Schwedens Ex-Außenminister alarmiert: Warnung vor Putins anhaltender Nato-Bedrohung
Der frühere schwedische Außenminister Tobias Billström warnt, dass Russland unabhängig vom Ukraine-Krieg eine Bedrohung für Europa bleibt. Bild: picture alliance/dpa/Pool Sputnik Kremlin | Valeriy Sharifulin
Erstellt von Sabrina Böhme
15.12.2025 11.37
- Der schwedische Ex-Außenminister warnt vor einer anhaltenden russischen Bedrohung für die Nato.
- Moskau wird nach dem Ende des Ukraine-Kriegs eine Gefahr für das Militärbündnis darstellen.
- Nato-Generalsekretär Mark Rutte mahnte ebenfalls zur Vorsicht und betonte, dass Russland seine Verteidigungsfähigkeit verbessern muss.
Die russische Gefahr begrenzt sich nicht mehr nur auf die Ukraine. Hybride Angriffe und ständige Drohungen gegen den Westen sind zu einem gewohnten Bild geworden. Die Angst vor einer russischen Bedrohung wird unabhängig vom Kriegsverlauf in der Ukraine nicht abreißen, wie der frühere schwedische Außenminister Tobias Billström warnt gegenüber "Newsweek" warnt.
Schwedens Ex-Außenminister warnt vor Russlands anhaltender Nato-Bedrohung
Russland bleibt eine Gefahr für die östliche Flanke der Nato. Das werde "niemals aufhören", sagte Billström. "Auch nach dem Krieg müssen wir uns wirklich der Gefahr bewusst sein, die Russland für Länder wie Schweden und seine Nachbarn an dieser NATO-Flanke darstellen wird", erklärt er. Der ehemalige Chefdiplomat war während des russischen Einmarsches in die Ukraine 2022 im Amt und begleitete Schwedens Nato-Beitritt 2024. Er appelliert an Europa, sich vor Russland zu schützen. Europa müsse dringend seine Verteidigungsfähigkeiten gegen russische Aggression ausbauen, forderte der ehemalige Außenminister. Dabei sei es entscheidend, keine Zeit zu verlieren.
Nato-Generalsekretär alarmiert: "Wir sind Russlands nächstes Ziel"
Nato-Generalsekretär Mark Rutte zeigte sich ähnlich alarmiert. Er sprach vergangene Woche eine deutliche Warnung aus: Russland könnte innerhalb der nächsten fünf Jahre militärische Gewalt gegen das Bündnis einsetzen. "Wir sind Russlands nächstes Ziel", sagte der Niederländer in einer Rede in Berlin. Für die Nato gehe es nun darum, einen Krieg zu stoppen, bevor dieser beginne. "Dafür müssen wir uns über die Bedrohung völlig im Klaren sein", sagte er. Man sei bereits in Gefahr. Die Mitgliedsstaaten müssten sich auf Kriegsausmaße vorbereiten, wie sie die Großeltern oder Urgroßeltern erlebt hätten, so Rutte.
Auch hochrangige Militärs teilen diese Einschätzung. Der deutsche Generalinspekteur Carsten Breuer hatte bereits im Juni erklärt, ein russischer Angriff sei möglicherweise schon bis 2029 denkbar. Als Grund nannte er Moskaus massiv gesteigerte Rüstungsproduktion. Nach Angaben des Kieler Instituts für Weltwirtschaft fertigt Russland monatlich etwa 150 Panzer und 550 Schützenpanzer. Hinzu kommen rund 120 Lancet-Drohnen pro Monat.
Russlands Drohnen über Nato-Ländern
Russland steht im Verdacht, mit Drohnen wiederholt in den Luftraum des westlichen Verteidigungsbündnisses eingedrungen zu sein. Die unbemannten Fluggeräte überflogen dabei wichtige Infrastruktur zum Beispiel in Polen oder Belgien. Diese Vorfälle haben die Aufmerksamkeit europäischer Entscheidungsträger auf den Vorschlag einer Drohnenmauer zum Schutz des Bündnisgebiets gelenkt.
Admiral Giuseppe Cavo Dragone, Vorsitzender des Nato-Militärausschusses, erklärte gegenüber der "Financial Times", das Bündnis müsse möglicherweise einen "aggressiveren" Ansatz wählen, um Moskau von Drohneneinflügen und Cyberattacken abzuschrecken. Billström hofft, dass dessen Drohnenabfangsystem Kreuger 100XR Teil der geplanten europäischen Drohnenmauer werden könnte.
Wladimir Putin hängt sein politisches Überleben an Ukraine-Sieg
Nach Einschätzung Billströms hat der russische Präsident Wladimir Putin "seine gesamte politische Existenz an die Frage eines positiven Ausgangs in der Ukraine gebunden". Für den Kreml-Chef sei dies existenziell, nicht mehr und nicht weniger.
Moskau werde jede Kampfpause nutzen, um seine Streitkräfte und hybriden Fähigkeiten wieder aufzubauen, warnte der frühere Außenminister. "Unabhängig vom Ausgang in der Ukraine wird Russland entweder revanchistisch sein, wenn es komplett scheitert, oder es wird weiterhin eine Bedrohung darstellen, selbst bei einem Teilerfolg", so Billström.
Neben Drohnen setze Moskau auch auf Propaganda und politische Einmischung an der Nato-Ostflanke. Diese Strategie reiche bis in die Sowjetzeit zurück – die Vorstellung, Einfluss auf kleinere Nachbarstaaten ausüben zu dürfen.
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