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Ukraine-Krieg aktuell: Ukrainische Drohnenpiloten erhalten Bonus-Belohnung für abgeschossene Russen

Ukrainische Soldaten werden in "Army of Drones Bonus System" mit Punkten für Abschüsse russischer Soldaten belohnt (Symbolfotos). Bild: picture alliance/dpa/ukrin | Uncredited

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  • Ukraine-Soldaten mit Bonussystem belohnt
  • "Army of Drones Bonus System" würdigt Abschüsse russischer Ziele
  • Ukraine-Krieg aktuell: Ukrainische Soldaten trainieren in virtueller Welt für die Front

Seitdem Wladimir Putin seinen blutigen Angriffskrieg auf die Ukraine begann, sind drei Jahre und acht Monate ins Land gezogen, in denen sich die ukrainische Armee mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln gegen den Aggressor aus Russland zur Wehr setzt. Nicht nur an der Front werden die ukrainischen Soldaten für den Einsatz gegen Russland gedrillt: Berichten von "Politico", der "Berliner Zeitung" oder der "New York Post" zufolge wird den Ukraine-Kämpfern mit einem ungewöhnlichen Motivationssystem das Drohnen-Training schmackhafter gemacht.

"Army of Drones Bonus System" belohnt Ukraine-Soldaten für virtuelles Abschuss-Training

Wie der stellvertretende ukrainische Ministerpräsident Mychajlo Fedorow dem "Guardian"erklärte, erlebt ein Programm namens "Army of Drones Bonus System" in der ukrainischen Armee derzeit einen regelrechten Boom: In der stark an Videospiele erinnernden Anwendung wetteifern die Teilnehmer in der virtuellen Welt um Punkte, die sie im echten Leben für Drohnen, elektronische Kampfsysteme und andere Ausrüstung einlösen können. Das Prinzip ist simpel: Je mehr feindliche russische Soldaten eliminiert werden, desto mehr Drohnen erhält die Einheit für weitere Einsätze. Während im August 2025 noch 95 Einheiten bei "Army of Drones Bonus System" teilnahmen, nutzen mittlerweile rund 400 Drohneneinheiten das System. "Es ist bei den Einheiten wirklich beliebt geworden", so Mychajlo Fedorow.

Bonuspunkte für getötete russische Soldaten schaffen Anreiz für Drohnen-Kämpfer

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Allein im September 2025 haben die am Bonussystem teilnehmenden Drohneneinheiten 18.000 russische Soldaten getötet oder verwundet. Diese beeindruckende Bilanz zeigt die Effektivität des Belohnungsprogramms. "Je mehr Infanterie man tötet, desto mehr Drohnen bekommt man, um noch mehr Infanterie zu töten", beschreibt Fedorow den selbstverstärkenden Mechanismus. Das System schafft einen Kreislauf, bei dem erfolgreiche Einheiten kontinuierlich ihre Schlagkraft erhöhen können.

Die Verdopplung der Opferzahlen im Vergleich zum Vorjahr ist teilweise auf eine Anpassung des Punktesystems zurückzuführen: Die ukrainische Regierung erhöhte die Belohnung für getötete Infanteristen von sechs auf zwölf Punkte. Diese Änderung spiegelt die veränderten Prioritäten auf dem Schlachtfeld wider und zeigt, wie flexibel das System auf militärische Erfordernisse reagiert.

Ukraine-Soldaten trainieren Russen-Abschüsse für Bonuspunkte

Das Punktesystem folgt klaren Regeln: Für jeden getöteten russischen Infanteristen gibt es zwölf Punkte, die Eliminierung eines feindlichen Drohnenpiloten bringt 25 Punkte ein. Besonders lukrativ ist die Gefangennahme russischer Soldaten mithilfe von Drohnen - dafür werden satte 120 Punkte vergeben. Die gesammelten Punkte können die Soldaten im Online-Marktplatz "Brave1" einlösen, der wie ein militärisches Amazon funktioniert. Über 100 verschiedene Drohnentypen, autonome Fahrzeuge und weitere Ausrüstung stehen zur Auswahl. Eine Vampire-Drohne kostet beispielsweise 43 Punkte.

Wie bei einem echten Videospiel gibt es in "Army of Drones" eine Bestenliste, auf der Teams mit Namen wie "Achilles" oder "Phoenix" um die Spitzenplätze kämpfen. Die erfolgreichsten Einheiten haben bereits über 16.000 Punkte gesammelt - genug für Hunderte neue Kampfdrohnen.

Punkte-Belohnung für ukrainische Soldaten - Drohnen-Einsatz mit KI-Unterstützung

Das Bonussystem beschränkt sich nicht mehr nur auf Drohnenpiloten. Die Ukraine weitet das Programm auf Artillerie-, Aufklärungs- und Logistikeinheiten aus. Aufklärungsteams erhalten Punkte für das sogenannte "Uber-Targeting" - sie markieren Ziele auf einer digitalen Karte, woraufhin andere Einheiten diese angreifen. Besonders gefördert wird der Einsatz von Drohnen mit künstlicher Intelligenz, die Ziele vorschlagen und in den letzten Flugmomenten die Kontrolle übernehmen. Auch autonome Versorgungsfahrzeuge bringen Punkte ein, wenn sie anstelle von Menschen die Front beliefern. Fedorow zeigt sich bei der Preisgestaltung für Menschenleben mittlerweile "ziemlich emotionslos". Nach vier Jahren Krieg sei es reine technische Arbeit geworden. "Wenn man den Feind nicht aufhält, wird er die eigenen Soldaten töten", rechtfertigt er das System.

Mehr als nur ein Videospiel: So soll die ukrainische Armee vom Bonus-Training profitieren

Die besten Drohnenpiloten sind nicht unbedingt versierte Gamer. "Disziplinierte Menschen sind die besten Piloten", betont Jurij Fedorenko, Kommandeur der erfolgreichen Achilles-Einheit. Jüngere Soldaten hätten zwar mehr Ausdauer, doch Disziplin sei der entscheidende Faktor. Die Kommandeure warnen davor, das System als reines Spiel misszuverstehen. Bei russischen Offensiven ende der Wettbewerb sofort - dann arbeiten alle Einheiten zusammen, um ukrainische Leben zu schützen. "Wir müssen die Aufgabe erfüllen, nicht Punkte jagen", stellt Fedorenko klar.

Andrij Poltorazkyj, ein weiterer Einheitskommandeur, beschreibt den Wettbewerb als gesunden Ansporn statt als Unterhaltung. Die Drohnenpiloten operieren aus Verstecken zwischen 250 Metern und drei Kilometern von der Front entfernt, wo sie vor Bildschirmen sitzen und ihre tödlichen Einsätze teilweise mit Videospiel-Controllern steuern.

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