Politik

Drohnen-Absturz in Polen: Abgestürzte Drohne stammt aus Russland - provoziert Putin die Nato mit Absicht?

Der polnische Verteidigungsminister Wladyslaw Kosiniak-Kamysz wirft Wladimir Putin eine gezielte Provokation der Nato-Staaten vor, nachdem eine russische Kampfdrohne in Polen abstürzte und explodierte. Bild: picture alliance/dpa/Pool Sputnik Kremlin/AP | Vyacheslav Prokofyev

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  • Drohnen-Absturz in Polen hinterlässt Trümmerlandschaft bei Osiny
  • Abgestürzte Kampfdrohne als russisches Objekt identifiziert
  • Polens Verteidigungsminister wirft Wladimir Putin gezielte Nato-Provokation vor

Eine russische Militärdrohne ist in der Nacht zum 20. August 2025 auf einem Maisfeld nahe der ostpolnischen Ortschaft Osiny eingeschlagen und explodiert. Der polnische Verteidigungsminister Wladyslaw Kosiniak-Kamysz warf Kreml-Chef Wladimir Putin daraufhin eine gezielte Provokation gegen die Nato-Mitgliedstaaten vor. "Russland provoziert erneut die Nato-Staaten", erklärte der Minister der "Bild" zufolge und betonte, dass der Vorfall ausgerechnet während laufender Friedensbemühungen für die Ukraine stattfinde.

Drohnen-Einschlag in Polen: Abgestürztes Objekt stammte aus Russland

Das unbemannte Flugobjekt schlug etwa 100 Kilometer südöstlich von Warschau ein. Menschen kamen bei dem Zwischenfall nicht zu Schaden, allerdings zerbarsten durch die Wucht der Explosion Fensterscheiben in nahegelegenen Häusern. Die polnische Regierung hat umgehend sämtliche Nato-Verbündete über den Zwischenfall in Kenntnis gesetzt.

Die Einsatzkräfte sichern das Gebiet eines Maisfeldes im ostpolnischen Osiny, auf das am 20. August 2025 ein Objekt fiel, das inzwischen als russische Kampfdrohne identifiziert wurde. Bild: picture alliance/dpa/PAP | Wojtek Jargilo

Abgestürzte Russen-Drohne hinterlässt Sechs-Meter-Krater und Sprengstoffspuren in Polen

Die von Anwohnern gerufenen Polizisten fanden am Einschlagsort verbrannte Trümmer aus Plastik und Metall. Das Portal Onet veröffentlichte Bilder aus sozialen Netzwerken, auf denen ein verkohlter Motor mit einem Propeller zu sehen war. Ein Vertreter des Oberkommandos der Armee sagte, der Motor der Drohne sei ein auf vielen Märkten erhältliches Modell, das in China produziert werde. Das Gleiche gelte für die Bordelektronik. Die Sprengladung an Bord der Drohne sei nicht groß gewesen und habe vermutlich der Selbstzerstörung gedient. "Das war definitiv kein Sprengkopf für Gefechtseinsätze." Deshalb vermute man, dass die Drohne ein sogenannter Lockvogel gewesen sei. Flugobjekte dieses Typs werden eingesetzt, um die gegnerische Luftabwehr abzulenken.

Russen-Drohne flog unter dem Radar von Polens Luftabwehr

Die Drohne sei sehr niedrig geflogen und vermutlich deshalb von den Radarsystemen der polnischen Flugabwehr nicht wahrgenommen worden, sagte der Armeevertreter weiter. Das Oberkommando hatte am Morgen bekanntgegeben, dass die Systeme keine Verletzung des Luftraums über Polen registriert hätten.

Die Detonation riss einen gewaltigen Krater in das Maisfeld - etwa sechs Meter im Durchmesser und einen halben Meter tief. Anwohner berichteten von einem grellen Lichtblitz, gefolgt von einem ohrenbetäubenden Knall. Die herbeigerufenen Einsatzkräfte entdeckten am Einschlagsort verschmorte Überreste aus Kunststoff und Metall.

Auf Fotos in sozialen Netzwerken war ein verkohlter Motor mit Propeller zu erkennen. Der ermittelnde Staatsanwalt bestätigte, dass die geborgenen Wrackteile eindeutige Spuren von Sprengstoff aufwiesen. Ob die Drohne bereits in der Luft oder erst beim Aufprall detonierte, blieb zunächst ungeklärt. Nach ersten Erkenntnissen handelte es sich um eine Schahed-Drohne russischer Bauart, die Moskau häufig bei Angriffen auf die Ukraine einsetzt.

Nato-Partner nach Drohnen-Absturz alarmiert während Friedensgesprächen

Warschau setzte unverzüglich alle Bündnispartner der Nato über den Drohnenabsturz in Kenntnis. Verteidigungsminister Kosiniak-Kamysz kritisierte scharf den Zeitpunkt der mutmaßlichen Provokation: Diese erfolge ausgerechnet während aktueller Anstrengungen für eine friedliche Lösung im Ukraine-Konflikt.

Bei dem abgestürzten Flugobjekt soll es sich um eine russische Shahed-Kampfdrohne handeln. Bild: picture alliance/dpa/AP | Efrem Lukatsky

Der Absturzort Osiny in der Woiwodschaft Lublin liegt strategisch brisant - rund 120 Kilometer von der ukrainischen und etwa 100 Kilometer von der belarussischen Grenze entfernt. Nach Militärangaben war zuvor kein Flugobjekt registriert worden, das in den polnischen Luftraum eindrang. Medienberichte deuteten darauf hin, dass Moskau solche Drohnen regelmäßig zur Ablenkung bei Luftschlägen gegen die Ukraine nutzt.

Polen unterstützt Ukraine gegen Putins Angriffskrieg und rüstet massiv auf

Der aktuelle Zwischenfall weckt Erinnerungen an den November 2022, als im ostpolnischen Przewodow eine Rakete zwei Männer tötete. Spätere Untersuchungen ergaben, dass es sich um eine fehlgeleitete ukrainische Flugabwehrrakete handelte. Bereits ein Jahr später war eine russische Rakete kurzzeitig in polnischen Luftraum eingedrungen.

Als EU- und Nato-Mitglied zählt Polen zu den entschiedensten politischen und militärischen Förderern der Ukraine. Warschau betrachtet sich selbst als potentielles Ziel russischer Aggressionen und investiert massiv in die Modernisierung seiner Streitkräfte. Die geografische Nähe zu beiden Konfliktparteien macht das Land besonders verwundbar für derartige Grenzverletzungen.

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/kns/roj/news.de/dpa/stg

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