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Donald Trump: "Prozess wird unverzüglich beginnen!" US-Präsident kündigt Atomwaffentests an

Donald Trump will erstmals seit über drei Jahrzehnten wieder Atomwaffentests in den USA durchführen lassen. Bild: picture alliance/dpa/AP | Ng Han Guan

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  • Donald Trump will Atomwaffentests wieder aufnehmen
  • Laut US-Präsident ist dieser Schritt aufgrund der Testprogramme anderer Länder notwendig
  • Kurz zuvor hatte Wladimir Putin die atomareLangstreckenrakete Burewestnik getestet
  • Zweifel an Notwendigkeit von Trumps Plänen durch Experten
  • Innerhalb der Demokraten regt sich bereits Widerstand

Jahrzehntelang haben die USA auf Atomwaffentests verzichtet. Doch angesichts der aktuellen internationalen Bedrohungslage soll sich das nach dem Willen von Präsident Donald Trump wieder ändern. Experten und politische Gegner des Republikaners zweifeln am Sinn dieser geplanten Maßnahme und kündigen bereits Widerstand an.

Donald Trump kündigt Wiederaufnahme von Atomwaffentests an

Donald Trump hat am frühen Donnerstagmorgen (mitteleuropäischer Zeit) über seine Plattform Truth Social verkündet, dass die Vereinigten Staaten umgehend mit neuen Atomwaffentests beginnen werden. Der US-Präsident rechtfertigte diesen Schritt mit den nuklearen Testprogrammen anderer Nationen. Das von ihm kürzlich in Kriegsministerium umbenannte Verteidigungsministerium erhielt die Anweisung, Tests "auf gleicher Basis" durchzuführen. Im Wortlaut schrieb Trump:

"Die Vereinigten Staaten verfügen über mehr Atomwaffen als jedes andere Land. Dies wurde während meiner ersten Amtszeit erreicht, einschließlich einer vollständigen Modernisierung und Erneuerung der bestehenden Waffen. Aufgrund der enormen Zerstörungskraft habe ich es gehasst, dies zu tun, aber ich hatte keine andere Wahl! Russland liegt an zweiter Stelle und China weit abgeschlagen an dritter Stelle, wird aber innerhalb von fünf Jahren aufholen. Aufgrund der Testprogramme anderer Länder habe ich das Kriegsministerium angewiesen, mit der Erprobung unserer Atomwaffen auf gleicher Basis zu beginnen. Dieser Prozess wird unverzüglich beginnen. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit in dieser Angelegenheit! PRÄSIDENT DONALD J. TRUMP."

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Wladimir Putin testete kurz zuvor Langstreckenrakete Burewestnik

Die Ankündigung erfolgte nur wenige Tage, nachdem Wladimir Putin den erfolgreichen Test der atomaren Langstreckenrakete Burewestnik bekannt gegeben hatte. Das russische Waffensystem legte bei einem Manöver am 21. Oktober eine Strecke von 14.000 Kilometern zurück. Moskau hatte zudem die mit nuklearem Antrieb ausgestattete Unterwasserdrohne "Poseidon" getestet, die laut russischen Militärkreisen mit einem Atomsprengkopf bestückt werden kann.

Die russische Demonstration militärischer Stärke diente offenbar als Auslöser für Trumps Entscheidung. Bei einer Besprechung mit dem Generalstab unterstrich Putin die nukleare Schlagkraft Russlands. Allerdings handelte es sich beim Burewestnik-Test um die Erprobung eines Trägersystems, nicht um einen Atomwaffentest im eigentlichen Sinne.

Donald Trump weicht Fragen zu geplanten Atomwaffentests aus

Welche Atomwaffen die USA konkret testen wollen und um welche Art von Tests es sich handeln soll, ließ Trump offen. Die Verkündung erfolgte ausgerechnet kurz vor seinem Treffen mit Chinas Staatschef Xi Jinping in Südkorea. Während des Gipfels wich der US-Präsident Journalistenfragen zu den geplanten Atomwaffentests aus.

Der letzte amerikanische Atomtest fand am 23. September 1992 auf dem heutigen Nevada National Security Site statt. Damals verkündete George H. W. Bush ein Moratorium für unterirdische Atomtests. Gemeinsam mit Russland und China hielten sich die USA seither an diese Selbstverpflichtung.

Sollten die Vereinigten Staaten tatsächlich nach über drei Jahrzehnten wieder Atomwaffen testen, befürchten Beobachter einen Dominoeffekt. Andere Atommächte könnten dem amerikanischen Beispiel folgen und ebenfalls das informelle Testverbot aufkündigen.

Demokratin kündigt Widerstand gegen Trumps Pläne an, Experten zweifeln an Notwendigkeit

Im US-Parlament formiert sich bereits heftiger Widerstand gegen Trumps Atomtest-Pläne. Die demokratische Kongressabgeordnete Dina Titus aus Nevada kündigte auf der Plattform X an: "Absolut nicht. Ich werde ein Gesetz einbringen, um dem ein Ende zu setzen."

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Sicherheitsexperten halten die Tests für überflüssig. Gary Samore, ehemaliger Berater für Massenvernichtungswaffen unter Präsident Bill Clinton, erklärte dem "Wall Street Journal": "Ich glaube nicht, dass Tests notwendig sind, um die Zuverlässigkeit des US-Atomarsenals zu gewährleisten." Die Wiederaufnahme würde Russland und China in die Hände spielen, die neue Atomwaffenarten entwickeln und von Tests profitieren könnten.

Die National Nuclear Security Administration (NNSA) hatte noch 2024 bestätigt, dass keine technische Notwendigkeit für Atomtests bestehe. Die USA verfügen über ausgefeilte Computersimulationen und andere Testverfahren ohne Kettenreaktion, die das Arsenal zuverlässig überprüfen.

Nukleare Abrüstung in Gefahr: Atommächte lassen New-Start-Vertrag auslaufen

Die diplomatischen Aussichten für nukleare Abrüstung sind düster. Der New-Start-Vertrag, das letzte bedeutende Rüstungskontrollabkommen zwischen Washington und Moskau, läuft im Februar 2026 aus. Der Kreml erklärte kürzlich, eine Neuverhandlung sei zeitlich nicht mehr machbar. Gespräche über eine Nachfolgeregelung finden derzeit nicht statt.

Das 2010 geschlossene und 2021 letztmalig verlängerte Abkommen sieht eine Reduzierung von Atomsprengköpfen und Trägersystemen vor. Mit Trumps Ankündigung scheint eine Verlängerung oder Neuauflage in weite Ferne gerückt.

Trumps Behauptung in seinem Truth-Social-Beitrag, die USA besäßen mehr Atomwaffen als jedes andere Land, widerspricht den Fakten: Russland verfügt laut der International Campaign to Abolish Nuclear Weapons (ICAN) über mehr als 5.500 Sprengköpfe, während die USA 5.044 Atomwaffen besitzen. Washington investiert allerdings Milliardensummen in die Modernisierung seines nuklearen Arsenals.

USA führten 1992 letzte Atomtests durch

Weltweit existieren nach Angaben des Friedensforschungsinstituts Siprineun Atommächte: Neben den fünf ständigen UN-Sicherheitsratsmitgliedern (China, Frankreich, Großbritannien, Russland, USA) besitzen auch Indien, Pakistan, Nordkorea und Israel Atomwaffen. Die UN-Abrüstungsbeauftragte Izumi Nakamitsu warnte im April eindringlich: "Zu keiner Zeit seit der Hochphase des Kalten Krieges war das Risiko eines Einsatzes von Atomwaffen so hoch - und die Mechanismen, die ihren Einsatz verhindern sollen, so fragil." Sie kritisierte, wie schnell die Lehren des Kalten Krieges vergessen wurden.

Die USA führten zwischen 1945 und 1992 über 1.000 Atomtests durch, während China mit 45 Tests bis 1996 deutlich weniger Erfahrungsdaten sammelte. Seit 1998 zündete außer Nordkorea zwischen 2006 und 2017 kein Staat mehr Atomwaffen zu Testzwecken.

Der internationale Kernwaffenteststopp-Vertrag von 1996 wurde von Washington nie ratifiziert. Moskau zog seine Ratifizierung Ende 2023 als Reaktion zurück. Beide Länder verzichteten dennoch seit den 1990er-Jahren auf Kernwaffenversuche.

Die einzigen Atomwaffeneinsätze der Geschichte durch die USA - Hiroshima und Nagasaki 1945 - kosteten Schätzungen zufolge über 200.000 Menschen das Leben. Die genaue Opferzahl bleibt unbekannt, da viele erst an den Spätfolgen der Strahlung starben.

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/bua/news.de/dpa/stg

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