Politik

Vor Trump-Putin-Treffen: "Schlechtes Theater!" Russisches Propaganda-Video wirbelt Geschichte durcheinander

Kurz vor dem Treffen von Wladimir Putin und Donald Trump ist im Netz ein bizarres Propaganda-Video aufgetaucht. Bild: picture alliance/dpa/Pool Sputnik Kremlin/AP | Vyacheslav Prokofyev

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  • Kurz vor Putin-Trump-Treffen sorgt russisches Tanzvideo in Flaggenfarben für Aufregung im Netz.
  • Propaganda-Clip zeigt "Friedenswalzer" und geschönte Geschichtsauswahl – mitten im Ukrainekrieg.
  • Social-Media-Reaktionen spotten über "schlechtes Theater" und "Chef-Untergebenen"-Beziehung.

Kurz vor dem Treffen von Wladimir Putin und Donald Trump in Alaska sorgt ein bizarres Propaganda-Video aus Russland in den sozialen Netzwerken für reichlich Wirbel. Darin ist ein Tanzpaar zu sehen, das Russland und die USA symbolisieren soll. Außerdem sollen mehrere historische Szenen an die "kulturelle Zusammenarbeit zwischen Russland und Amerika" erinnern.

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Russisches Propaganda-Video kurz vor Treffen von Wladimir Putin mit Donald Trump veröffentlicht

Zwei russische Teenager wirbeln in auffälligen Kostümen über das Parkett. Ihre Outfits leuchten in den Nationalfarben Russlands und der USA. Veronika Popova und Konstantin Soyko präsentieren einen Wiener Walzer, während im Hintergrund bedeutsame Momente der russisch-amerikanischen Geschichte eingeblendet werden. Das auf Instagram veröffentlichte Video mündet in die Botschaft "Gemeinsam gestalten wir die Zukunft". Die Tanzperformance inszeniert sich als völkerverbindende Kunstdarbietung, während Russland gleichzeitig seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine fortsetzt. Die Aufnahmen zeigen eine Mischung aus historischen Ereignissen und choreografierter Symbolik.

Geschichtsstunde durch Propagandafilter

Die Tanztrainerin Yana Soyko, Mutter des jungen Tänzers Konstantin, veröffentlichte das Video auf Instagram. Sie präsentiert die Performance als besonderes Projekt für die kulturelle Kooperation zwischen Russland und Amerika. Die Choreografin behauptet, ihre Schützlinge würden durch ihre Kunst Brücken bauen. "Kultur verbindet, selbst in schwierigen Zeiten", erklärt Soyko.

Das Tanzvideo präsentiert eine kuratierte Auswahl historischer Begegnungen zwischen beiden Nationen. Die Inszenierung beginnt mit einer KI-generierten Darstellung des Treffens zwischen Zar Alexander I. und dem amerikanischen Diplomaten John Quincy Adams im Jahr 1809. Weitere Szenen zeigen das historische Zusammentreffen an der Elbe 1945 und die gemeinsame Weltraummission Apollo-Sojuz von 1975.

Auch kulturelle Ereignisse finden Eingang in die Choreografie: Weltjugendfestival, der Tschaikowsky-Preis für den US-Pianisten Van Cliburn im selben Jahr sowie Nikita Chruschtschows Amerika-Reise 1959. Die Auswahl der Ereignisse folgt einem klaren Muster - ausschließlich positive Momente der bilateralen Geschichte werden hervorgehoben, während Konflikte und Spannungen ausgeblendet bleiben.

Bizarr "Friedenssprache" während des Ukraine-Krieges

Die Trainerin bezeichnet die Performance als Mahnung zur Pflege kultureller Beziehungen. "Eine Generation junger Künstler kann über Frieden und gegenseitiges Verständnis sprechen – auf der Bühne, durch Tanz, mit jedem Schritt", formuliert Soyko ihre Vision. Die Rhetorik von Völkerverständigung und Brückenbau steht im krassen Kontrast zur aktuellen politischen Realität.

Während die Teenager in Flaggenfarben über das Parkett gleiten und von gemeinsamer Zukunftsgestaltung sprechen, führt Russland seinen Angriffskrieg in der Ukraine fort. Die Inszenierung nutzt klassische Propagandamuster: Junge Menschen werden als unpolitische Friedensbotschafter präsentiert, historische Kooperationen überhöhen die aktuelle Aggression.

"Schlechtes Theater, das die Geschichte umschreibt!" So reagiert das Netz auf das Propaganda-Video

Auch der ehemalige Berater des ukrainischen Innenministers, Anton Geraschtschenko, hat das Propaganda-Video veröffentlicht. "Vor dem Treffen zwischen Präsident Trump und Putin veröffentlichte die russische Propaganda ein Video, in dem ein Tanzpaar Russland und die Vereinigten Staaten symbolisiert", schreibt er auf der Social-Media-Plattform X, ehemals Twitter. "Das Filmmaterial zeigt 'historische Episoden der amerikanisch-sowjetischen Allianz', wobei alle 'Errungenschaften' der Sowjetunion von der russischen Propaganda erwartungsgemäß als eigene Errungenschaften dargestellt werden. Tatsächlich fand das Weltfestival der Jugend und Studenten 1957 statt, nicht 1958, aber in Russland wird Propaganda immer über Fakten gestellt." Die Reaktionen auf das Propaganda-Video sprechen eine eindeutige Sprache:

  • "Ja, sie versuchen, ein Bild zu zeichnen, dass die USA und die UdSSR einst Verbündete im Kampf gegen die Nazis waren. Es macht Sinn, dass sie wieder Verbündete sein sollten, da sie beide 'gegen die Nazis kämpfen'", schreibt ein X-Nutzer.
  • "Moskaus Propaganda ist wie schlechtes Theater, das die Geschichte umschreibt, um so zu tun, als wären sie nicht immer die Bösewichte gewesen. Zu ihren 'Errungenschaften' gehören Invasionen, Unterdrückung und Zusammenbrüche – kaum etwas, worüber man sich freuen könnte", heißt es in einem Tweet.
  • "Vorbereitungsaufnahmen vor Trumps Treffen mit seinem Chef", meint ein anderer X-Nutzer.
  • "Diese Propaganda ist einfach nur schlecht", ist in einem weiteren Tweet zu lesen.

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