Ukraine-Krieg aktuell: Massive Angriffe - Berichte decken Putins zerstörerischen Strategiewechsel auf
Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskyj wirft Moskau schwere Angriffe auf die Infrastruktur vor. Bild: picture alliance/dpa/AP | Peter Morrison
Erstellt von Sabrina Böhme
07.12.2025 14.29
- Massive russische Angriffe auf Ukraine.
- Putins Militär ändert seine Strategie. Zivile Orte werden zu neuen Zielen.
- Selenskyj verurteilt Drohnen- und Raketenangriffe und fordert von Partnern Unterstützung.
Während die Verhandlungen um ein Ende des Ukraine-Kriegs andauern, soll das russische Militär seine Strategie neu ausgerichtet haben. Es will wichtige Knotenpunkte für die zivile Versorgung treffen. Bislang ließen die Streitkräfte diese Orte aus. Doch aktuelle Berichte sollen den Kurswechsel verdeutlichen.
Massiver russischer Angriff in der Ukraine
Russland hat die Ukraine am Wochenende mit einer beispiellosen Angriffswelle überzogen. Allein am Freitag feuerten die russischen Streitkräfte 653 Flugkörper auf das Land ab – darunter über 300 Shahed-Drohnen, drei Kinschal-Hyperschallraketen sowie ballistische Raketen vom Typ Iskander und nordkoreanische KN-23-Geschosse. In der Nacht zu Sonntag setzten sich die Attacken fort: Die zentralukrainische Großstadt Krementschuk in der Region Poltawa geriet unter massiven Beschuss. Laut ukrainischer Luftwaffe attackierten Dutzende Drohnen und Kinschal-Hyperschallraketen die Stadt, wie die Nachrichtenagentur RBK-Ukraine berichtete. Bewohner hörten Explosionen und meldeten Ausfälle bei Strom und Heizung.
Bereits in der Nacht auf Samstag hatte ein massiver russischer Luftangriff erneut das Energienetz der Ukraine getroffen. In mehreren Regionen wurden Verletzte und Notabschaltungen des Stroms gemeldet. Präsident Wolodymyr Selenskyj warf Moskau erneut vor, die ukrainische zivile Infrastruktur zu attackieren. Ausgehend von der Zählung des US-Instituts CSIS dürfte es mit 653 Drohnen und 51 Raketen und Marschflugkörpern der bislang drittschwerste Luftangriff des Kriegs gewesen sein.
Die Angriffe treffen die ukrainische Bevölkerung mit voller Wucht. Wegen der massiven Zerstörungen am Stromnetz müssen Menschen in zahlreichen Regionen täglich zwischen zwölf und 16 Stunden ohne Elektrizität auskommen, wie der Chef des Energieversorgers Ukrenerho, Witalyj Sajtschenko, im Fernsehen erklärte. In Krementschuk meldeten Einwohner nach dem nächtlichen Angriff Ausfälle bei Strom und Heizung.
Wladimir Putins neue Ukraine-Strategie: Eisenbahninfrastruktur im Visier
Besonders alarmierend ist die neue Zielauswahl der russischen Angriffe. In Fastiw, einer Stadt mit 44.000 Einwohnern südwestlich von Kiew, schlugen mehrere Raketen in die Eisenbahninfrastruktur ein, berichtet die "Bild"-Zeitung. Der ukrainische Minister Oleksij Kuleba erklärte, dass "der Eisenbahnknotenpunkt, ein Bahnhof, ein Depot, das die Elektrozüge bedient, und der Fahrzeugpark beschädigt" wurden. Er betonte: "Es handelt sich um rein zivile Infrastruktur für den sozialen Nahverkehr." Die Bahnhofshalle von Fastiw wurde durch den Beschuss vollständig zerstört. Dieser Angriff markiert einen Wendepunkt: Bislang hatte Russland Eisenbahnziele ausschließlich im Osten der Ukraine attackiert. Nun weitet Moskau seine Angriffe auf das Schienennetz auch auf Regionen nahe der Hauptstadt aus.
Putins Streitkräfte beschießen Krankenhäuser und Postzentrale
Neben der Bahninfrastruktur nahm Russland auch die Logistik für Zivilisten und das Gesundheitswesen ins Visier. In der Millionenstadt Dnipro traf ein Großangriff die Zentrale des Postdienstleisters Nowa Poschta. Anwohner beklagten in sozialen Netzwerken, dass zehntausende Paketsendungen für Privatpersonen vernichtet wurden. Videoaufnahmen zeigen nach dem Angriff eine riesige Rauchwolke.
Bereits seit Ende November attackiert Moskau systematisch die Versorgungskette ukrainischer Krankenhäuser. Am 28. November zerstörte ein massiver Angriff das medizinische Verteilerdepot im westukrainischen Lwiw – dadurch konnten 600 Krankenhäuser nicht mehr beliefert werden, berichtet eine Aktivistin auf der Social-Media-Plattform X. Nur eine Woche später, am 5. Dezember, traf der nächste Schlag das Depot in Dnipro. Ziel war offenbar, auch die bereits weiter östlich eingetroffenen medizinischen Güter zu vernichten.
Zivilbevölkerung leidet unter Dauerbeschuss: Selenskyj fordert Luftabwehrsysteme von Partnern
Wolodymyr Selenskyj warf Moskau erneut vor, die ukrainische zivile Infrastruktur zu attackieren. Der ukrainische Präsident Wolodymyr hofft nach massiven Luftangriffen Moskaus auf schnellere Unterstützung für sein Land. Die Ukraine arbeite weiter mit ihren Partnern zusammen, um auf die Angriffe zu reagieren, schrieb er in sozialen Medien. Die klare Priorität seien mehr Flugabwehrsysteme und -raketen sowie mehr Unterstützung für die ukrainischen Verteidiger. Jede Vereinbarung müsse schneller umgesetzt werden.
Der ukrainische Botschafter in Berlin, Oleksii Makeiev, reagierte mit scharfer Kritik: "Die schwache Reaktion des Westens und die Beschwichtigung der Russlandversteher machen Russland nur stärker. Zeit zu handeln", schrieb er auf X.
Weitere News rund um den Ukraine-Krieg:
- "Alles läuft darauf hinaus" - Russlands Präsident droht Ukraine mit Militärschlag
- Millionen-Verlust für Putin - wichtige Luftabwehrsysteme zerstört
- Aus Angst vor Putin - Deutschland aktiviert Raketenschild
- "Leopard" gegen Putin-Streitkräfte - neue Ukraine-Waffe abgeschossen