"maybrit illner" und Co.: Politik-Talks von ARD und ZDF haben gravierendes Problem
Im ZDF-Talk "maybrit illner" spielen immer wieder die gleichen Themen eine Rolle. Bild: ZDF/Christian Schoppe
Von news.de-Redakteur Martin Gottschling
26.09.2025 06.53
- Große Politik-Talkshows von ARD und ZDF setzen immer wieder auf die gleichen Themen
- Derzeit spielen vor allem Donald Trump, der Ukraine-Krieg und die geplanten Sozialstaats-Reformen eine dominierende Rolle
- Diskussionen über Zukunft des ÖPNV, die Klimakrise oder steigende Mieten bleiben derweil aus
Wer am Donnerstagabend "maybrit illner" im ZDF schaut, hat womöglich ein Déjà-vu-Erlebnis. Die neue Ausgabe am 25. September steht unter dem Motto "Sozialstaat: Teuer, ungerecht, missbraucht?" Vor zwei Wochen fragte die Moderatorin ihre Gäste bereits "Wer rettet den Sozialstaat?". Innerhalb kürzester Zeit wird es also eine Diskussion zum mehr oder weniger gleichen Thema geben. Das ist ein grundlegendes Problem der großen öffentlich-rechtlichen Politik-Talkshows in ARD und ZDF.
Langeweile bei ARD und ZDF: Immer wieder die gleichen Themen bei "maybrit illner" und Co.
Es mangelt den Formaten an Vielfalt. Um beim Beispiel "maybrit illner" zu bleiben: Nicht nur die geplanten Sozialstaats-Reformen der schwarz-roten Bundesregierung wurden in der ZDF-Sendung zuletzt wiederholt angesprochen. Häufiger gab es zudem Diskussionen über die aktuelle Situation im Ukraine-Krieg sowie über die US-Politik unter Donald Trump. Allein innerhalb der vergangenen sechs Monaten wurden dazu mehrere Folgen ausgestrahlt - mit Titeln wie:
- "Trump erpresst, Putin gewinnt?"
- "Ukraine: Putin spielt mit Trump?"
- "Trumps Deal - Putins Sieg?"
- "Merz trifft Trump - Duell oder Duett?"
- "Putins Rache, Trumps Spiel"
- "Krieg oder Frieden - Sicherheit nur mit den USA?"
- "Putins Drohnen, Trumps Spielchen"
Blickt man in die Mediatheken der ARD-Talkshows "Caren Miosga", "hart aber fair" und "maischberger", sieht es nicht viel anders aus. Auch hier dominieren Debatten über Trump, die Ukraine sowie die Reformpläne der neuen Bundesregierung - insbesondere mit Blick auf das Bürgergeld. Es ist wichtig, dass darüber gesprochen wird, weil viele Menschen betroffen sind. Leider kommen aber andere Themen gar nicht oder nur am Rande vor.
Große Politik-Talkshows sollten sich Themen wie ÖPNV, Klimakrise und Mieten widmen
Dabei gäbe es viele Themen, denen eine komplette Sendung in den großen Politik-Talks gewidmet werden sollte, weil sie ebenfalls eine wichtige Rolle im Alltag der Menschen spielen:
- In der vergangenen Woche wurde beispielsweise eine Preiserhöhung beim Deutschlandticket von 58 auf 64 Euro ab dem kommenden Jahr beschlossen. Kurz darauf verkündete CDU-Verkehrsminister Patrick Schnieder, dass die Deutsche Bahn ihre Pünktlichkeitsziele lockert. Die Diskussion über die Zukunft des ÖPNV bleibt bislang in den Politik-Talks von ARD und ZDF aus.
- Ansätze gäbe es dabei viele.So hat etwa die NGO "Dialog-Gesundheit-Klima" erst in dieser Woche ein interessantes Konzept für einen beitragsfinanzierten ÖPNV vorgestellt, der eine günstigere Alternative zum Deutschlandticket beinhaltet.
- Gar nicht mehr besprochen wird in den großen Politiktalks von ARD und ZDF derzeit auch die Klimakrise. Dabei wird die Erwärmung der Erde in Zukunft Auswirkungen auf alle Lebensbereiche haben.
- Deutlich zu kurz kommt zudem das Thema der immer weiter steigenden Mieten in großen Städten.
Jeder Zuschauer weiß inzwischen, welche Haltung die unterschiedlichen Parteien zu Bürgergeld und Aufrüstung haben. Die öffentlich-rechtlichen Sender sollten jetzt dringend darüber aufklären, welche Konzepte und Lösungsansätze sie auch in anderen Bereichen bieten. Dazu reicht es nicht aus, die oben angesprochenen Themen auf Spartenkanäle wie beispielsweise Phoenix auszulagern. Denn das größte Publikum wird über ARD und ZDF erreicht.
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