Friedrich Merz bei "maischberger": Diese Spitze gegen Merkel konnte sich der Bundeskanzler nicht verkneifen
ARD-Talkerin Sandra Maischberger fühlte Bundeskanzler Friedrich Merz im Solo-Interview auf den Zahn. Bild: picture alliance/dpa/WDR | Oliver Ziebe
Erstellt von Claudia Löwe
02.07.2025 09.36
- Friedrich Merz im Einzel-Gespräch mit Sandra Maischberger in der ARD
- Bundeskanzler verpasst Angela Merkel spitzen Seitenhieb im TV-Interview
- "Wollen wir so weitermachen?" Sandra Maischberger lockt Bundeskanzler Merz aus der Reserve
Normalerweise begrüßt Sandra Maischberger für ihren Polittalk in der ARD pro Sendung mehrere Gäste im Studio, um aktuelle politische Themen zu diskutieren - am 1. Juli 2025 waren die Kameras im "maischberger"-Studio nur auf einen einzigen Gast gerichtet. Die Moderatorin hatte sich Bundeskanzler Friedrich Merz zum vorab aufgezeichneten Solo-Talk eingeladen, der jedoch nicht ohne Konfrontationen und Seitenhiebe über die Bühne ging.
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Konfrontation bei "maischberger":"Wollen wir die Sendung so weitermachen?"
In dem 74 Minuten währenden TV-Interview fühlte Sandra Maischberger dem Bundeskanzler provokativ auf den Zahn - so unter anderem, als die Sprache auf Friedrich Merz' liebstes Hobby kam, das Fliegen. Auf das müsse er auch als Regierungschef nicht verzichten, meint Merz: "Wer soll mir das verbieten?" Sandra Maischberger hatte prompt eine Antwort parat: "Die Security." Doch der Bundeskanzler zeigte sich wenig beeindruckt: "Ich bin und bleibe ein freier Mensch."
Als die Moderatorin Merz dann aber damit konfrontierte, dass die frühere SPD-Chefin Saskia Esken seinen Blick aus dem Privatflieger auf die Welt als abgehoben kritisiert habe, wurde der Bundeskanzler sauer: "Frau Maischberger, wollen wir die Sendung so weitermachen? Wollen wir wirklich über diese Themen sprechen oder mal über die Themen, die wirklich wichtig sind für die Welt, für Europa, für Deutschland?" Maischbergers trockene Antwort: "Das tun wir beides."
Friedrich Merz verpasst Altkanzlerin Angela Merkel deutlichen Seitenhieb im "maischberger"-Talk
Sandra Maischberger versuchte darüber hinaus, aus dem Bundeskanzler herauszukitzeln, wie es um sein derzeitiges Verhältnis zu seinen Amtsvorgängern im Allgemeinen und Gerhard Schröder und Angela Merkel im Speziellen bestellt ist. Mit der Frage, mit wem von beiden er lieber ein Glas Wein trinken würde, hat Sandra Maischberger in ihrer ARD-Sendung Friedrich Merz in Verlegenheit gebracht. "Weder noch im Augenblick", antwortete der CDU-Vorsitzende zunächst.
Auf die Nachfrage, ob er sich nicht einmal auf ein Bier mit dem früheren SPD-Chef Schröder oder der Ex-CDU-Vorsitzenden Merkel treffen würde, sagte er: "Ich trinke zurzeit fast keinen Alkohol." Erst bei der zweiten Nachfrage, ob wenigstens mit seiner Parteifreundin Merkel nicht doch ein Treffen drin wäre, konnte Merz sich dann doch noch zu einem "ja, wenn's die Gelegenheit gibt" durchringen. Dafür gab's postwendend einen Merz'schen Seitenhieb gegen die Altkanzlerin.
Das Verhältnis zwischen Merkel und Merz gilt als zerrüttet, seit die damalige CDU-Chefin Merkel nach der Wahl 2002 Merz als Fraktionschef im Bundestag verdrängt hat. Die gegenseitige Abneigung ist bis heute spürbar. Im zurückliegenden Wahlkampf hat Merkel Merz für seinen Umgang mit der AfD und erst Ende Juni für seine Asylpolitik offen kritisiert. Auf die Frage, ob ihn das ärgere, sagte Merz: "Nein, das muss ja jeder selber entscheiden, ob er sich zu Wort meldet, wenn er aus dem Amt ausgeschieden ist, oder nicht." Man müsse im Augenblick "ein paar Probleme lösen, die in den letzten zehn Jahren entstanden sind", sagte er zur Asylpolitik Merkels, die 2015 die Grenzen für syrische Flüchtlinge geöffnet hatte.
Friedrich Merz bezieht Stellung im Zoff um Regenbogenfahne: "Bundestag ist kein Zirkuszelt"
Deutliche Worte fand Friedrich Merz auch, als Sandra Maischberger ihn auf den jüngsten Eklat um Bundestagspräsidentin Julia Klöckner am Christopher Street Day (CSD) ansprach. Der Bundeskanzler sagte auf die Frage, wie er es finde, dass die CDU-Politikerin die Regenbogenfahne zum CSD nicht auf dem Bundestag hissen will: "Der Bundestag ist ja nun kein Zirkuszelt", auf das man beliebig Fahnen hisse.
Es gebe einen Tag im Jahr, das sei der 17. Mai - das ist der Tag gegen Homophobie - an dem die Regenbogenflagge gehisst werde. "An allen anderen Tagen ist auf dem Deutschen Bundestag die deutsche Fahne und die europäische Fahne gehisst und keine andere. Und diese Entscheidung ist richtig." Jeder könne vor seiner eigenen Haustür Fahnen hissen, was er wolle, sagte der Kanzler. "Aber wir reden hier über das deutsche Parlament und im deutschen Parlament werden nicht jeden Tag beliebig irgendwelche Fahnen aufgehängt, sondern die deutsche Nationalflagge und die europäische Flagge."
Klöckners Entscheidung, zum Christopher Street Day am 26. Juli nicht wie in Vorjahren die Regenbogenflagge am Parlament aufzuziehen, war unter anderem von Grünen und Linken kritisiert worden. Die Regenbogenfahne steht für die Vielfalt und das Miteinander, das am CSD gefeiert wird. Ebenso wird an dem Tag der Unterdrückung von homosexuellen, bisexuellen und Transgender-Menschen gedacht - speziell mit Blick auf die Stonewall-Unruhen in der Christopher Street 1969 in New York.
Die komplette "maischberger"-Ausgabe vom 1. Juli 2025 mit Bundeskanzler Friedrich Merz als Studiogast finden Sie zum Abruf in der ARD-Mediathek (verfügbar bis 1. Juli 2026):