Politik

Wladimir Putin in der Zwickmühle: Würde ein Treffen mit Selenskyj seine Kriegslügen entlarven?

Warum fürchtet sich Wladimir Putin vor einem Treffen mit Wolodymyr Selenskyj? Bild: picture alliance/dpa/Pool Sputnik Kremlin/AP | Vyacheslav Prokofyev

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  • Donald Trump drängt auf Treffen: US-Präsident will Putin und Selenskyj an einen Tisch bringen.
  • Gefährliche Falle: Ein Treffen könnte Putins Kriegspropaganda in sich zusammenfallen lassen.
  • Diplomatisches Minenfeld: Von Moskau bis Katar – über den Treffpunkt tobt schon jetzt Streit.

Wladimir Putin steckt in der Zwickmühle: US-Präsident Donald Trump pocht auf ein Ende des russischen Angriffskrieges in der Ukraine und strebt ein Treffen des Kremlchefs mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj an. Doch Putin reagiert zurückhalten. Wovor hat er Angst?

Wladimir Putin in Gefahr: Zerlegt der Trump-Plan den Kremlchef?

Die Bemühungen von Donald Trump zur Beendigung des Ukraine-Kriegs könnten zu einem historischen zweiten Zusammentreffen von Putin und Selenskyj führen. Die beiden Staatschefs begegneten sich bisher nur einmal persönlich im Jahr 2019 bei einem Gipfel in Frankreich, wo sie sich nicht die Hand gaben und das Treffen ergebnislos verlief.

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Während Selenskyj seine Bereitschaft zu einem Gespräch mit Putin signalisiert hat, reagiert Moskau zurückhaltend auf die Aussicht eines erneuten Treffens. Russlands Außenminister Sergej Lawrow betonte, dass ein solches Zusammentreffen "schrittweise" vorbereitet werden müsse, "beginnend auf Expertenebene und dann durch alle erforderlichen Schritte". Die diplomatischen Hürden sind beträchtlich: Streitigkeiten über den Veranstaltungsort, Russlands Beharren auf territorialen Zugeständnissen und die grundsätzliche Frage, ob Putin überhaupt bereit ist, Selenskyj als legitimen Verhandlungspartner anzuerkennen.

Russland-Experte William Browder glaubt nicht, dass Putin den Krieg in der Ukraine beenden wolle. Seiner Meinung nach würde ein Frieden den sicheren Tod für den Kremlchef bedeuten.

Wladimir Putin in der Zwickmühle: Selenskyj-Treffen würde Kriegspropaganda pulverisieren

Ein Treffen mit Selenskyj würde die gesamte Kriegspropaganda von Putin pulverisieren. Orysia Lutsevych, Leiterin des Russland- und Eurasien-Programms bei Chatham House, erklärte gegenüber CNN, Putin müsse "das Scheitern akzeptieren, sich mit einem Präsidenten zusammenzusetzen, den er als Witz betrachtet, aus einem Land, das nicht existiert". Der russische Machthaber rechtfertigte seinen Angriff im Februar 2022 mit der absurden Behauptung, die Ukraine sei ein künstlicher Staat unter Nazi-Herrschaft. Selenskyjs jüdische Identität entlarvt diese Propaganda als offensichtliche Lüge.

Ein Gipfeltreffen würde beide Staatschefs als Präsidenten legitimer, souveräner Nationen nebeneinander zeigen: eine Realität, die Moskaus Kriegsrhetorik fundamental widerspricht. Solange die Ukraine bewaffnet und unabhängig bleibt, würden Zugeständnisse an Selenskyj Putins Kriegsziele als gescheitert bloßstellen.

Wo könnte ein Putin-Selenskyj-Treffen stattfinden?

Russland zeigt bislang keinerlei Anzeichen für bedeutende Zugeständnisse. Die Übergabe großer ukrainischer Territorien an Moskau bleibt Putins zentrale Friedensbedingung. Gleichzeitig warnte Lawrow, dass Gespräche über Sicherheitsgarantien für die Ukraine ohne russische Beteiligung ein "Weg ins Nirgendwo" seien. Um Trumps Zorn bei einem Scheitern der Verhandlungen zu vermeiden, könnte Putin versuchen, die Schuld auf Selenskyj zu schieben. Sein Vorschlag, das Dreiergipfeltreffen in Moskau abzuhalten - eine für die Ukraine vorhersehbar inakzeptable Option - könnte ein kalkulierter Schachzug gewesen sein, um sich aus der Affäre zu ziehen. Hätte das Treffen wider Erwarten in Russlands Hauptstadt stattgefunden, hätte Putin dies als diplomatischen Triumph für den Kreml gefeiert und als Gelegenheit zur Demütigung des ukrainischen Präsidenten genutzt.

Die Suche nach einem geeigneten Treffpunkt entwickelt sich zum diplomatischen Minenfeld. Verschiedene Standorte wurden bereits ins Spiel gebracht: die Schweiz, Katar und Österreich stehen als mögliche Gastgeber zur Diskussion. Der Vorschlag, das Treffen in Budapest abzuhalten, stieß auf scharfe Kritik des polnischen Premierministers Donald Tusk. Er erinnerte daran, dass die Ukraine bereits 1994 in Budapest Zusicherungen zur territorialen Integrität von den USA, Russland und Großbritannien erhalten hatte. "Vielleicht bin ich abergläubisch, aber dieses Mal würde ich versuchen, einen anderen Ort zu finden", mahnte Tusk. Für Putin bergen europäische Standorte ein erhebliches Risiko: Die meisten EU-Staaten wären aufgrund des Haftbefehls des Internationalen Strafgerichtshofs verpflichtet, ihn festzunehmen.

Selenskyj-Treffen würde Putin als Lügner entlarven

Ein Gipfeltreffen zwischen Putin und Selenskyj hätte weitreichende symbolische Bedeutung. Die bloße Tatsache, dass beide als gleichberechtigte Staatschefs an einem Verhandlungstisch säßen, würde die Ukraine als souveränen Staat bestätigen. Genau das, was Putins Kriegspropaganda seit Jahren leugnet.

Für den Kreml wäre dies ein fundamentaler Widerspruch zur eigenen Darstellung der Ukraine als "künstlichem Gebilde". Jedes offizielle Gespräch würde Selenskyjs Legitimität als demokratisch gewählten Präsidenten unterstreichen und Putins Behauptungen über ein von "Nazis" regiertes Land ad absurdum führen.

Diese diplomatische Zwickmühle erklärt Moskaus zögerliche Haltung: Ein Treffen könnte Putins gesamtes Kriegsnarrativ vor den Augen der russischen Bevölkerung als Betrug und Versagen entlarven.

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