Politik

Arrow 3: Aus Angst vor Putin - Deutschland aktiviert Raketenschild

Ein ausgemustertes Rundsuchradar steht auf dem Fliegerhorst Holzdorf. Bild: picture alliance/dpa | Klaus-Dietmar Gabbert

  • Artikel teilen:
  • Deutschland aktiviert Raketenschild am Fliegerhorst Holzdorf.
  • Israelisches Luftverteidigungssystem Arrow 3 soll künftig die Bundesrepublik schützen und ballistische Flugkörper abwehren.
  • Politiker sehen Schutzschild als ersten Schritt zum Schutz der Infrastruktur. Das moderne System wurde kritisiert.

In Holzdorf am Bundeswehrstandort Schönewalde schlägt Deutschland mit dem Luftverteidigungssystem Arrow 3 ein neues Kapitel der Luftverteidigung auf. Generalinspekteur Carsten Breuer und der Inspekteur Luftwaffe, Generalleutnant Holger Neumann, werden am 3. Dezember auf dem Fliegerhorst die sogenannte Anfangsbefähigung des neuen Waffensystems erklären, wie die Luftwaffe mitteilte. Die Bundeswehr verfügt dann erstmals über die Fähigkeit zur Frühwarnung und zur Bekämpfung von anfliegenden ballistischen Flugkörpern außerhalb der Erdatmosphäre.

Arrow 3: Bundeswehr aktiviert neues Luftabwehrsystem

Arrow soll dabei eine Lücke in der Abwehr schließen. Der "Pfeil" kann anfliegende Raketen in bis zu über 100 Kilometern Höhe zerstören, also außerhalb der Atmosphäre und im beginnenden Weltraum. Das soll feindliche Raketen möglichst weitgehend wirkungslos machen. Diese Fähigkeit in der höchsten Abfangschicht gab es bisher so nicht.Das Raketenabwehrsystem ist bereits vor Ort positioniert. Am Montag verschafften sich Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) und Sachsen-Anhalts Regierungschef Reiner Haseloff (CDU) einen ersten Eindruck von der neuen Verteidigungstechnologie.

Milliarden für die Flugabwehr: Schutzschild als Folge von Putins Angriffskrieg in der Ukraine

Die Bundesregierung investiert verstärkt in Flugabwehr. Für Arrow fließen rund vier Milliarden Euro aus dem Sondervermögen in das israelische Abwehrsystem, berichtet "Bild". Deutschland hat dazu auch eine Initiative für ein europäisches Luftverteidigungssystem (European Sky Shield Initiative/ESSI) angestoßen - eine Konsequenz aus dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Neben Holzdorf plant die Bundeswehr zwei weitere Arrow-3-Standorte in Bayern und Schleswig-Holstein. Die komplette Einsatzfähigkeit aller drei Stützpunkte soll bis 2030 erreicht werden. Zudem werden in Holzdorf 47 von insgesamt 60 neue Transporthubschrauber vom Typ Chinook stationiert.

Wichtige Säule zum Schutz: Arrow 3 kann Raketen abfangen

Die Bundeswehr verfügt mit Arrow 3 über Frühwarnkapazitäten und kann weitreichende ballistische Flugkörper effektiv bekämpfen. Neben den Abschussvorrichtungen umfasst das System auch hochmoderne Radaranlagen wie das "Green Pine"-Feuerleitradar. Thomas Erndl, verteidigungspolitischer Sprecher der Unionsfraktion, bezeichnet die Einführung als "zentralen Schritt" zum Schutz der deutschen Infrastruktur und Bevölkerung. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff bezeichnet die Aktivierung als "wichtigen Pfeiler für die europäische Sicherheit". Deutschland sei künftig nicht mehr schutzlos gegen ballistische Flugkörper außerhalb der Erdatmosphäre. SPD-Verteidigungsexperte Falko Droßmann sieht in Arrow 3 ein bedeutendes Signal angesichts der Spannungen mit Russland.

Oberstabsfeldwebel Heiko Stotz vom Bundeswehrverband spricht von einem "sicherheitspolitischen Meilenstein" und einem wichtigen Beitrag zur Sicherheit der Bürger. Die rasche Umsetzung deutet laut Hans-Peter Bartels, Präsident der Gesellschaft für Sicherheitspolitik, auf den Ernst der Lage hin. Er vermutet einen konkreten Anlass für die beschleunigte Inbetriebnahme. Er mutmaßt, dass der russische Präsident in einem Gespräch mit dem ehemaligen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) den Einsatz nuklear bestückter Mittelstreckenraketen angedroht habe.

Aufrüstung oder Sicherheit? Kritik an Milliarden-Investition

Die Stationierung des Raketenabwehrsystems stößt nicht überall auf Zustimmung. Die Linke protestierte bereits während der Ostermärsche gegen das Projekt. Wulf Gallert, Vizepräsident des sachsen-anhaltischen Landtags, warnt vor einer "Aufrüstungsspirale" und kritisiert, dass massenhaft Geld für Rüstung verbrannt werde, was mehr Unsicherheit produziere. Auch innerhalb der brandenburgischen SPD/BSW-Koalition herrscht Uneinigkeit. Während Ministerpräsident Woidke den Ausbau befürwortet, bezeichnet BSW-Landeschef Robert Crumbach die Arrow-3-Stationierung als "teuren Fehler".

Luftabwehrsystem schafft Arbeitsplätze in Ostdeutschland

Gleichzeitig profitiert die strukturschwache Region wirtschaftlich. Die Beschäftigtenzahl steigt von 2.000 auf bis zu 3.000 Personen. Neben 700 Millionen Euro Militärinvestitionen fließen 100 Millionen Euro Strukturfördermittel in Infrastruktur, Straßen, Bahnstrecken sowie Bildungseinrichtungen. Die Regierungschefs erwarten den Zuzug von mindestens 1.000 Menschen in die ehemalige Braunkohleregion.

Weitere News aus dem Ressort Politik:

/gom/news.de/dpa/stg

Themen

Erfahren Sie hier mehr über die journalistischen Standards und die Redaktion von news.de.