Aufarbeitungskommission: Studie: Opfer von Missbrauch an Schulen oft allein gelassen
Ein Polizeieinsatz in Bochum eskalierte. Bild: Adobe Stock / DABLJU (Symbolbild)
Erstellt von Sarah Knauth
03.12.2025 10.03
In vielen Fällen sexualisierter Gewalt an Schulen standen Betroffene in der Vergangenheit alleine da: Das ist eine zentrale Erkenntnis einer Studie der unabhängigen Kommission des Bundes zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs. In vielen Fällen hätten Lehrkräfte oder anderes schulisches Personal nicht interveniert, berichtete die Kommission bei der Vorstellung der Studie in Berlin. Oft habe es Mitwisser gegeben, die Kollegialität vor den Schutz der Kinder gestellt, Übergriffe ignoriert oder sogar vertuscht hätten, um den Ruf der Schule zu schützen.
Die Kommission hatte vor vier Jahren mit einer Kampagne dazu aufgerufen, vertraulich zu schildern, wie Menschen sexualisierte Gewalt in der Schule erlebt haben. 133 Berichte wurden für die vorliegende Studie ausgewertet. Knapp 80 Prozent der Opfer waren demnach weiblich, die überwiegende Mehrheit der Tatpersonen männlich.
Tatort Turnhalle oder Umkleidekabine
Orte von Gewalterfahrungen und Grenzüberschreitungen seien vorrangig Räume innerhalb der Schule gewesen, etwa die Turnhalle, die Umkleiden und das Klassenzimmer, heißt es in der Studie. In der Regel habe es sich nicht um einmalige Taten gehandelt. Auffallend sei eine Häufung vermeintlich romantischer Beziehungen zwischen Lehrern und Schülern. "Oft war es den Betroffenen erst im Nachhinein möglich, die Manipulation zu erkennen und den Missbrauch zu benennen." Die meisten hätten mit Schweigen auf die Taten reagiert.
Die Bundesregierung hatte die Aufarbeitungskommission 2016 eingesetzt, um Missbrauch in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen aufzuarbeiten, etwa in der Familie, in der Schule, im Sport oder in Vereinen. Kern der Untersuchungen sind Anhörungen und Berichte von heute erwachsenen Betroffenen und Zeitzeugen.
"Die individuelle, institutionelle und gesellschaftliche Aufarbeitung von sexuellem Kindesmissbrauch ist notwendig, um das Leid der Betroffenen und das Unrecht anzuerkennen. Wenn wir die Strukturen verstehen, die Missbrauch begünstigen, dann können wir das System Schule weiterentwickeln und Kinder und Jugendliche zukünftig besser schützen", sagte die Vorsitzende der Kommission, Julia Gebrande.
+++ Redaktioneller Hinweis: Diese Meldung wurde basierend auf Material der Deutschen Presse-Agentur (dpa) erstellt. Bei Anmerkungen oder Rückfragen wenden Sie sich bitte an hinweis@news.de. +++
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