Politik

Ukraine-Krieg aktuell: Wladimir Putin verschärft Mobilisierung mit neuem Kanonenfutter

Obwohl Wladimir Putin nach außen hin Gesprächsbereitschaft signalisiert, denkt der Kreml-Chef nicht im Traum daran, sein Blutvergießen im Ukraine-Krieg zu beenden, wie Putins Mobilisierungspläne zeigen. Bild: picture alliance/dpa/Pool Sputnik Kremlin via AP | Mikhail Metzel

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  • Donald Trump kündigt Friedensverhandlungen und persönliches Treffen mit Wladimir Putin an
  • Kreml-Chef rüstet unablässig weiter auf - kein Ende des Ukraine-Krieges in Sicht?
  • Putin macht 9.000 neue Soldaten pro Monat mobil

In naher Zukunft will sich Donald Trump persönlich mit Wladimir Putin und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj treffen, um das seitens des US-Präsidenten ersehnte Ende des Ukraine-Krieges einzuläuten. Der Kreml-Chef zeigt sich indes alles andere als willig, sein Blutvergießen im Nachbarland Russlands einzustellen und legt in Sachen Mobilmachung vielmehr noch eine Schippe drauf.

Wladimir Putin macht gute Miene zum bösen Spiel: Blutvergießen im Ukraine-Krieg mit 9.000 neuen Soldaten pro Monat

Zwar signalisierte der Kreml zuletzt Gesprächsbereitschaft für Donald Trumps Friedensinitiative - doch hinter den Kulissen forciert der Kreml seine Kriegsmaschinerie mit unverminderter Härte. Monatlich rekrutiert Russland nach Angaben des ukrainischen Oberbefehlshabers Olexij Syrskyj etwa 9.000 neue Kämpfer für den Einsatz in der Ukraine. Diese massive Personalaufstockung steht in krassem Gegensatz zu den diplomatischen Signalen aus Moskau.

Kreml-Chef rekrutiert weiter Kanonenfutter im großen Stil trotz massiver Verluste

Die kontinuierliche Mobilisierung erfolgt trotz enormer Verluste: Allein im Juli fielen oder wurden nach ukrainischen Angaben mehr als 33.000 russische Soldaten verwundet. Dennoch hält Wladimir Putin an seiner Strategie fest, die Truppen systematisch zu verstärken. Der offensichtliche Widerspruch zwischen öffentlicher Dialogbereitschaft und gleichzeitiger militärischer Eskalation wirft Fragen nach Moskaus tatsächlichen Absichten auf.

Wladimir Putin hegt große Aufrüstungspläne: 10 neue Divisionen bis Jahresende geplant

Russlands Armeeführung verfolgt ehrgeizige Ausbaupläne: Bis Ende 2025 sollen zehn weitere Divisionen entstehen. Seit Kriegsbeginn 2022 stockte Moskau seine Streitkräfte bereits massiv auf - von ursprünglich zwölf auf mittlerweile 25 Divisionen. Allein zwischen 2022 und 2024 kamen elf neue Truppenverbände hinzu, im laufenden Jahr bisher zwei weitere.

Eine russische Division umfasst normalerweise zwischen 11.000 und 14.000 Soldaten. Die Kampfverbände setzen sich aus motorisierten Schützenregimentern, Panzereinheiten sowie Artillerie- und Flugabwehrregimentern zusammen. Theoretisch sollten diese Großverbände eigenständige Operationen durchführen können. Die rasante Expansion der Truppenstärke zeigt Putins Entschlossenheit, den Krieg trotz internationaler Friedensbemühungen fortzusetzen. Mit den geplanten zehn zusätzlichen Divisionen würde Russland seine Streitkräfte um weitere 110.000 bis 140.000 Mann verstärken.

Blutige Bilanz für Wladimir Putin: Personelle Verluste im Ukraine-Krieg sprengen alle Dimensionen

Die hohen Rekrutierungszahlen können die enormen Verluste der russischen Armee kaum kompensieren. Im Juli verzeichneten die ukrainischen Streitkräfte nach eigenen Angaben über 33.000 getötete oder verwundete russische Soldaten - etwa 800 mehr als im Vormonat. Besonders verlustreich verlief eine Spezialoperation in der Region Sumy, bei der laut ukrainischem Militärgeheimdienst (HUR) 334 russische Soldaten fielen und mehr als 550 verwundet wurden.

Das ukrainische Verteidigungsministerium veröffentlichte Videomaterial des Einsatzes auf Telegram, das die Spezialeinheit "Tymur" hinter feindlichen Linien zeigen soll. Unabhängig überprüfen lassen sich diese Angaben nicht. Schätzungen zufolge könnten seit Kriegsbeginn insgesamt bereits eine Million Russen gefallen oder verwundet worden sein - dennoch setzt Putin unbeirrt auf weitere Mobilisierung.

Putin-Schwindel im Ukraine-Krieg offengelegt: Russische Divisionen nur auf dem Papier kampfstark

Die beeindruckenden Zahlen täuschen indes über die tatsächliche Schlagkraft hinweg. Sicherheitsexperte Christian Mölling bezweifelt die Effektivität der neuen russischen Verbände. "Wir sehen ja eher das Gegenteil einer komplexen Operationsführung – gerade bei Russland: dass man sinnlos Menschen in den Tod schickt", erklärt der Politikwissenschaftler gegenüber "Bild".

Die hastig rekrutierten Truppen erhielten kaum Ausbildung. Statt koordinierter Militäroperationen agiere die russische Armee wie "Horden, die sinnlos auf irgendein Ziel losstürmen", so Mölling weiter. Für effektive Divisionsoperationen fehle es sowohl an qualifizierten Führungskräften als auch an grundlegender militärischer Schulung der Rekruten.

Eigentlich müssten Divisionen größere Einsätze selbstständig bewältigen können - eine Fähigkeit, die weder russische noch ukrainische Verbände derzeit besäßen. Die Massenrekrutierung diene primär dazu, die hohen Verluste auszugleichen, nicht dem Aufbau schlagkräftiger Einheiten.

Ukraine wehrt sich weiter gegen Putins Angriffskrieg und rüstet mit Drohnen auf

Die personelle Überlegenheit Russlands zwingt Kiew zu Gegenmaßnahmen. "Daher haben wir keine andere Wahl, als die Mobilisierungsmaßnahmen fortzusetzen, die Kampfausbildung zu verbessern und die Drohnenkomponente unserer Streitkräfte zu stärken", betont Oberbefehlshaber Syrskyj. Besonders kritisch entwickelt sich die Lage im Donezker Gebiet bei Pokrowsk, Dobropillja und an der Grenze zur Region Dnipropetrowsk.

Militärbeobachter melden russische Gebietsgewinne bei Pokrowsk und Myrnohrad. Den ukrainischen Einheiten droht dort eine Einkesselung - der Korridor zum Hinterland misst nur noch etwa 15 Kilometer. Auch bei Kostjantyniwka spitzt sich die Situation zu. Die Ukraine setzt verstärkt auf unbemannte Systeme, um die zahlenmäßige Unterlegenheit auszugleichen.

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/news.de/dpa/stg

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