soziale Gerechtigkeit und Wirtschaftliche Vernunft" vorgeschlagen. Der Landesverband Rheinland-Pfalz favorisiert allerdings die griffigere Alternative "Bürger schaffen Wandel - Vernunft und Gerechtigkeit".
Trotz der aktuellen Schwierigkeiten hat sich die Partei ehrgeizige Ziele gesetzt. Bei den anstehenden Landtagswahlen will das BSW zumindest in Ostdeutschland flächendeckend in die Parlamente einziehen. Inhaltlich bleibt der Widerstand gegen Rüstungsausgaben und Ukraine-Hilfen das zentrale Thema, ergänzt durch Forderungen nach höheren Renten und einer strikteren Migrationspolitik.
BSW in der Krise: Verpasster Bundestagseinzug und interne Konflikte
Das BSW durchlebt derzeit seine schwerste Phase seit der Gründung. Bei der vorgezogenen Bundestagswahl im Februar 2025 scheiterte die Partei äußerst knapp an der Fünf-Prozent-Hürde. Obwohl das BSW um eine Neuauszählung kämpft, gelten die Erfolgsaussichten als gering. Die aktuellen Umfragewerte spiegeln die Krise wider: Bundesweit erreicht die Partei nur noch 3 bis 4 Prozent. Zusätzlich belasten interne Konflikte das BSW. In Brandenburg löste die Uneinigkeit über zwei Medienstaatsverträge eine Koalitionskrise aus. Die endgültige Entscheidung im Landtag steht noch aus. Besonders heftig tobt der Streit in Sachsen-Anhalt. Laut einem Bericht des "Stern" herrscht im dortigen Landesvorstand erbitterter Zwist. Ein Sonderparteitag soll über die strategische Ausrichtung für die Landtagswahl 2026 entscheiden.
Fehlende Bühne: BSW verlinkt ohne Präsenz im Bundestag in der Bedeutungslosigkeit
Der verpasste Bundestagseinzug hat gravierende Folgen für Wagenknechts politische Präsenz. Parteien außerhalb des Bundestags erhalten deutlich seltener Einladungen zu Talkshows, analysiert der Potsdamer Politikwissenschaftler Jan Philipp Thomeczek. Zudem diagnostiziert der BSW-Experte eine "gewisse Abnutzung" der oft kontroversen Thesen der Parteichefin. Die anfängliche Euphorie ist verflogen. "Das BSW wurde 2024 sehr hoch gejubelt. Das war einfach überschätzt", erklärt Thomeczek. Nach den beachtlichen Erfolgen bei der Europawahl und den ostdeutschen Landtagswahlen 2024 seien überzogene Erwartungen in das Projekt projiziert worden. Die Ernüchterung folgte prompt. Dennoch sieht der Parteienforscher Chancen für eine langfristige Etablierung des BSW. Die Partei besetze mit ihrer Mischung aus harter Migrationspolitik und starkem Sozialstaat eine politische Leerstelle.
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