Friedrich Merz in Panik: Anti-AfD-Strategie der CDU - das plant der Bundeskanzler
Bundeskanzler Friedrich Merz hält an der Brandmauer zur AfD fest. Bild: picture alliance/dpa | Thomas Banneyer
Erstellt von Anika Bube
21.10.2025 06.42
- AfD im Höhenflug: In Ostdeutschland kratzt die Partei an der 40-Prozent-Marke – bundesweit liegt sie gleichauf mit der Union.
- Merz bleibt hart: Trotz interner Kritik will der CDU-Chef keine Öffnung Richtung AfD.
- Geheimplan im Grunewald: In einer zweitägigen Klausur legt die CDU ihre neue Linie im Umgang mit den Rechtspopulisten fest.
In Umfragen hat sich die AfD auf Augenhöhe mit der CDU katapultiert. Bei den Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern droht die Partei sogar mit 40 Prozent stärkste Kraft zu werden. Während Friedrich Merz eisern an der Brandmauer festhält, warnen parteiinterne Kritiker vor einem "politischen Teufelskreis", der die Christdemokraten in die Arme linker Koalitionspartner und ihre Wähler zur AfD treibt. Bei einer geheimen Klausurtagung im Berliner Grunewald wollte die CDU eine Strategie für den Umgang mit der AfD finden.
Friedrich Merz präsentiert Anti-AfD-Strategie
Am Montagvormittag (20.10.2025) präsentierte Bundeskanzler Friedrich Merz die Zwischenergebnisse der Geheimklausur bei einer Pressekonferenz. Der CDU-Politiker erklärt die AfD zum Hauptgegner der CDU. Im Präsidium der Christdemokraten gäbe es eine "vollkommen einvernehmliche Zustimmung" darüber, dass sich CDU und AfD "nicht nur in Details" unterscheiden, sondern grundlegend. "Wenn wir gemeinsam erfolgreich regieren, dann wird es keine sogenannte Alternative für Deutschland brauchen, und deswegen setzen wir dieser Miesmacher-Rhetorik der AfD ein anderes Bild entgegen", sagte der Kanzler weiter. "Die AfD lebt von Problemen, sie lebt von Problemen und nicht von Lösungen", ergänzt CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann.
Merz ist sich zudem sicher, dass ein wirtschaftlicher Aufschwung beim Kampf gegen die AfD helfen könne. Es gäbe "erste Anzeichen, dass die Wirtschaft wieder anspringt, aber das ist noch nicht genug", sagte Merz. "Die Menschen in Deutschland machen sich Sorgen", erklärt er weiter und verweist auf "hybride Angriff" und Drohnen-Attacken.
Für die bevorstehenden Landtagswahlen kündigt Merz an, dass die CDU überall gewinnen wolle. Wenn das misslinge, müsse der Umgang mit den Wahlergebnissen diskutiert werden. "Bis dahin führen wir Wahlkampf", kündigte der Kanzler an. An seiner Anti-AfD-Strategie sei nichts neu. Seiner Meinung nach müsse man nicht in jeder Präsidiumssitzung etwas Neues entscheiden. Zuvor hatte er noch erklärt, dass sich die CDU stärker von der AfD abgrenzen wolle.
AfD auf Augenhöhe mit der Union: CDU plant Umgang mit der teils als gesichert rechtsextrem eingestuften Partei in geheimer Klausur
Die Christdemokraten sehen sich mit einer dramatischen Entwicklung konfrontiert: In bundesweiten Erhebungen erreicht die AfD mittlerweile 25 bis 27 Prozent und liegt damit gleichauf mit der Union. Besonders bedrohlich ist die Lage in den ostdeutschen Bundesländern, wo 2025 gewählt wird. In Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern führt die AfD die Umfragen mit Werten um 40 Prozent deutlich an.
Friedrich Merz hatte 2018 noch versprochen, die AfD zu halbieren und die Union auf 40 Prozent zu führen. Die Realität zeigt das Gegenteil: Die Werte der Rechtspopulisten haben sich seither nahezu verdoppelt. Der Kanzler bezeichnet die AfD nun als "Hauptgegner" und prognostiziert, die anstehenden Wahlkämpfe würden sich auf die Frage "die oder wir" zuspitzen.
"Jedenfalls nicht unter mir als Parteivorsitzendem!" Friedrich Merz hält an Brandmauer zur AfD fest
Friedrich Merz stellte vor der Klausur unmissverständlich klar, dass es unter seiner Führung keine Aufweichung der Brandmauer geben wird. Bei einem Auftritt in seinem Wahlkreis im Sauerland betonte er, die AfD stelle alles infrage, was Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten stark gemacht habe. "Es gibt zwischen der CDU und der AfD keine Gemeinsamkeit", erklärte der Kanzler.
Dennoch mehren sich kritische Stimmen aus den eigenen Reihen. Der frühere CSU-Generalsekretär Karl-Theodor zu Guttenberg warnte, eine "Entzauberung gelingt nicht durch Boykott". Ex-CDU-Generalsekretär Peter Tauber kritisierte, dass reine Stigmatisierung nicht zum Verschwinden der AfD führe. Der Historiker Andreas Rödder, einst Vorsitzender der CDU-Grundwertekommission, sieht die Union sogar in einem "politischen Teufelskreis" gefangen - gezwungen zu Koalitionen mit linken Parteien, wodurch sie Wähler an die AfD verliere.
Sicherheit statt Schutzlosigkeit
Die Union plant drei konkrete Maßnahmenpakete zur Profilschärfung. Ein verschärftes Bundespolizeigesetz soll Sicherheitsbehörden mehr Befugnisse im Kampf gegen Cyberangriffe, Spionage, Sabotage und Drohnenattacken aus Russland einräumen. Die CDU-Führung will damit effektivere Abwehrmöglichkeiten gegen hybride Bedrohungen schaffen.
Ein "Pakt für Bevölkerungsschutz" soll den Bürgern mehr Sicherheit im Ernstfall garantieren. Die Vorschläge umfassen den Ausbau von Schutzräumen und bessere Notfallvorsorge bei der Vorratshaltung. Diese Maßnahmen sollen gemeinsam mit den Ländern umgesetzt werden.
Als drittes Element plant die Union eine engere Verzahnung der Nachrichtendienste. BND, MAD und Verfassungsschutz sollen künftig schneller Informationen mit anderen Behörden auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene austauschen können. Datenschutzhürden und Abhörverbote sollen dafür gelockert werden.
SPD macht Brandmauer zur Koalitionsfrage
SPD-Chef Lars Klingbeil erhöht den Druck auf die Union und erklärt die strikte Abgrenzung zur AfD zur Bedingung für die Regierungszusammenarbeit. Der Vizekanzler verlangt von allen Verantwortungsträgern in der CDU ein klares Bekenntnis gegen jegliche Form der Kooperation mit den Rechtspopulisten - sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene.
"Diese Festlegung war für uns eine Eintrittsbedingung in die Bundesregierung", betonte Klingbeil gegenüber der "Bild am Sonntag". Er nehme wahr, dass einige in der CDU versuchten, die klare Abgrenzung aufzuweichen. "Das muss dringend gestoppt werden", forderte der SPD-Vorsitzende.
Heute wollen Merz und CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann auf einer Pressekonferenz die Ergebnisse ihrer zweitägigen Strategieberatungen vorstellen. Die "Berliner Erklärung" soll dann die neue Linie der Union im Umgang mit der AfD festschreiben.
Weitere Meldungen rund um Friedrich Merz und die AfD finden Sie hier:
- Eklat im Bundestag: Klöckner droht Weidel mit Mikrofon-Abschaltung
- Absolute Mehrheit in Sicht – aber die AfD weiß nicht, wie sie regieren soll
- Umfrage-Debakel für CDU/CSU - Weidel triumphiert über abgestürzten Kanzler
- "Die AfD muss nicht viel machen!" Umfrage-Experte rechnet mit Merz-Regierung ab
- Mysteriöse Todesfälle überschatten Kommunalwahl - AfD wittert Verschwörung