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Kim Jong-un räumt Verluste ein: Nordkorea-Machthaber betrauert Kanonenfutter-Soldaten in Putins Krieg

Kim Jong-un hat erstmals in der Öffentlichkeit um nordkoreanischen Soldaten getrauert, die in Wladimir Putins Ukraine-Krieg ihr Leben ließen. Bild: picture alliance/dpa/kcna | -

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  • Wladimir Putin erhält Schützenhilfe aus Nordkorea
  • Kim Jong-un schickt 14.000 Soldaten an die Ukraine-Front - und gesteht erstmals Todesfälle ein
  • Nordkorea-Machthaber trauert öffentlich um getötete Landsleute im Ukraine-Krieg

Wladimir Putin hat in Kim Jong-un einen verlässlichen Verbündeten für seinen Ukraine-Krieg gefunden. Zuletzt hatten den Kreml-Chef und der nordkoreanische Machthaber im Sommer 2024 eine strategische Partnerschaft besiegelt, die auch militärischen Beistand einschließt, sollte eines der beiden Länder angegriffen werden.

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Kim Jong-un hilft Wladimir Putin im Ukraine-Krieg aus der Patsche - mit Waffen und Soldaten

Schon zuvor hatte Kim Jong-un Waffen - vor allem Artillerie und Raketen - für die russische Invasion der Ukraine geschickt. Nach dem Treffen sandte er auch Soldaten zur Rückeroberung der Landstriche im westrussischen Gebiet Kursk, die die Ukrainer zuvor bei einem überraschenden Gegenstoß eingenommen hatten. Nach Schätzungen des ukrainischen und auch des südkoreanischen Geheimdienstes waren bis zu 14.000 nordkoreanische Soldaten an den Gefechten beteiligt, von denen jedoch nicht alle den Fronteinsatz überlebten. Für Kim Jong-un Anlass genug, in aller Öffentlichkeit seiner Trauer um seine Soldaten Ausdruck zu verleihen.

Nordkorea-Machthaber gesteht Soldaten-Verluste an der Ukraine-Front ein und trauert öffentlich

Wie unter anderem "t-online.de" berichtet, nahm Nordkoreas Machthaber erstmals an einer öffentlichen Gedenkveranstaltung für im Ukraine-Krieg gefallene nordkoreanische Soldaten teil. Bei einer Propagandaveranstaltung in Pjöngjang ehrte Kim Jong-un nicht nur gefallene, sondern auch überlebende Kämpfer, die er Wladimir Putin zur Verstärkung an die Ukraine-Front geschickt hatte. Er verneigte sich vor Bildern toter Soldaten und zeichnete Überlebende mit Orden aus.

Die Zeremonie war von theatralischen Gesten geprägt. Soldaten weinten, als Kim sie umarmte. Der Machthaber selbst vergoss keine Tränen, inszenierte sich aber als fürsorglicher Anführer. Für internationale Beobachter dürfte die Veranstaltung wie eine typisch übertriebene nordkoreanische Propagandashow gewirkt haben.

Das Bemerkenswerte war jedoch Kims Eingeständnis selbst: Zum ersten Mal bestätigte Nordkorea offiziell, dass seine Truppen an Putins Seite kämpfen und sterben. Die zur Schau gestellte Trauer steht dabei im Widerspruch zur Realität - immerhin hat das Kim-Regime noch nie vor Menschenopfern zurückgeschreckt, um seine Macht zu sichern.

Wladimir Putin verdankt Kim Jong-uns Waffen die Fortführung seines Ukraine-Kriegs

Nordkoreas Waffenlieferungen sind für Russlands Kriegsführung unverzichtbar geworden. Bis April 2025 schickte Kim Jong-un geschätzte 5,8 Millionen Artilleriegranaten an Moskau. Die Russland-Expertin Margarete Klein erklärte der Deutschen Welle: "Das sind 40 Prozent des russischen Munitionsbestandes in diesem Bereich. Diese Lieferungen sind für Russland essenziell."

Die militärische Unterstützung aus Pjöngjang übertrifft damit sowohl die iranische Waffenhilfen als auch verdeckte chinesische Lieferungen. Zusätzlich zur Munition entsandte Nordkorea im vergangenen Jahr rund 14.000 Soldaten in die russische Provinz Kursk. Ihre Aufgabe: Wladimir Putins Soldaten bei der Rückeroberung der von ukrainischen Truppen besetzten Gebiete zu unterstützen.

Kanonenfutter für Putins "militärische Spezialoperation": Tausende Nordkoreaner im Ukraine-Krieg gefallen

Der Einsatz nordkoreanischer Truppen entpuppte sich als militärisches Desaster. Nach ukrainischen Angaben fielen fast 5.000 der aus Nordkorea entsandten Soldaten in Kursk - bei begrenzter Wirkung auf das Kampfgeschehen. Die Gründe für die hohen Verluste waren vielfältig: mangelhafte taktische Ausbildung, Sprachbarrieren bei der Einbindung in russische Kommandostrukturen und verheerende Fehlentscheidungen.

Videos dokumentierten, wie nordkoreanische Infanterieverbände direkt ins ukrainische Feuer marschierten. Die Soldaten waren oft nur Kanonenfutter für Moskaus Kriegsziele. Besonders drastisch: Kims Truppen erhielten Berichten zufolge den Befehl, sich selbst zu töten, bevor sie in Gefangenschaft geraten.

Nach den katastrophalen Verlusten sollen nordkoreanische Einheiten künftig hauptsächlich zum Schutz militärischer Infrastruktur in Russland eingesetzt werden. Im Juni kündigte die russische Militärführung an, dass Pjöngjang weitere 6.000 Soldaten schicken werde - angeblich für Wiederaufbauarbeiten in Kursk, darunter 1.000 Minenräumspezialisten.

So wird Kim Jong-un für seine Russland-Unterstützung entlohnt

Die militärische Zusammenarbeit zahlt sich für Pjöngjang aus. Russland unterstützt die Modernisierung der nordkoreanischen Streitkräfte, die hauptsächlich über veraltete Waffensysteme aus dem Kalten Krieg verfügen. Der Kreml versprach Hilfe bei der Weiterentwicklung von Raketentechnologie und Luftwaffe. Erste Erfolge sind bereits sichtbar. Unlängst präsentierte Nordkorea ein neues Flugabwehrsystem - möglicherweise ein Resultat russischer Unterstützung. Moskau hatte zuvor Hilfe bei der Modernisierung der nordkoreanischen Luftfahrt- und Raketentechnik zugesagt. Für Putin ist die nordkoreanische Unterstützung nicht kostenlos. Kim Jong-un kann durch seinen Kriegsbeitrag konkrete Forderungen an Russland stellen. Die militärische Aufrüstung Nordkoreas durch russische Technologie ist der Preis, den der Kreml für die dringend benötigten Munitionslieferungen und Soldaten zahlt.

Kooperation mit Wladimir Putin holte Nordkorea-Kim aus der Isolation

Putins Angriffskrieg hat Nordkoreas internationale Stellung grundlegend verändert. Vor der russischen Invasion galt das Land als isolierter Schurkenstaat, gegen den sogar der zerstrittene UN-Sicherheitsrat Sanktionen wegen Atom- und Raketentests verhängte. Heute empfängt Kim Jong-un hochrangige russische Gäste im Wochentakt.

Nach Putins Pjöngjang-Besuch im Juni 2024 reisten Verteidigungsminister Andrei Beloussow, Kulturministerin Olga Ljubimowa und Außenminister Sergej Lawrow nach Nordkorea. Jeder Besuch wurde von der staatlichen Propaganda als Durchbruch aus der Isolation gefeiert. Der Sekretär des russischen Sicherheitsrats, Sergei Schoigu, handelte im Juni weitere Truppenentsendungen aus.

Kim Jong-un nutzt seine neue Verhandlungsposition geschickt. Durch die Kriegsunterstützung kann der Nordkorea-Machthaber Forderungen an Moskau stellen und erhält Zugang zu moderner Militärtechnologie. Nordkorea präsentiert sich erstmals seit dem Ende des Kalten Krieges wieder selbstbewusst auf der Weltbühne.

Beunruhigung in Asien: Nordkorea-Aufrüstung von China genau observiert

In China beobachtet man Nordkoreas militärische Aufrüstung indes mit wachsender Sorge. Die Modernisierung von Kims Streitkräften durch russische Technologie gefährdet das fragile Gleichgewicht auf der koreanischen Halbinsel. Für China bedeuten nordkoreanische Atomwaffen und Militärtechnik einen Unsicherheitsfaktor direkt an der eigenen Grenze.

Die Volksrepublik steht vor einem Dilemma: Als Schutzmacht muss sie Nordkorea unterstützen, will aber Moskaus wachsenden Einfluss eindämmen. Experten erwarten verstärkte Angebote aus Peking an Pjöngjang, um die russisch-nordkoreanische Achse zu schwächen.

Südkorea gerät durch Kims Aufrüstung unter Zugzwang. Seoul muss militärisch nachziehen, um die Abschreckung aufrechtzuerhalten. Sogar US-Präsident Donald Trump brachte diese Woche ein erneutes Treffen mit Kim ins Gespräch - ein weiteres Zeichen für Nordkoreas gestärkte Position. Die geopolitischen Verwerfungen durch Putins Krieg machen Kim zum Gewinner, trotz tausender toter Soldaten.

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/news.de/dpa/stg

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