Nach "hybriden Angriffen" in Dänemark: Drohnenschwarm über Schleswig-Holstein befeuert Spionage-Verdacht
Sichtungen von unbekannten Drohnen im europäischen Luftraum nehmen zu - auch über Schleswig-Holstein kreisten die Flugobjekte bereits (Symbolfoto). Bild: picture alliance/dpa | Marcus Golejewski
Erstellt von Claudia Löwe
28.09.2025 06.57
- Nächtliche Drohnen-Sicherungen über Schleswig-Holstein
- Luftraum-Verletzungen in Dänemark und anderen Ländern nehmen zu
- Ermittlungen zu Drohnen laufen - war es Spionage im Auftrag von Wladimir Putin?
In der Nacht auf den 26. September 2025 wurden mehrere Drohnen über Schleswig-Holstein gesichtet. Die Vorfälle werden derzeit von den Behörden untersucht, wobei der Fokus auf möglichen Spionage- und Sabotageaktivitäten liegt.
Drohnen-Sichtungen über Schleswig-Holstein sorgen für Beunruhigung - Ermittlungen eingeleitet
Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack bestätigte die Sichtungen und kündigte eine deutliche Verstärkung der Drohnenabwehr an. "Unter anderem aufgrund der jüngsten Vorkommnisse in Dänemark und anderen europäischen Ländern befindet sich Schleswig-Holstein mit Bund und Bundeswehr in intensiver und fortlaufender Abstimmung", erklärte die CDU-Politikerin.
Die Landespolizei arbeitet eng mit den norddeutschen Bundesländern zusammen, um die Abwehrmaßnahmen zu koordinieren. Konkrete Einzelheiten zu den laufenden Ermittlungen wollte die Ministerin nicht nennen. Sie betonte jedoch, dass der Ausbau der Drohnenabwehr eine gesamtstaatliche Aufgabe sei, bei der alle Ebenen ihre Anstrengungen intensivieren müssten.
Dänemark meldet "schwersten Angriff auf kritische Infrastruktur" - steckt Putin hinter den Drohnen-Manövern?
Die Drohnenvorfälle in Schleswig-Holstein stehen in direktem Zusammenhang mit einer Serie von Zwischenfällen im Nachbarland Dänemark. Dort führten Drohnensichtungen am Abend des 15. September zur mehrstündigen Vollsperrung des Hauptstadtflughafens Kopenhagen. Zwei Tage später musste auch der Luftraum über dem Flughafen Aalborg gesperrt werden. Die dänische Regierung wertet die Vorfälle als "hybriden Angriff" und sprach vom "bislang schwersten Angriff auf kritische Infrastruktur". Nach Einschätzung der Ermittler steckt ein professioneller Akteur mit entsprechenden Fähigkeiten hinter den Drohnenflügen, der gezielt Unruhe im Nato-Mitgliedsstaat stiften will - weder Russland noch Wladimir Putin wurden dabei konkret als Drahtzieher ins Spiel gebracht, die Identität der Verantwortlichen ist weiterhin ungeklärt. Die zeitliche Nähe und geografische Verbindung zwischen den Vorfällen in Dänemark und Schleswig-Holstein deuten jedoch auf einen koordinierten Vorgang hin.
Russische Kampfjets und mysteriöse Drohnen alarmieren Ostsee-Anrainer
Die Spannungen im Ostseeraum verschärfen sich weiter. Vor Lettlands Küste identifizierten ungarische Nato-Abfangjäger fünf russische Militärmaschinen - darunter drei MiG-31 sowie je eine Su-30 und Su-35. Die Kampfjets missachteten internationale Flugsicherheitsvorschriften.
Auch Schweden meldete am Abend des 25. September verdächtige Flugobjekte nahe der Marinebasis Karlskrona. Die Polizei leitete Ermittlungen ein. Besonders brisant: Journalisten entdeckten das russische Kriegsschiff "Aleksandr Shabalin" ohne Ortungssignal vor der dänischen Küste - nur zwölf Kilometer von der Insel Langeland entfernt.
Das Schiff lag tagelang zwischen Langeland und Lolland. Die Position wirft Fragen auf: Die Entfernung zu den betroffenen Flughäfen und Militäranlagen liegt innerhalb typischer Drohnen-Reichweiten. Lettlands Verteidigungsminister Andris Spruds kündigte verstärkte NATO-Maßnahmen an.
EU plant "Drohnenwall" gegen hybride Bedrohungen
Die EU-Mitgliedsstaaten reagieren auf die eskalierende Lage mit konkreten Verteidigungsplänen. Am Freitag berieten Vertreter der acht an Russland oder die Ukraine grenzenden EU-Staaten sowie Dänemark und die Ukraine erstmals über einen gemeinsamen Schutzwall gegen Drohnen.
EU-Verteidigungskommissar Andrius Kubilius leitete die Videokonferenz, bei der erste Vorschläge zur Stärkung der Abwehrkapazitäten diskutiert wurden. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte Mitte des Monats einen europäischen "Drohnenwall" gefordert. "Notwendig ist eine gemeinsam entwickelte, gemeinsam eingesetzte und gemeinsam aufrechterhaltene europäische Einrichtung, die in Echtzeit reagieren kann", betonte von der Leyen. Die Initiative zielt darauf ab, eine koordinierte Antwort auf die zunehmenden hybriden Bedrohungen im europäischen Luftraum zu entwickeln.
Dänemark verschärft nach Drohnen-Vorfällen Grenzkontrollen zu Schleswig-Holstein
Die dänischen Behörden reagieren mit verstärkten Kontrollen an der Grenze zu Deutschland. Die Polizei kündigte am Freitag an, besonders die Grenzregion zu Schleswig-Holstein ins Visier zu nehmen. Grund sind die wiederholten Drohnenflüge im dänischen Luftraum. "Wir sind an der dänisch-deutschen Grenze in Süderjütland hinsichtlich des möglichen Transports von Drohnen über die Grenze besonders wachsam", teilte die Behörde auf X mit. Die Maßnahmen konzentrieren sich auf Süd- und Süderjütland, die direkt an Schleswig-Holstein grenzen. Die verschärften Kontrollen stehen in direktem Zusammenhang mit den Flughafensperrungen in Kopenhagen und Aalborg. Die Behörden prüfen, ob die Drohnen möglicherweise über die deutsche Grenze nach Dänemark gelangen.
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