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Wladimir Putin: Fiese List: Wie falsche Versprechen Soldaten in den Tod treiben

Die Verluste im Ukraine-Krieg wiegen schwer. Nun reagiert der Kreml mit einer neuen Taktik der Soldaten-Rekrutierung. Bild: dpa/Pool Sputnik Kremlin/Mikhail Metzel

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  • Wladimir Putin setzt auf neue Strategie bei der Rekrutierung der Soldaten
  • Falsches Versprechen von Sicherheit - so will Russland neue Front-Kämpfer werben
  • Zahlen zeigen eine deutliche Sprache - Herbe Verluste und strauchelnde Wirtschaft

Moskau setzt bei der Rekrutierung neuer Soldaten für den Ukraine-Krieg zunehmend auf irreführende Versprechen. Die ukrainische Analysefirma OpenMinds hat einen deutlichen Wandel in der russischen Werbestrategie festgestellt: Statt hoher Gehälter locken Rekrutierer nun mit angeblich "ungefährlichen Positionen" fernab der Front.

In sozialen Netzwerken werben russische Militärbehörden verstärkt mit Formulierungen wie "Nicht-Kampfeinheiten", "ruhiger Dienst" oder "keine Frontlinie", schreibt unter anderem "newsweek.de". Diese Zusicherungen können die Werber jedoch gar nicht einhalten.

Waghalsige Versprechen von Wladimir Putin - Militär ja, aber nicht an die Front?

"Die neue Kampagne stützt sich zunehmend auf irreführende Versprechen von 'sicherem' Dienst oder Positionen im Hinterland - Stellen, die kein Rekrutierer tatsächlich garantieren kann", erklärte Sviatoslav Hnizdovskyi, Geschäftsführer von OpenMinds, gegenüber "Newsweek".

Der Grund: Über den tatsächlichen Einsatzort entscheiden allein die Kommandeure vor Ort, unabhängig davon, welche Position ursprünglich beworben wurde.

Russland frische Soldaten: Rekrutierungswerbung explodiert in sozialen Netzwerken

Die Werbekampagne für neue Soldaten hat dramatisch zugenommen. OpenMinds verzeichnete einen Anstieg von 40 Prozent bei Rekrutierungsanzeigen in sozialen Medien im Vergleich zum Vorjahr, insbesondere auf der russischen Plattform VK. Die Analyse zeigt zwei Höhepunkte der Rekrutierungsaktivität: Im September 2024 nach der ukrainischen Gegenoffensive in Kursk verdoppelten sich die Anwerbeboni. Ein weiterer Anstieg folgte im Februar 2025, als Friedensgespräche Hoffnung auf Kriegsende weckten.

Wladimir Putin wirbt mit "Nichts-Angriffseinheiten" für Ukraine-Kämpfer

Besonders auffällig ist die veränderte Wortwahl: 20 Prozent der Anzeigen verwenden mittlerweile Begriffe wie "Nicht-Angriffseinheiten", "Dienst im Hinterland" oder "einfacher Dienst". Vor diesem Jahr tauchten solche Formulierungen kaum in Rekrutierungskampagnen auf. Die Werber suggerieren damit gezielt weniger gefährliche Aufgaben abseits der Kampfzonen.

Verluste zwingen Moskau zum Strategiewechsel

Die enormen Verluste an der Front haben Russlands Rekrutierungsstrategie grundlegend verändert. Seit Beginn der Invasion verlor Moskau nach ukrainischen Angaben über 1,1 Millionen Soldaten, einschließlich Verwundeter. Diese massiven Einbußen setzen sich fort, während russische Truppen nur minimale Gebietsgewinne erzielen.

Die wirtschaftliche Lage verschärft das Rekrutierungsproblem zusätzlich. Sanktionen, hohe Inflation und schrumpfendes Wachstum belasten Russlands Haushalt. Früher lockten hohe Soldatengehälter neue Rekruten an - diese Strategie funktioniert nicht mehr. Stattdessen versucht Moskau nun, die Kriegsrisiken herunterzuspielen.

Ukraine-Krieg ohne Fronteinsatz? Kommandeure ignorieren Werbeversprechen

Die verlockenden Zusagen der Rekrutierer erweisen sich jedoch als Täuschung. Selbst wenn Bewerber für vermeintlich sichere Posten wie Fahrer oder Mechaniker angeworben werden, landen sie häufig an der Front. Die endgültige Entscheidung über den Einsatzort treffen ausschließlich die befehlshabenden Offiziere vor Ort.

Eine russische Rekrutierungswebsite räumt dies sogar offen ein: Ohne offizielle Zuweisung zu einer bestimmten Einheit sei es unmöglich, einen Fahrerposten zu sichern. Der zuständige Kommandeur bestimme letztendlich die Verwendung der Soldaten.

Perfide Taktik des Kreml-Chefs - so lockt er Soldaten in die Falle

Diese Praxis macht die beworbenen "sicheren" Positionen zur reinen Locktaktik. Rekrutierungsagenturen versprechen bewusst Stellen, deren Vergabe außerhalb ihrer Kontrolle liegt. Neue Soldaten müssen damit rechnen, trotz gegenteiliger Zusicherungen direkt in Kampfhandlungen geschickt zu werden.

Rekrutierungsziele verfehlt - Moskau verschärft Werbekampagne

Die Kluft zwischen Moskaus Ambitionen und der Realität wird immer größer. Präsident Putin sprach im Mai von monatlich 50.000 bis 60.000 neuen Rekruten. Regionale Daten zeigen jedoch ein anderes Bild: Tatsächlich melden sich nur etwa 30.000 bis 40.000 Freiwillige pro Monat zum Dienst.

Diese erhebliche Differenz zwischen angestrebten und erreichten Rekrutierungszahlen treibt die aggressive Werbekampagne voran. In den ersten beiden Quartalen 2025 sank die Zahl der Neurekrutierungen weiter. Gleichzeitig steigen die Verluste an der Front kontinuierlich an.

Verteidigungsminister Andrej Belousow bezeichnete die Rekrutierung im August als oberste Priorität für Moskaus Offensivoperationen. Die russische Regierung steht vor dem Dilemma, Truppenstärke und Haushaltsbelastungen in Einklang zu bringen. Als Ausweg setzt Moskau verstärkt auf ausländische Söldner.

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/gom/stg/news.de

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