Nach russischen Luftraumverletzungen: EU zündet Abwehr-Offensive gegen Putin-Drohnen
Europa rüstet sich gegen Bedrohungen aus der Luft auf. Bild: picture alliance/dpa | Oliver Berg
Erstellt von Anika Bube
16.10.2025 08.54
- EU startet "European Drone Defence Initiative" – erste Systeme sollen 2026 einsatzbereit sein, das Gesamtsystem bis 2027.
- Deutschland will bei der europäischen Luftverteidigung führen – Pistorius plant 10 Milliarden Euro für Drohnen.
- Brüssel macht Druck nach russischen Luftraumverletzungen – Experten warnen vor technischen und politischen Hürden.
Unter dem Eindruck russischer Luftraumverletzungen macht Brüssel Tempo bei der Drohnenabwehr: Deutschland und die anderen EU-Staaten sollen noch dieses Jahr eine neue Initiative auf den Weg bringen. Erste Bausteine der gemeinsamen Abwehr sollen bis Ende 2026 einsatzfähig sein, das komplette System bis Ende 2027.
EU-Drohnenabwehr: Tempo in Brüssel nach russischen Luftraumverletzungen
Die Europäische Kommission peilt an, dass die Staats- und Regierungschefs noch 2025 eine entsprechende Initiative billigen. Danach könnte die gemeinsame Beschaffung von Überwachungs- und Abwehrtechnik beginnen - mit einem klaren Zeitplan für 2026/2027.
Die anfängliche Idee eines "Drohnenwalls" wurde bewusst aufgegeben; offiziell heißt das Projekt nun neutral "European Drone Defence Initiative". Ein mehrschichtiges Hightech-System zur Erkennung, Verfolgung und Neutralisierung feindlicher Drohnen, das auch Angriffe gegen Bodenziele durchführen können soll.
"Die jüngsten wiederholten Verletzungen des Luftraums von EU-Mitgliedstaaten haben die Dringlichkeit verdeutlicht, eine flexible, reaktionsschnelle und moderne europäische Fähigkeit zur Abwehr unbemannter Luftfahrzeuge zu schaffen", heißt es in dem Fahrplan.
Die Planung betont, dass besonders die östlichen Mitgliedstaaten an der Grenze zu Russland und Belarus gefährdet sind — doch Zwischenfälle in Dänemark, Deutschland und anderen Staaten hätten gezeigt, dass jeder betroffen sein könne. Unter anderem waren wegen Drohnen-Sichtungen Flughäfen in Alarmbereitschaft; zeitweise musste Flugverkehr eingestellt werden.
Deutschland will Führung bei Luftverteidigungsprojekt
Verteidigungsminister Boris Pistorius hat angekündigt, Deutschland wolle beim "European Air Shield" die Führung übernehmen. Zugleich plant die Bundesrepublik nach seinen Angaben Investitionen in Höhe von rund 10 Milliarden Euro in Drohnen aller Art - also auch Angriffsdrohnen. Ob Deutschland die vorgeschlagenen gemeinschaftlichen Beschaffungsquoten (mindestens 40 Prozent bis Ende 2027) vollständig mitträgt, ließ Pistorius zunächst offen.
Neben der Drohneninitiative sollen weitere Programme vorgestellt werden: die "Eastern Flank Watch" zur Stärkung der Verteidigungsfähigkeit an der Ostflanke, das "European Air Shield" für eine robuste Luftverteidigung und das "European Defence Space Shield" zum Schutz europäischer Satelliten. Alle Projekte sollen Nato-kompatibel und geografisch offen entwickelt werden.
Analysten und Branchenkreise warnen: Technisch und politisch ist die Aufgabe anspruchsvoll. Kosten, Integration mit Nato-Systemen und die Frage, wie viel Souveränität Staaten an die EU abgeben wollen, bleiben strittig — große Mitgliedstaaten sind hier zurückhaltender als die Ostsee-Anrainer. Trotzdem treibt Brüssel die Zeitpläne voran.
Geplant ist zudem ein jährlicher Überwachungsbericht ("Annual Defence Readiness Report"), der Fortschritte bei der Erreichung der Ziele dokumentieren soll. EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas betonte, der Fahrplan werde helfen, bis 2030 verteidigungsbereit zu sein.
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