Wolodymyr Selenskyj: Putin nutzt Krim als Basis - Ukraine-Präsident warnt Europa vor Angriffen
Wolodymyr Selenskyj warnt Europa: Putin könnte Gebietsabtretungen als Basis für künftige Angriffe nutzen. Bild: picture alliance/dpa/AP | Efrem Lukatsky
Erstellt von Sabrina Böhme
05.09.2025 10.14
- Friedensverhandlungen im Ukraine-Krieg stocken
- Selenskyj sieht Gebietsabtretungen an Russland kritisch
- Ukraine-Präsident warnt Europa vor Verschiebung der östlichen Grenze bis nach Deutschland
- Lawrow fordert internationale Anerkennung annektierten Gebieten in der Ukraine
Der Frieden in der Ukraine ist immer noch in weiter Ferne. Die von der US-Regierung unter Donald Trump angeschobenen Verhandlungen haben Putin bislang nicht dazu bewegt, den Krieg zu beenden. Vielmehr hält der Kremlchef an seinen Zielen fest und behindert damit die Friedensbemühungen. Selbst kleinere Zugeständnisse, wie einen zeitlich begrenzten Waffenstillstand, machte er nicht. Dafür wurden immer wieder Forderungen nach Gebietsabtretungen an Russland laut. Das bürgt ein ernstzunehmendes Risiko für die europäische Sicherheit, wie der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj mahnt.
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Selenskyj warnt Europa vor künftigen Putin-Angriffen
Die Ideen Russland ukrainische Gebiete zu überlassen, lehnt Wolodymyr Selenskyj weiterhin strikt ab. "Einige Medien behaupten, dass der Frieden in den östlichen Regionen unseres Landes zurückkehren würde, wenn die ukrainischen Soldaten diese verlassen würden. Aber das ist nicht wahr", sagte er in einem Interview mit dem französischen Magazin "Le Point".
Er machte deutlich, welche Folgen ein Rückzug, gerade im Donbass und von der Krim für Folgen hat:
- "Putin hat die Krim erobert, um sie als Basis für die Einkreisung des Südens zu nutzen. Im Jahr 2014 hat er einen Teil des Ostens eingenommen, um die vollständige Besetzung dieser Regionen vorzubereiten", erklärt Selenskyj.
- Durch einen Rückzug im Donbass bleibe nach Aussagen des ukrainischen Präsidenten Charkiw ungeschützt, was Russland die Möglichkeit bietet, das Industriezentrum Dnipro zu erobern.
- Russland wird seine Verteidigung ausbauen: "Glauben Sie mir, in zwei Jahren werden die Russen viele Raketen haben – und wir auch – mit einer Reichweite von 5.000 Kilometern. Das Meer wird niemanden schützen, der Ozean wird niemanden schützen."
Diese Schutzlosigkeit sollte auch in Europa nicht unbeobachtet bleiben. Denn das Überleben der Ukraine entscheide, wo die östliche Grenze Europas liege. "Wenn die Ukraine nicht durchhält, wird diese Grenze Polen oder sogar Deutschland sein."
Hintergrund: Besonders die Autonome Republik Krim, Sewastopol und teilweise der Süden der Region Cherson stehen im Fokus. Russland nahm der 1991 als unabhängig anerkannten Halbinsel seine Autonomie. 2014 besetzten russische Truppen die Region und annektierten sie völkerrechtswidrig. Nachdem russische Truppen am 22. Februar 2022 in die Ukraine einmarschiert sind, nutzt das Militär die Region als Ankerpunkt für Transportwege. Der Süden der Ukraine ist für Russland ein strategischer Punkt für die eigene Schwarzmeerflotte.
Lawrow fordert internationale Anerkennung von annektierten Gebieten in der Ukraine
Weiterhin behauptet Russland auch die RegionenDonezk, Luhansk, Cherson und Saporischschja annektiert zu haben. Die von Russland völkerrechtswidrig annektierten Gebiete wurden bislang nicht international anerkannt. Das forderte der russische Außenminister Sergej Lawrow am Mittwoch, 3. September, in Moskau. "Um einen dauerhaften Frieden zu erreichen, müssen die neuen territorialen Realitäten, die entstanden sind, [...] anerkannt und in Übereinstimmung mit dem Völkerrecht formalisiert werden", zitiert ihn "Kyiv Post" Der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha kritisierte Moskau scharf. Russland habe "seine aggressiven Ziele nicht geändert und zeige keine Anzeichen für die Bereitschaft zu sinnvollen Verhandlungen" und forderte den Westen auf, "die russische Kriegsmaschinerie mit strengen neuen Sanktionen zu treffen und Moskau zur Vernunft zu bringen".
Putin spricht von Friedensabkommen und droht mit militärischer Lösung
Denn bislang zeichnet sich kein Entgegenkommen ab. Putin machte offenbar bei einem Treffen mit Chinas Präsidenten Xi Jinping und Nordkoreas Diktator Kim Jong-un deutlich, dass ein Friedensabkommen nicht von russischer Seite kommt. Wenn das nicht eintritt, müsse es militärische Lösungen geben.
Die Ukraine und Europa fordern derweil Sicherheitsgarantien, die nach dem Ende des Ukraine-Kriegs greifen sollen. Darauf ging Putin nicht ein. Er versteht darunter etwas völlig anderes.
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bos/bua/news.de