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Ukraine-Krieg im News-Ticker: Nach Atom-Drohung! "Wirkliches Risiko" von Atomunfall befürchtet

Rauch stieg am Morgen über dem Teil der ukrainischen Hauptstadt Kiew auf. Bild: picture alliance/dpa/Ukrinform | -

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Ungeachtet neuer harter Sanktionen des Westens treibt Russland seinen Feldzug gegen die Ukraine voran. Aus der Hauptstadt Kiew und anderen Orten wurden auch in der Nacht zum Sonntag heftige Kämpfe zwischen russischen und ukrainischen Kräften gemeldet. Die Vereinten Nationen gehen inzwischen von knapp 300.000 Flüchtenden aus. Zehntausende haben sich bereits in EU-Länder gerettet, einige auch nach Deutschland. Bundeskanzler Olaf Scholz will sich am Sonntag im Bundestag erklären.

Tag 4 im Ukraine-Krieg: Heftige Kämpfe in der Nacht - Westen straft Russland

Denn die Bundesregierung hatte am Samstag wegen des russischen Angriffs in zweifacher Hinsicht eine Kehrtwende vollzogen: Sie will nun doch Waffen an die Ukraine liefern, nämlich 1000 Panzerabwehrwaffen sowie 500 Boden-Luft-Raketen vom Typ "Stinger" aus Bundeswehrbeständen. Und sie beschloss gemeinsam mit westlichen Verbündeten nun doch einen Ausschluss russischer Banken aus dem internationalen Finanz-Kommunikationssystem Swift.

Beides hatte Scholz zunächst nicht gewollt, doch sagte er nun: "Der russische Überfall auf die Ukraine markiert eine Zeitenwende." Nun sei es auch für Deutschland Pflicht, die Ukraine nach Kräften zu unterstützen bei der Verteidigung "gegen die Invasionsarmee von Wladimir Putin". Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj begrüßte die deutsche Entscheidung. "Weiter so, Kanzler Olaf Scholz", schrieb er auf Twitter. Auch der ukrainische Botschafter in Berlin würdigte den Kurswechsel als historischen Schritt. "Wir sind froh, dass Deutschland endlich diese 180-Grad-Wende vollzogen hat", sagte Botschafter Andrij Melnyk der Deutschen Presse-Agentur.

Auch an Tag 4 toben weiter heftige Kämpfe in der Ukraine. Bild: picture alliance/dpa/AP | Emilio Morenatti

Ukraine-Krieg im News-Ticker - Alle aktuellen Geschehnisse am 27.02.2022 im Überblick

+++ IAEA sieht "wirkliches Risiko" von Atomunfall im Ukraine-Krieg +++

Seit Beginn der russischen Invasion in die Ukraine sind mehrere nuklearen Einrichtungen des Landes von den Kämpfen betroffen. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien warnte deshalb am Sonntag vor schwerwiegenden Atomunfällen.

In der Hauptstadt Kiew wurde nach Angaben der Atomaufsichtsbehörde in der Nacht zum Sonntag ein Lager mit radioaktiven Abfällen von Flugkörpern getroffen. Das Gebäude sei nicht beschädigt worden, und es gebe keine Anzeichen für den Austritt von radioaktiver Strahlung, berichtete die IAEA. Einen Tag zuvor sei ein elektrischer Transformator in einer ähnlichen Einrichtung in der Nähe der Stadt Charkiw beschädigt worden.

"Diese zwei Vorfälle zeigen das sehr wirkliche Risiko, dass Einrichtungen mit Nuklearmaterial im Konflikt beschädigt werden und dass es zu möglichen schweren Folgen für Mensch und Umwelt kommt", sagte IAEA-Chef Rafael Grossi. Er rief deshalb Russland und die Ukraine zu äußerster Vorsicht auf. Am Mittwoch soll der Gouverneursrat der IAEA in einer außerordentlichen Sitzung zur Lage in der Ukraine tagen.

Russische Truppen hatten am Donnerstag die Sperrzone um den Unfallreaktor Tschernobyl erobert. Dabei wurde radioaktiv belastete Erde aufgewirbelt, was zu leicht erhöhten Strahlenmesswerten führte.

Grossi äußerte sich nicht zur Ankündigung von Präsident Wladimir Putin, Russlands Abschreckungswaffen in Alarmbereitschaft versetzen zu lassen. Die IAEA ist nicht für die Überwachung von Atomwaffen zuständig. Sie stellt hingegen sicher, dass zivile Atomtechnologie nicht für militärische Zwecke missbraucht wird.

+++ Weißes Haus: Putin fabriziert Bedrohung, USA können sich verteidigen +++

Moskaus Ankündigung, auch Abschreckungswaffen in besondere Alarmbereitschaft zu versetzen, zeigt nach Ansicht des Weißen Hauses das «Muster» des russischen Präsidenten Wladimir Putin, "Bedrohungen zu fabrizieren". Er wolle damit sein weiteres kriegerisches Vorgehen rechtfertigen, sagte US-Präsident Joe Bidens Sprecherin, Jen Psaki, am Sonntag dem TV-Sender ABC.

"So hat er es immer wieder gemacht», sagte sie. "Russland ist zu keinem Zeitpunkt von der Nato bedroht worden oder von der Ukraine bedroht worden", sagte Psaki weiter. "Wir haben die Fähigkeiten, uns zu verteidigen», betonte sie. Die Sprecherin erklärte zudem, die USA seien bereit, bei einer Zuspitzung des Konflikts weitere Sanktionen gegen Russland zu verhängen.

Putin ordnete am Sonntag in einem vom Kreml verbreiteten Video an, die Abschreckungswaffen der Atommacht in besondere Alarmbereitschaft versetzen zu lassen. Er sprach dabei von Abschreckungswaffen und nannte die Atomwaffen nicht explizit.

+++ Russland räumt erstmals eigene Opfer in der Ukraine ein +++

Russland hat erstmals eigene Opfer beim Krieg gegen die Ukraine eingeräumt. "Die russischen Soldaten beweisen Tapferkeit und Heldentum bei der Ausführung der Spezialoperation", sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums in Moskau, Igor Konaschenkow, der Agentur Tass zufolge am Sonntag. "Leider gibt es unter unseren Kameraden Tote und Verletzte."

Zahlen nannte Konaschenkow nicht. Er betonte aber, die Verluste seien um ein Vielfaches niedriger als die Zahl "ausgelöschter Nationalisten". Russland bezeichnet die ukrainischen Streitkräfte als Neonazis. Die Ukraine gab an, dass bisher etwa 4300 russische Soldaten getötet worden sein sollen. Diese Angaben können nicht unabhängig überprüft werden.

Konaschenkow drohte erneut der ukrainischen Führung. Die «Anführer des Kiewer Regimes und ihre Ausführenden" seien bekannt. "Ihr werdet alle gefunden und unweigerlich schwere Verantwortung tragen", kündigte Konaschenkow an. Er warf der Ukraine vor, gegen die Konvention zur Behandlung von Kriegsgefangenen zu verstoßen.

Ukrainische Vertreter hatten dazu aufgefordert, Fotos und Videos getöteter und gefangen genommener russischer Soldaten im Internet zu zeigen. Damit sollten die hohen russischen Verluste belegt werden. Russland spricht bei dem Angriff auf die Ukraine nicht von einem Krieg, sondern von einer "Sonder-Militäroperation".

+++ Weltgesundheitsorganisation warnt vor Sauerstoffengpass in Ukraine +++

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat vor einem gefährlichen Engpass bei der Versorgung mit Sauerstoff in ukrainischen Krankenhäusern gewarnt. "Die Situation bei der Sauerstoffversorgung nähert sich einem sehr gefährlichen Punkt in der Ukraine", hieß es in einer WHO-Mitteilung am Sonntag.

Lastwagen seien nicht in der Lage, Nachschub von Fabriken im Land in Krankenhäuser zu bringen, einschließlich in der Hauptstadt Kiew, so die Mitteilung weiter. Die Vorräte in manchen Kliniken könnten bereits in den kommenden 24 Stunden aufgebraucht sein, mancherorts sei es sogar schon so weit. Tausende Leben würden dadurch in Gefahr gebracht.

Der Sauerstoff ist der WHO zufolge notwendig zur Versorgung von Patienten mit einer Reihe von Leiden, unter anderem Covid-19 und andere schwere Erkrankungen. Durch den militärischen Konflikt sei der Bedarf in dem Land sogar noch um 20 bis 25 Prozent gestiegen. Um die Versorgung mit Sauerstoff und anderem medizinischem Material sicherzustellen, arbeite die WHO aktiv an Lösungen unter Einbeziehung regionaler Netzwerke, so die Mitteilung. Dazu bedürfe es aber sicheren Geleits in einem logistischen Korridor durch Polen. "Es ist zwingend, dass die medizinische Versorgung - einschließlich Sauerstoff - diejenigen erreicht, die sie benötigen."

+++ Außenminister Kuleba: Putin übt zusätzlichen Druck auf Ukraine aus +++

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba sieht die Anweisung des russischen Präsidenten Wladimir Putin, die Abschreckungswaffen der Atommacht in besondere Alarmbereitschaft versetzen zu lassen, als Druckmittel gegen die Ukraine. "Wir sehen diese Ankündigung als Versuch, zusätzlichen Druck auf die ukrainische Delegation auszuüben", sagte Kuleba am Sonntag vor Journalisten. Er bezog sich damit auf Verhandlungen zwischen Russland und die Ukraine, die noch am Sonntag beginnen sollten. "Aber wir werden diesem Druck nicht nachgeben."

Die Ukraine sei bereit, sich Russlands Positionen anzuhören, sagte Kuleba. "Dann werden wir ihnen sagen, was wir darüber denken. Wir sind bereit, darüber zu diskutieren, wie wir den Krieg beenden können", sagte der Minister. Er betonte, die Ukraine werde weder kapitulieren noch einen Teil ihres Territoriums abgeben. Sollten Atomwaffen gegen die Ukraine eingesetzt werden, "dann habe ich eine einfache Botschaft: Es wird in einer Katastrophe für die gesamte Welt enden."

+++ Nato-Chef: Putins Ankündigung zu Atomwaffen "unverantwortlich" +++

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat Russlands Ankündigung, die Abschreckungswaffen der Atommacht in Alarmbereitschaft zu versetzen, als «unverantwortlich» bezeichnet. Präsident Wladimir Putin bediene sich «gefährlicher Rhetorik», sagte Stoltenberg am Sonntag dem TV-Sender CNN. "Das ist ein Verhalten, das unverantwortlich ist." Die Ankündigung unterstreiche den Ernst der gegenwärtigen Situation. Dies sei auch der Grund, wieso Nato-Staaten sowohl die Ukraine unterstützten als auch ihre eigene Verteidigung in den osteuropäischen Staaten stärkten, sagte Stoltenberg.

Putin ordnete am Sonntag in einem vom Kreml verbreiteten Video an, die Abschreckungswaffen der Atommacht in besondere Alarmbereitschaft versetzen zu lassen. Er sprach dabei von Abschreckungswaffen und nannte die Atomwaffen nicht explizit.

+++ Nato-Generalsekretär: Putins Ankündigung zeigt "Ernst der Lage" +++

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat sich in einer ersten Reaktion besorgt über die Entscheidung von Kremlchef Wladimir Putin gezeigt, die Abschreckungswaffen der Atommacht in besondere Alarmbereitschaft versetzen zu lassen. "Das zeigt, wie ernst die Lage ist und warum wir wirklich zusammenstehen müssen (...)", sagte er am Sonntag in einem BBC-Interview.

Zu einer möglichen Reaktion der Nato auf Putins Ankündigung machte er zunächst keine Angaben. Automatismen für einen solchen Fall gibt es nach Bündnisangaben nicht. Nato-Entscheidungen müssen von allen 30 Mitgliedstaaten im Konsens getroffen werden. Die Nato-Atommächte USA, Frankreich und Großbritannien könnten aber bereits reagieren.

+++ Ukraine stimmt Verhandlungen mit Russland zu +++

Die Ukraine hat Friedensverhandlungen mit Russland zugestimmt. Eine russische und eine ukrainische Delegation würden sich an der ukrainisch-belarussischen Grenze treffen, teilte das Büro des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj am Sonntag mit. Es gebe keine Bedingungen.

+++ Putin versetzt Atomstreitkräfte in Alarmbereitschaft +++

Der russische Präsident Wladimir Putin hat angewiesen, die Abschreckungswaffen der Atommacht in besondere Alarmbereitschaft versetzen zu lassen. Das ordnete Putin am Sonntag in einem vom Kreml verbreiteten Video an. Er sprach von Abschreckungswaffen und nannte nicht explizit Atomwaffen. "Die Spitzenpersönlichkeiten der führenden Nato-Staaten lassen aggressive Äußerungen gegen unser Land zu, deshalb befehle ich dem Verteidigungsminister und dem Chef des Generalstabs die Streitkräfte der Abschreckung der russischen Armee in ein besonderes Regime der Alarmbereitschaft zu versetzen."

Putin sagte außerdem: "Sie sehen, dass die westlichen Länder nicht nur unfreundliche Handlungen gegen unser Land unternehmen. Im wirtschaftlichen Bereich - ich meine die illegitimen Sanktionen, über die alle gut Bescheid wissen." Die EU und die USA hatten zuvor beispiellose Sanktionen gegen Russland erlassen.

+++ Russische Truppen marschieren auf Atomkraftwerk zu +++

Russische Truppen marschieren offenbar auf das Atomkraftwerk Zaporizhzhia zu. Das sagte Vadym Denysenko, ein Berater des ukrainischen Innenministers, laut Nachrichtenagentur Reuters.

+++ Moskau: Kiewer Delegation bereit zu Verhandlungen in Belarus +++

Im Krieg mit Russland soll die ukrainische Seite Angaben aus Moskau zufolge nun doch zu Friedensverhandlungen in Belarus bereit sein. "Es wurde die Bereitschaft geäußert, zu den Verhandlungen in die Region Gomel zu kommen", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Sonntag der Agentur Interfax zufolge. "Die russische Seite und die russische Delegation vor Ort sind vollständig auf die Verhandlungen vorbereitet." Ähnlich äußerte sich der russische Delegationsleiter Wladimir Medinski.

Von ukrainischer Seite gab es dafür zunächst keine Bestätigung. Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte zuvor mitgeteilt, Verhandlungen in einem neutralen Land führen zu wollen. Der belarussiche Machthaber Alexander Lukaschenko hat zugegeben, dass auch von belarussischem Gebiet aus zwei Raketen aufs Nachbarland Ukraine gefeuert worden sein sollen.

Später telefonierte Selenskyj dennoch mit Lukaschenko. Wie die belarussische Staatsagentur Belta meldete, schlug Lukaschenko Russlands Präsidenten Wladimir Putin anschließend in einem Telefonat vor, dass die russische Delegation länger in Gomel auf die Ukrainer warten sollte als ursprünglich geplant. Moskau hatte Kiew zunächst ein Ultimatum bis 15.00 Uhr (13.00 Uhr MEZ) gestellt - und angekündigt, danach wieder abzureisen.

+++ Kiewer Stadtverwaltung berichtet von Explosion in Wohngegend +++

Am vierten Tag nach dem russischen Einmarsch haben ukrainische Behörden von anhaltenden Kämpfen im Gebiet Kiew berichtet. In einem Wohngebiet in der Hauptstadt selbst habe sich in einem Hinterhof eine Explosion ereignet, teilte die Stadtverwaltung am Sonntag mit. Sieben Autos seien zerstört und viele Fenster eines angrenzenden 16-stöckigen Hochhauses zerschmettert worden. Die Behörde veröffentlichte auch ein Foto, das einen Krater zeigen soll, den möglicherweise eine Granate verursacht haben könnte.

Ob hinter dem Angriff tatsächlich russische Soldaten stecken, ließ sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Kiew wirft Moskau vor, gezielt auch Zivilisten anzugreifen. Russland dementiert das vehement. Der Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko schrieb im sozialen Netzwerk Telegram, dass in den vergangenen Tagen in Kiew neun Zivilisten getötet worden seien, darunter ein Kind. Auch 18 ukrainische Sicherheitskräfte seien getötet worden. Verletzt wurden demnach bislang 106 Menschen, darunter 47 Zivilisten.

+++ UNHCR: Rund 368 000 Menschen aus Ukraine auf der Flucht +++

Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine sind nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) etwa 368 000 Menschen auf der Flucht. Die Zahl basiere auf den Daten nationaler Behörden - und sie steige weiter, teilte das UNHCR am Sonntag über Twitter mit. Nach Angaben des polnischen Grenzschutzes kamen seit Beginn des Ukraine-Kriegs in Polen mehr als 200 000 Flüchtlinge an. "Seit Mitternacht bis heute Morgen um 7.00 Uhr haben mehr als 28 000 Menschen die Grenze überquert", sagte eine Sprecherin des Grenzschutzes am Sonntag.

Besonders lange Schlangen von Flüchtlingen hätten sich auf der ukrainischen Seite an den Grenzübergängen in Medyka-Schehyni und Dorohusk gebildet, sagte die Sprecherin weiter. Dies liege daran, dass das Computersystem des ukrainischen Grenzschutzes gestört sei, zudem seien die Grenzer wegen der Kriegssituation personell ausgedünnt. In Medyka-Schehyni mussten die Menschen auf der ukrainischen Seite bis zu 30 Stunden auf die Abfertigung warten, wie mehrere Flüchtlinge einer dpa-Reporterin berichteten. Die Sprecherin des polnischen Grenzschutzes sagte, man arbeite mit den ukrainischen Kollegen daran, das Verfahren zu beschleunigen. Von Polen aus brachten Freiwillige zudem humanitäre Hilfe für die Wartenden auf der ukrainischen Seite.

+++ Mehrere Tausend Menschen demonstrieren in Berlin gegen Ukraine-Krieg +++

In Berlin sind am Sonntag mehrere Tausend Menschen gegen den Krieg in der Ukraine auf die Straße gegangen. Ein Bündnis aus Gewerkschaften, Kirchen, Initiativen, Umweltschutzorganisationen und Friedensgruppen wollte gegen den Angriff Russlands demonstrieren. Die Veranstalter hoffen auf 20.000 Teilnehmer auf der Straße des 17. Juni zwischen Siegessäule und Brandenburger Tor unter dem Motto: "Stoppt den Krieg. Frieden für die Ukraine und ganz Europa".

+++ Ukraine veröffentlicht Fotos angeblich getöteter Russen +++

Die Ukraine hat eine Internetseite mit Bildern angeblich getöteter sowie gefangener russischer Soldaten freigeschaltet. Sie sei vom Innenministerium erstellt worden und solle russischen Familien bei der Suche nach vermissten Soldaten helfen, heißt es auf der Startseite. "Hier finden Sie Informationen über gefangene und getötete russische Soldaten in der Ukraine seit Beginn der Besetzung."

Es wurden Fotos von Männern veröffentlicht, teilweise sind auch russische Abzeichen zu sehen. Einige Männer waren verletzt. Es wurden auch Tote fotografiert. Zudem sind auf der Internetseite Dokumente von angeblich Gefallenen zu finden.

Die Seite könnte in Russland für Unruhe sorgen. Bislang hat das Verteidigungsministerium in Moskau nicht bestätigt, dass eigene Soldaten gefallen sind. Die ukrainische Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar behauptete hingegen, bisher seien schätzungsweise etwa 4300 russische Soldaten getötet worden. Zuvor gab es in der Ukraine bereits Aufrufe, Bilder von Toten und Gefangenen zu posten. Zudem hat Kiew eine Hotline eingerichtet für russische Familien, die ihre Angehörigen im Krieg Moskaus gegen Kiew vermissen. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte am Donnerstag den Befehl für den Einmarsch ins Nachbarland gegeben.

+++ Bahn lässt Geflüchtete aus der Ukraine umsonst nach Deutschland +++

Die Deutsche Bahn erleichtert Menschen aus der Ukraine die Flucht nach Deutschland. "Die Deutsche Bahn ermöglicht Geflüchteten mit ukrainischem Pass oder Personalausweis, kostenlos alle Fernzüge aus Polen in Richtung Deutschland bis Berlin zu nutzen", teilte der Konzern am Sonntag mit. Die Regelung gelte von sofort an. "Damit soll Flüchtenden die Weiterreise ab der Grenze erleichtert werden." Die Bahn stehe in engem Austausch mit Behörden und Partnerbahnen in Polen, Tschechien und Österreich. Den Angaben zufolge verkehren täglich bis zu sechs Fernzüge aus Polen nach Deutschland im Regelverkehr, alle über den Grenzübergang Frankfurt/Oder. Die Fernzüge kommen aus Warschau, Danzig, Przemysl an der Grenze zur Ukraine, Krakau, Wien und Breslau.

+++ Lindner: Sanktionen gegen Russland sind auf Dauer angelegt +++

Finanzminister Christian Lindner hat angesichts der Sanktionen gegen Russland mit Auswirkungen auch auf Deutschland zum Durchhalten aufgerufen. "Diese Sanktionen sind auf Dauer", sagte der FDP-Chef am Sonntag in einer Sondersitzung des Bundestags. "Wir brauchen einen langen Atem, wir haben diesen langen Atem." Deutschland sei bereit, die negativen Auswirkungen der Sanktionen auch hierzulande zu tragen - "denn sie sind der Preis der Freiheit".

+++ Britische Außenministerin: Krieg in Ukraine könnte Jahre dauern +++

Der Krieg in der Ukraine könnte sich nach Ansicht der britischen Außenministerin Liz Truss über Jahre hinziehen. "Wir wissen, dass Russland über starke Kräfte verfügt. Wir wissen, dass die Ukrainer mutig sind und entschlossen, sich für ihre Souveränität und territoriale Integrität einzusetzen und zu kämpfen", sagte die konservative Politikerin am Sonntag im Interview mit dem britischen Nachrichtensender Sky News. Die Sanktionen gegen Moskau seien zwar "sehr, sehr hart", aber es werde Zeit brauchen, bis sie Wirkung zeigten und die russische Wirtschaft entkräfteten. "Ich fürchte, das wird nicht schnell vorbei sein, sondern wir müssen uns auf eine sehr lange Strecke einstellen."

Truss warnte zudem im Hinblick auf den möglichen Einsatz von Massenvernichtungswaffen, Russlands Präsident Putin könne zu den "abstoßendsten Mitteln" greifen, wenn sich die Folgen des Kriegs als "Anfang des Endes" seiner Herrschaft in Russland erweisen sollten. "Er sollte sich darüber bewusst sein, dass der Internationale Strafgerichtshof bereits darauf schaut, was sich in der Ukraine abspielt", so Truss weiter.

+++ Ukraine klagt gegen Russland vor Internationalem Gerichtshof +++

Inmitten des andauernden Krieges hat die Ukraine eigenen Angaben zufolge Klage gegen Russland vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag eingereicht. "Russland muss dafür zur Rechenschaft gezogen werden, dass es den Begriff des Genozids manipuliert hat, um eine Aggression zu rechtfertigen", schrieb der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Sonntag auf Twitter. "Wir fordern eine dringende Entscheidung, die Russland auffordert, die militärischen Aktivitäten jetzt einzustellen, und erwarten, dass die Gerichtsverfahren nächste Woche beginnen."

Zum Entsetzen der internationalen Gemeinschaft hat Russland das Nachbarland am vergangenen Donnerstag angegriffen und führt seitdem in verschiedenen Landesteilen der Ukraine unter anderem Luftschläge durch. Trotz fehlender Beweise hatte Kremlchef Wladimir Putin mehrfach von einem "Genozid" an der russischsprachigen Bevölkerung in der Ostukraine gesprochen und seine Invasion mit dem Schutz des eigenen Volkes begründet.

+++ Deutscher Luftraum für russische Maschinen ab 15.00 Uhr gesperrt +++

Wegen des Krieges in der Ukraine sperrt Deutschland seinen Luftraum für russische Maschinen. Die Regelung gilt ab Sonntag, 15.00 Uhr und für zunächst drei Monate, wie das Bundesverkehrsministerium mitteilte.

+++ Olaf Scholz gibt Regierungserklärung zu Ukraine-Krise ab +++

Nach der Kriegs-Kehrtwende der Bundesregierung erklärt Scholz seinen Kurs ab 11 Uhr im Bundestag. Deutschland will Waffen aus Bundeswehr-Beständen an die bedrängte Ukraine liefern. Auch dazu will sich der Kanzler äußern. Sie können die gesamte Rede von Kanzler Scholz unter anderem im Live-Stream bei YouTube verfolgen.

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+++ Kreml: Militäroperation geht trotz möglicher Verhandlungen weiter +++

Russland will dem Kreml zufolge seinen Krieg gegen die Ukraine trotz möglicher Verhandlungen mit dem Nachbarland fortsetzen. "Wir haben die ukrainische Seite gewarnt, dass die Militäroperation dieses Mal nicht ausgesetzt wird, wie es gestern geschehen ist", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Sonntag der Staatsagentur Tass zufolge. Seinen Angaben zufolge ist bereits eine russische Delegation für Gespräche mit ukrainischen Vertretern in die Stadt Gomel im Nachbarland Belarus gereist. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj lehnte Verhandlungen in Belarus allerdings ab, weil das Land nicht neutral sei.

Russland und die Ukraine hatten bereits am Freitag mögliche Verhandlungen über ein Ende des Krieges ausgelotet. In dieser Zeit hatte der russische Präsident Wladimir Putin nach Darstellung des Kreml den weiteren Vormarsch vorübergehend ausgesetzt.

+++ Berichte: Ukrainische Armee soll Brücke vor Kiew gesprengt haben +++

Wie ukrainische Medien "Kyiv Independent" und "Nexta" berichten, soll ukrainische Armee kurz vor Kiew eine Brücke gesprengt haben, um zu verhindern, dass russische Truppen den Stadtkern erreichen. Dabei soll es sich um die Bucha-Irpin-Brücke handeln, die etwa 30 Kilometer westlich des Stadtkerns liegt. Bilder und Videos auf den sozialen Netzwerken zeigen, dass die russischen Truppen bereits in dem Kiewer Vorort Bucha eingetroffen sind.

+++ Gebietsverwaltung: Straßenkämpfe in Millionenstadt Charkow +++

In der zweitgrößten ukrainischen Stadt Charkiw liefern sich nach Angaben der örtlichen Gebietsverwaltung russische und ukrainische Truppen Straßenkämpfe. Die Angreifer seien mit leichter Technik durchgebrochen und auch ins Zentrum der Stadt mit etwa 1,5 Millionen Einwohnern gelangt, teilte der Chef der Gebietsverwaltung, Oleh Synjehubow, am Sonntag bei Facebook mit. Die ukrainischen Streitkräfte würden die Gegner besiegen. Zivilisten sollten in Häusern und Schutzräumen bleiben. Videos in sozialen Netzwerken zeigten mehrere Militärfahrzeuge.

+++ Kreml: Russische Delegation in Belarus für Verhandlungen bereit +++

Eine russische Delegation ist nach Kremlangaben für Verhandlungen mit der Ukraine nach Belarus gereist. "Gemäß der getroffenen Vereinbarung" seien Vertreter etwa vom Außenministerium, Verteidigungsministerium und von der Präsidialverwaltung in der Stadt Gomel eingetroffen, sagte der Sprecher von Präsident Wladimir Putin, Dmitri Peskow, am Sonntag der Agentur Tass zufolge. "Wir sind bereit, diese Verhandlungen in Gomel zu beginnen", sagte Peskow.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zeigte sich zu Verhandlungen grundsätzlich bereit. Allerdings lehnte er Gespräche in Belarus ab. Das Land beteilige sich an Kampfhandlungen gegen die Ukraine, sagte Selenskyj zur Begründung. Ein Berater Selenskyjs wies die russischen Angaben als Taktik zurück. Der Kreml teilte weiter mit, eine Delegation sei am Freitag zu Verhandlungen in die belarussische Hauptstadt Minsk gereist. Die ukrainische Seite habe sich aber nach einer Pause nicht mehr gemeldet. Daraufhin seien die Angriffe in der Ukraine wieder aufgenommen worden.

+++ Ukraine zieht weitere Truppen für Verteidigung von Kiew zusammen +++

Die ukrainischen Streitkräfte ziehen für die Verteidigung der Hauptstadt Kiew weiter Kräfte zusammen. Es gehe vor allem um die Abwehr des russischen Angriffs im Norden und im Nordwesten der Hauptstadt, schrieb Vizeverteidigungsministerin Hanna Maljar am Sonntag bei Facebook. Im ganzen Land laufe die Mobilisierung. Die Luftwaffe habe russische Kampfjets und Transportmaschinen über Kiew abgefangen, im Süden habe die Marine eine russische Landung vereidigt.

Nach Angaben des ukrainischen Generalstabs geht der russische Angriff weiter, allerdings sei das Tempo deutlich gebremst worden. Der Feind habe Nachschubprobleme bei Treibstoff und Munition, teilte die Armeeführung auf Facebook mit. Die russischen Soldaten, bei denen es sich vor allem um junge Rekruten handle, seien erschöpft wegen der vorangegangenen Manöver. Moral und psychologischer Zustand seien schlecht. Es gebe erste Berichte über Desertationen von Soldaten, die sich weigerten, gegen die Ukraine zu kämpfen. Einige Gefangene sagten ukrainischen Medien zufolge, sie seien für ein Manöver abkommandiert gewesen und hätten sich dann in einem Krieg wiedergefunden. Überprüfbar war das nicht.

Die russischen Truppen hätten schwere Verluste erlitten, teilte der Generalstab weiter mit. Bisher seien mehr als 3000 Soldaten getötet und mehr als 200 gefangen genommen worden. 16 Flugzeuge und 18 Hubschrauber seien zerstört worden, ebenso mehr als 100 Panzer und Hunderte weitere Militärfahrzeuge.

+++ Moskau: 471 Ukrainer gefangen genommen - 975 Militärobjekte zerstört +++

Bei ihrem Angriff auf die Ukraine haben russische Truppen nach eigenen Angaben 471 ukrainische Soldaten gefangen genommen. Die Ukrainer würden weiterhin in Massen den Kampf verweigern, behauptete der Sprecher des Verteidigungsministeriums in Moskau, Igor Konaschenkow, am Sonntag. Nahe der ostukrainischen Großstadt Charkiw habe sich ein ganzes Regiment ergeben, das mit Boden-Luft-Raketenabwehrsystemen vom Typ Buk-M1 ausgerüstet gewesen sei. "Allen ukrainischen Soldaten kommt Respekt und Unterstützung zuteil", sagte Konaschenkow. Sobald bürokratische Formalien erledigt seien, kehrten sie zu ihren Familien zurück.

Russland hatte die Ukraine am Donnerstagmorgen angegriffen. Seitdem seien 975 militärische Objekte zerstört worden, sagte Konaschenkow. Zudem seien 8 Kampfflugzeuge und 7 Hubschrauber sowie 11 Kampfdrohnen abgeschossen worden. Weitere 28 Flugzeuge wurden demnach am Boden zerstört, ebenso 223 Panzer und andere Kampffahrzeuge. Zur Zahl der getöteten Soldaten in den eigenen Reihen machte Konaschenkow keine Angaben.

+++ China spricht sich weiterhin gegen Russland-Sanktionen aus +++

China lehnt weiterhin den Einsatz von Sanktionen gegen Russland ab. In einer am Sonntag veröffentlichten Stellungnahme teilte Außenminister Wang Yi mit, man sei "gegen einseitige Sanktionen, die keine Grundlage in internationalem Recht haben". Beim Telefonat mit der deutschen Außenministerin Annalena Baerbock am Samstag teilte Wang zudem mit, Sanktionen würden keine Probleme lösen, sondern nur neue Probleme kreieren. Baerbock hatte in dem Gespräch auf die besondere Verantwortung Chinas als ständiges Mitglied des UN-Sicherheitsrates hingewiesen.

Peking hatte sich bereits vor Beginn der russischen Invasion in die Ukraine gegen mögliche Strafmaßnahmen ausgesprochen. "Wir sind konsequent gegen alle illegalen einseitigen Sanktionen", hatte eine Sprecherin des Pekinger Außenministeriums am Mittwoch gesagt. "Seit 2011 haben die USA mehr als 100 Sanktionen gegen Russland verhängt. Haben diese US-Sanktionen irgendein Problem gelöst?", fragte die Sprecherin weiter.

+++ Ukraine-Feldzug: Putin lobt russische Streitkräfte +++

Nach dem Beginn seines Ukraine-Feldzuges hat Kremlchef Wladimir Putin den russischen Streitkräften seine Anerkennung ausgesprochen. Sie hätten nicht das erste Mal unter schwierigsten Bedingungen maximal effektiv ihre Aufgaben erfüllt, sagte Putin in einer am Sonntag veröffentlichten Videobotschaft zum Tag der Kräfte für Spezialoperationen. Putin nennt seinen am Donnerstag begonnenen Krieg gegen das Nachbarland Ukraine eine Spezialoperation. Die Einheiten würden in diesen Tagen heldenhaft ihre militärischen Pflichten erfüllen «bei der Hilfeleistung für die Volksrepubliken des Donbass».

In der ostukrainischen Region Donbass liegen die von Russland in der vergangenen Woche als unabhängige Staaten anerkannten sogenannten Volksrepubliken Luhansk und Donezk. Vordergründiges Ziel des russischen Militäreinsatzes ist, diese bisher zum größten Teil von ukrainischen Truppen kontrollierten Gebiete von Luhansk und Donezk komplett den prorussischen Separatisten im Donbass zuzuschlagen.

Der Kremlchef hatte zudem erklärt, es gehe ihm um eine Entmilitarisierung der Ukraine. Stürzen will er auch die von ihm als nationalistisch bezeichnete Führung des Landes, die er immer wieder wegen einer antirussischen Politik kritisiert. Die russischen Streitkräfte seien für die Sicherung der nationalen Interessen Russlands im Einsatz, sagte Putin in der Videobotschaft. Er sprach ihnen Mut zu.

+++ Ukraines Minister macht Soldaten Mut - "Dunkelheit wird weichen" +++

Der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow hat seinen Soldaten nach den tagelangen schweren Kämpfen gegen die angreifende russische Armee Mut gemacht. In einem Beitrag auf Facebook sprach er von "drei Tagen, die unser Land und die Welt für immer verändert haben". Dabei sei es den Russen nicht gelungen, wie geplant Kiew zu erobern. "Stattdessen sehe ich eine heldenhafte Armee, eine siegreiche Wache, furchtlose Grenzwächter, engagierte Retter, zuverlässige Polizisten, unermüdliche medizinische Engel."

Resnikow sprach den Verteidigern Mut zu. "Stündlich erkennen immer mehr Menschen, dass es nirgendwo in Europa eine solche Armee gibt." Die Ukraine erwarte nunmehr Hilfe, die vor drei Tagen nicht möglich schien. "Die Dunkelheit wird zurückweichen. Die Morgendämmerung ist nahe."

+++ Kämpfe um Flughafen Vasilkovo - Treibstoffdepot brennt weiter +++

Russische und ukrainische Einheiten haben sich am frühen Sonntagmorgen erbitterte Gefechte um den Flughafen Vasilkovo in einem Vorort der Hauptstadt Kiew geliefert. Nach Medienberichten versuchten die russischen Einheiten weiterhin, einen der größeren Flughäfen rund um Kiew unter ihre Kontrolle zu bringen. Diese Angaben ließen sich von unabhängiger Seite nicht überprüfen.

Bei einem der ersten russischen Angriffe in der Nacht war nach ukrainischer Darstellung ein Treibstoffdepot in dem Vorort südwestlich von Kiew von mehreren Raketen getroffen und in Brand gesetzt worden. Wegen der anhaltenden Kämpfe konnten Feuerwehren nicht zum Löschen vorrücken. Der Feuerschein war nach Berichten von Augenzeugen am nächtlichen Himmel über Kiew sichtbar.

+++ Medien: Ukrainer zerschlagen angeblich tschetschenische Sondereinheit +++

Bei heftigen Kämpfen in der Umgebung von Hostomel haben ukrainische Truppen nach eigener Darstellung eine aus Russland kommende tschetschenische Sondereinheit zerschlagen. Dabei sei auch der Kommandeur, General Magomed Tuschajew, getötet worden, wie ein Gefangener später verraten habe. Wie die "Ukrainska Pravda" am frühen Sonntagmorgen weiter berichtete, erbeuteten die ukrainischen Soldaten bei diesen Kämpfen größere Mengen an Waffen. Die Angaben ließen sich von unabhängiger Seite nicht überprüfen.

Hostomel liegt am nordwestlichen Rand der Region Kiew und war zu Beginn des Kriegs Ziel starker russischer Angriffe. Neben dem internationalen Flughafen befindet sich dort auch ein großer Eisenbahnknotenpunkt.

+++ UN gehen von knapp 300 000 Vertriebenen in Ukraine aus +++

Die Vereinten Nationen gehen von knapp 300.000 Vertriebenen wegen des Krieges in der Ukraine aus. Wie das UN-Nothilfebüro Ocha unter Berufung auf das Flüchtlingshilfswerk UNHCR am Samstag berichtete, seien 160 000 Menschen Berichten zufolge innerhalb des Landes auf der Flucht - 116.000 zusätzliche Personen seien in Nachbarländer geflohen. Diese seien vor allem nach Polen gezogen, aber auch nach Moldau und Rumänien.

Die Behörden in der Ukraine befürchten bis zu fünf Millionen Flüchtende. Es könnte sich um eine der größten Flüchtlingskrisen der Gegenwart handeln, hatte die amerikanische UN-Botschafterin Linda Thomas-Greenfield am Mittwoch gewarnt. Unter Berufung auf den UN-Menschenrechtsrat berichtete Ocha zudem davon, dass mindestens 64 Zivilisten bei den Kämpfen nach dem Einmarsch Russlands getötet wurden und über 170 verletzt worden seien.

Ein ukrainischer Soldat geht durch Trümmer nach einem russischen Luftangriff. Bild: picture alliance/dpa/AP | Vadim Ghirda

+++ Fernsehen: Lager mit radioaktiven Abfällen in Kiew getroffen +++

In der ukrainischen Hauptstadt Kiew ist nach Medienberichten im Verlauf neuer Kämpfe in der Nacht zum Sonntag ein Lager mit radioaktiven Abfällen getroffen worden. Die Deponie, eine Zweigstelle des Unternehmens Radon Union, sei von mehreren russischen Granaten getroffen worden, berichtete unter anderem der Sender "Kanal 24". Nach ersten Messungen bestehe "keine Bedrohung für die Bevölkerung außerhalb der Schutzzone", hieß es. Die Angaben ließen sich nicht von unabhängiger Seite überprüfen. Das 1960 gegründete Unternehmen hat mehrere Filialen in der Ukraine. Hauptaufgabe ist die Entsorgung verschiedener Arten radioaktiver Abfälle.

+++ Elon Musk aktiviert Starlink in der Ukraine +++

Tech-Milliardär Elon Musk unterstützt die von Russland angegriffene Ukraine mit seinem Satelliten-Internetdienst Starlink. «Der Starlink-Dienst ist jetzt in der Ukraine aktiv. Weitere Terminals unterwegs», schrieb Musk am Samstag (Ortszeit) auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. Er kam damit einer entsprechenden Bitte des ukrainischen Ministers für Digitalisierung, Vize-Premier Mychajlo Fedorow, nach. Dieser hatte sich über Twitter direkt an Musk gewandt. In Reaktion auf Musks Antwort bedankte sich Fedorow bei dem US-Amerikaner auf Twitter und bei «jedem», der die Ukraine unterstütze.

+++ Ukrainische Armee berichtet von schweren Kämpfen +++

Die ukrainischen Streitkräfte sind nach Medienberichten weiterhin vielerorts schweren Angriffen der russischen Armee "aus allen Richtungen" ausgesetzt. Dem Gegner werde jedoch "entschlossener Widerstand" entgegengesetzt, heißt es in einer in der Nacht zum Sonntag verbreiteten Mitteilung der ukrainischen Armee.

Nach dieser Darstellung wurde unter anderem ein schwerer russischer Angriff bei Charkiw abgeschlagen. Bei Cherson im Süden sei dagegen russischen Einheiten nach erbitterten Kämpfen ein Vorstoß gelungen. Auch in der Region Luhansk tobten demnach schwere Kämpfe. Die Angaben ließen sich nicht von unabhängiger Seite überprüfen.

Auch in der Hauptstadt Kiew dauerten die Kämpfe in den Außenbezirken an. Nach Medienberichten stand den Bewohnern eine weitere "schwere Nacht" bevor. In einem Vorort von Kiew wurde nach Medienberichten eine Raffinerie von Raketen getroffen und in Brand gesetzt. Der Feuerschein am Himmel sei auch in Kiew sichtbar, berichtete die ukrainische Zeitung "Pravda" in ihrer Online-Ausgabe.

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