Politik

Friedrich Merz: Bundeskanzler rudert zurück - darum haben seine Worte keine Wirkung

Friedrich Merz sorgte mit seiner Reichweiten-Aussage für reichlich Wirbel. Bild: picture alliance/dpa/Lehtikuva | Roni Rekomaa

  • Artikel teilen:
  • Kanzler Merz verspricht Waffen ohne Reichweitenlimit – doch das gilt längst
  • Keine Spur vom Taurus: Deutschlands stärkste Rakete bleibt weiter außen vor
  • Viel Lärm um Worte: Kritik aus der Koalition – und Ratlosigkeit im Kreml

Mit markigen Worten sorgt Friedrich Merz für mächtig Wirbel. "Wir werden alles tun, was in unseren Kräften steht, um die Ukraine weiter zu unterstützen. Das bedeutet auch keinerlei Reichweitenbeschränkungen mehr für Waffen, die wir liefern", erklärte der Bundeskanzler am Montag. Er fügte hinzu, die Ukraine könne sich jetzt auch verteidigen, indem sie militärische Stellungen in Russland angreift. Doch seine vollmundige Ankündigung zur Waffenhilfe für die Ukraine entpuppt sich als alter Wein in neuen Schläuchen. Während andere liefern, bleibt Deutschland beim Taurus auf der Bremse. Was steckt wirklich hinter dem Auftritt des Kanzlers?

Lesen Sie auch:

Wirbel um Worte von Friedrich Merz: Keine Änderung im Ukraine-Kurs

Es klang nach einem politischen Paukenschlag. Internationale Medien reagierten blitzschnell, im Kreml schrillten die Alarmglocken – es schien, als vollziehe Deutschland eine Kehrtwende in seiner Waffenpolitik. Doch nur Stunden später war klar: Die angebliche Kurskorrektur war längst Realität. Bereits im Mai 2024 hatte der damalige Kanzler Olaf Scholz die Reichweitenlimits aufgehoben. Eine neue Linie? Fehlanzeige.

Vizekanzler Lars Klingbeil stellte unmissverständlich klar, dass sich faktisch nichts geändert habe. Merz musste zurückrudern. Seine Aussage sei "eine Beschreibung dessen, was längst gilt", so der Bundeskanzler am Dienstag.

Liefert Deutschland nun Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine?

Die Spekulationen schossen dennoch ins Kraut: Wollte Merz etwa den Weg für die Lieferung deutscher Taurus-Marschflugkörper ebnen? Diese Raketen könnten russische Ziele in über 500 Kilometern Entfernung treffen. Doch auch hier: Fehlanzeige. Aus Regierungskreisen hieß es klipp und klar, dass auch beim Berlin-Besuch des ukrainischen Präsidenten keine Taurus-Zusage geplant sei.

Andere westliche Partner sind da weiter: Großbritannien, Frankreich und die USA liefern längst Langstreckenwaffen, die auf russischem Boden zum Einsatz kommen.

Militärexperte sicher: Wirkung von Merz-Aussage verpufft

Für Militärexperten wie Nico Lange ist klar: Eine Reichweitenfreigabe sei nur dann sinnvoll, wenn auch die entsprechenden Waffensysteme geliefert werden, sagte er gegenüber der "Bild". Ohne Taurus oder vergleichbare Raketen bleibe alles beim Alten – und die Wirkung der Worte verpuffe.

Während Merz sich rhetorisch in Stellung bringt, bleibt offen, wie Deutschland tatsächlich auf Putins andauernden Kriegskurs reagieren will. Die Diskrepanz zwischen politischem Auftreten und militärischer Substanz wird zum Problem – außenpolitisch wie innenpolitisch.

Folgen Sie News.de schon bei WhatsApp, Facebook, Twitter, Pinterest und YouTube? Hier finden Sie brandheiße News, aktuelle Videos und den direkten Draht zur Redaktion.

/fka/news.de/stg

Themen

Erfahren Sie hier mehr über die journalistischen Standards und die Redaktion von news.de.