Ukraine-Krieg aktuell: Überläufer kämpft für Putin - kaum Fortschritte in Kupjansk
Ein Ukrainer kämpft für Wladimir Putin (Symbolfoto). Bild: Adobe Stock/ ardasavasciogullari
Erstellt von Sabrina Böhme
22.09.2025 09.51
- Kämpfe um Kupjansk haben sich verschärft: Widersprüche über Russlands Erfolge
- Ex-Ukrainer kämpft für Putin gegen sein Heimatland
- General soll mit Russen ein doppeltes Spiel treiben
Seit Monaten laufen erbitterte Kämpfe um die Stadt Kupjansk im Osten der ukrainischen Region Charkiw. Russland konnte in dem Gebiet vordringen, aber nur mit geringem Erfolg. Hinter den Angriffen steckt unter anderem ein Überläufer. Ein Ex-Ukrainer kämpft jetzt gegen sein Heimatland.
Kämpfe umKupjansk verschärft - Widersprüche über Russlands Erfolge
Das russische Oberkommando verkündete vor zwei Wochen, die Hälfte des Stadtgebiets zu kontrollieren. Generalstabschef Waleri Gerassimow behauptete bei einem Treffen mit Militärführern, seine Truppen hätten "die Stadt fast vollständig blockiert und etwa die Hälfte ihres Territoriums befreit". Die Angreifer kommen über die nördlichen Außenbezirke nicht hinaus.Diese und weitere Meldungen über Erfolge widersprechen sich. Weder unabhängige Frontkarten noch offizielle Berichte können nennenswerte russische Gebietsgewinne in Kupjansk bestätigen. Generell ist es im Ukraine-Krieg schwierig, Informationen unabhängig zu verifizieren.
Ex-Ukraine-Soldat führt Putins Truppen gegen sein Heimatland
Für die russischen Operationen in der Region zeichnet sich die 6. Armee verantwortlich. An ihrer Spitze steht Generalleutnant Sergei Storoschenko - der ranghöchste ukrainische Kollaborateur in russischen Diensten. Der gebürtige Charkiwer befehligt heute Angriffe auf jene Region, in der zu Kriegsbeginn noch seine Verwandten lebten.
Wladimir Putin ernennt Ukrainer zum General
Storoschenko verbrachte den Großteil seiner militärischen Laufbahn in den ukrainischen Streitkräften. Nach der Krim-Annexion 2014 wechselte er die Seiten und schloss sich den russischen Invasoren an. 2023 beförderte ihn Wladimir Putin per Dekret zum Generalleutnant und übertrug ihm das Kommando über die 6. Armee. Unter seiner Führung greifen russische Truppen nun seine früheren Waffenbrüder an. Offenbar trägt er auch die Verantwortung für die geschönten Berichte über angebliche Erfolge in Kupjansk.
Bei Kupjansk in der Region Charkiw sei eine Gasleitung, die russische Soldaten zum Eindringen in die Stadt genutzt hatten, zerstört worden, hieß es weiter. Die russischen Streitkräfte waren durch die Röhre gekrochen und hatten auf diesem Weg versucht, die ukrainischen Verteidigungslinien zu umgehen und ihnen so in den Rücken zu fallen.
Übergelaufener Ukrainer spielte ein doppeltes Spiel mit Russland
Während der Krim-Krise 2014 befehligte Storoschenko etwa 1.200 ukrainische Soldaten. Nach eigenen Angaben hätten sowohl Übergangspräsident Oleksandr Turtschinow als auch Ministerpräsident Arsenij Jazenjuk Kontakt zu ihm aufgenommen. Storoschenko behauptet, er habe auf den russischen Angriff nicht reagiert und schließlich seinen Rücktritt eingereicht.
Frühere Weggefährten schildern die Ereignisse anders. Sie werfen ihm vor, aktiv versucht zu haben, seine Untergebenen zur Waffenabgabe und zum Seitenwechsel zu bewegen. Von Anfang an habe er ein "Doppelspiel" mit den Russen betrieben.
Storoschenko sorgt nicht für Erfolge bei Kupjansk
Oberst Wladislaw Selesnjow, ehemaliger Sprecher der ukrainischen Streitkräfte auf der Krim, diente mit Storoschenko im Kosovo. "Ich glaube, 2014 wurde ihm ein Angebot gemacht, das er nicht ablehnen konnte", sagte Selesnjow der "BBC". "Ich denke, er war schlichtweg korrupt." Als Storoschenko überlief, folgten ihm rund 600 seiner Soldaten. Die übrigen flohen ins ukrainische Kernland. Jetzt soll er den Vormarsch in Kupjansk lenken, doch bislang gibt es kaum Fortschritte.
Kampf um Kupjansk im Ukraine-Krieg
Kupjansk ist ein strategisch wichtiger Verkehrsknotenpunkt, der am Fluss Oskil liegt. Der Fluss selbst dient als Barriere gegen das Vordringen russischer Truppen. Allerdings ist es dem russischen Militär an einigen Stellen bereits gelungen, ihn zu überwinden. Mithilfe einer zerstörten Gasleitung, die einen Eingang am Ostufer des Flusses besitzt, verstärkt das Militär nun seinen Brückenkopf am Westufer. Sie hatten auf diesem Weg versucht, die ukrainischen Verteidigungslinien zu umgehen und ihnen so in den Rücken zu fallen. Wegen Nachschubproblemen und hoher Verluste verfügen die russischen Einheiten kaum über schweres Gerät. Stattdessen setzen sie auf Sabotage und verdeckte Operationen.
Ukrainer fluten tödliche Rohre
Die ukrainischen Verteidiger haben Gegenmaßnahmen gegen die unterirdischen Angriffe eingeleitet. Nach Angaben von Oberstleutnant Oleksii Bielskyj wurden mehrere Gasleitungen gesprengt oder geflutet. Dabei seien etliche russische Soldaten ertrunken, andere wurden beim Verlassen der Rohre gefasst.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj äußerte sich zuversichtlich zur Lage in der umkämpften Stadt. In einer Videobotschaft betonte er, dort seien "starke Einheiten" stationiert. Er gehe davon aus, dass "die Russen dort vernichtet werden".
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