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Terror in Sydney: Mindestens 16 Tote bei Attacke auf Chanukka-Feier - Obstverkäufer stoppt Angreifer

Die Polizei sperrt einen Bereich am Bondi Beach nach einem Terroranschlag in Sydney ab. Bild: picture alliance/dpa/AP | Mark Baker

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  • Mindestens 16 Todesopfer nach Anschlag am Bondi Beach in Sydney
  • Angriff richtete sich gezielt gegen jüdische Chanukka-Feier
  • Polizei meldet zwei Angreifer – einer tot, einer in kritischem Zustand

Am beliebten Bondi Beach in Sydney hat sich ein schwerer Terroranschlag ereignet.Nach dem Anschlag auf ein jüdisches Fest haben die Ermittler die beiden Angreifer als Vater und Sohn identifiziert. Das teilte die Polizei bei einer Pressekonferenz mit. Der 50-jährige Vater war von Einsatzkräften am Tatort erschossen worden. Der 24-jährige Sohn wurde gefasst und mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert. Die Polizei geht nicht davon aus, dass am Tatort weitere Täter beteiligt waren.

Was derzeit über den Terroranschlag am Bondi Beach bekannt ist

Nach Auffassung der Behörden richtete sich der Angriff gezielt gegen jüdische Menschen. Australiens Premierminister Anthony Albanese bezeichnete die Tat als "bösartigen Akt des Antisemitismus" und Terror. Die Zahl der Toten gibt die Polizei mittlerweile mit 16 an. 14 Menschen seien am Tatort, dem beliebten Bondi Beach, gestorben. Eine 10-Jährige und ein 40-Jähriger starben später im Krankenhaus. Laut Berichten waren zwei rabbiner unter den Toten. 42 Menschen, darunter vier Kinder, kamen nach Polizeiangaben nach dem Angriff in Krankenhäuser. Es werden noch 27 Verletzte in Krankenhäusern versorgt. Sechs von ihnen seien in kritischem Zustand, sechs weitere in kritischem, aber stabilem Zustand, teilten die australischen Gesundheitsbehörden mit.

Holocaust-Überlebender unter den Todesopfern

Medienberichten zufolge wurden inzwischen weitere der Todesopfer identifiziert. Unter ihnen sei auch der Holocaust-Überlebende Alex Kleytman, berichtete "The Australian". Seine Frau, nach Angaben der Zeitung ebenfalls eine Holocaust-Überlebende, sagte dem Blatt, sie seien beide am Bondi Beach gewesen, um das jüdische Lichterfest Chanukka zu feiern. Sie seien seinerzeit von der Ukraine nach Australien ausgewandert und seit fast 60 Jahren verheiratet gewesen.

Viele Familien hatten sich am Bondi Beach getroffen, um Chanukka zu feiern. Es war der erste Tag des achttägigen jüdischen Lichterfests. Mehr als 1.000 Menschen waren nach Polizeiangaben vor Ort, als die beiden Täter mit Langwaffen das Feuer eröffneten. Drei Schusswaffen seien sichergestellt worden, teilte die Polizei mit. In einem Auto, das einem der Täter zugeordnet wurde, fanden die Ermittler zudem improvisierte Sprengsätze.

Auf die Frage, ob die Schützen den Behörden vor der Tat bekannt gewesen seien, sagte der Chef der Polizei von New South Wales, Mal Lanyon, kurz nach dem Anschlag, zu einem der Täter lägen wenige Informationen vor. Die Person sei den Behörden zwar bekannt gewesen, habe nach ersten Erkenntnissen jedoch keine konkrete Bedrohung dargestellt. Die Ermittlungen dazu dauerten an. Der 50 Jahre alte Täter hatte Polizeiangaben zufolge eine Lizenz für die sechs Schusswaffen, die er besaß.

Das Alter der Toten gibt die Polizei mit zwischen 10 und 87 Jahren an. Einer der Toten war Franzose, ein anderer Israeli. Abgesehen davon ist noch kaum etwas über die Opfer bekannt. Sie müssten jedoch noch offiziell identifiziert werden, teilte die Polizei mit. Mindestens zwölf Menschen und auch einer der Angreifer seien getötet worden, sagte der Regierungschef der Region New South Wales, Chris Minns.

Dramatische Szenen im Netz: Passant entwaffnet Schützen

Videos in den sozialen Medien zeigen dramatische Szenen am Tatort. Eines zeigt einen Schützen, der von einer nahegelegenen Brücke aus feuert. Zu sehen sind auf den Videos auch Menschen, die in Panik vom Tatort fliehen. In einem anderen Video ist ein Passant zu sehen, der während des Anschlags einen der zwei Schützen überrascht und entwaffnet. Der Mann springt dem Angreifer zunächst von hinten auf den Rücken. Nach einem kurzen Gerangel nimmt er ihm das Gewehr ab. Der mutmaßliche Täter, der zuvor noch um sich geschossen hatte, entkommt hinkend. In australischen Medien wird der Passant als "Held" gefeiert. Auch US-Präsident Donald Trump lobte den Mut des Mannes. Dieser habe vielen Menschen das Leben gerettet.

Obstverkäufer stoppt Angreifer

Sein Mut beeindruckt weltweit: Bei dem Mann, der einen der Angreifer von Sydney überwältigt hat, handelt es sich Medienberichten zufolge um Ahmed Al Ahmed, einen 43 Jahre alten Obstladenbesitzer und zweifachen Vater. Dem australischen Sender ABC zufolge erlitt er Schusswunden in der Schulter und muss mehrfach operiert werden.Millionenfach in sozialen Netzwerken geklickte Aufnahmen zeigen, wie Al Ahmed einen der beiden Angreifer überwältigt. Er pirscht sich an, umgreift ihn von hinten und entreißt ihm nach einem kurzen Kampf die Waffe. Zunächst richtet er sie auf den am Boden liegenden Angreifer und lässt ihn dann weggehen. Der Entwaffnete dreht sich mehrfach um, als er davon humpelt.

"Mein Sohn ist ein Held", sagt Vater Mohamed Fateh Al Ahmed auf Arabisch dem Sender ABC. Sein Sohn sei seit 2006 in Australien und australischer Staatsbürger. Die Eltern sagen dem Sender, sie seien erst vor einigen Monaten aus Syrien nach Sydney gekommen, wo ihr Sohn lebe.

Staatschef erschüttert nach Anschlag in Sydney

Staats- und Regierungschefs weltweit bekundeten ihre Anteilnahme. Kanzler Friedrich Merz sagte, der antisemitische Anschlag lasse ihn fassungslos zurück. "Meine Gedanken sind bei den Opfern und Angehörigen", schrieb der CDU-Politiker auf X. "Dies ist ein Angriff auf unsere gemeinsamen Werte. Diesem Antisemitismus müssen wir Einhalt gebieten - hier in Deutschland und weltweit."

Insbesondere in Israel war die Erschütterung nach dem Anschlag groß. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu warf Australien vor, es habe nicht entschlossen gegen Antisemitismus gekämpft. Er habe Australiens Premierminister schon vor vier Monaten in einem Brief gewarnt, "dass die Politik der australischen Regierung Antisemitismus in Australien fördert und ermutigt", teilte Netanjahu mit.

Australien und andere führende Staaten hatten in diesem Jahr unter dem Eindruck des verheerenden Gaza-Kriegs einen Staat Palästina formell anerkannt. Netanjahu warf Albanese vor, damit "Öl ins antisemitische Feuer" gegossen zu haben. Auch die jüdische Organisation Australian Jewish Association erhob auf X Vorwürfe: "Wie oft haben wir die Regierung gewarnt? Kein einziges Mal hatten wir das Gefühl, dass sie zugehört hat." Israels Staatspräsident Izchak Herzog forderte Australien zu mehr Schutz der jüdischen Gemeinde auf.

Australische Regierung erwägt Verschärfung der Waffengesetze

Als Reaktion auf den tödlichen Anschlag will Australiens Regierung eine Verschärfung der Waffengesetze erreichen. Die Verantwortlichen bei Polizei und Staatsanwaltschaft seien aufgefordert worden, Optionen auszuarbeiten, sagte Premierminister Anthony Albanese nach einer Dringlichkeitssitzung seines Kabinetts. Konkrete Reformen seien aber nicht beschlossen worden, berichteten australische Medien.

Geprüft werden sollen demnach ein Verbot von Waffen, die mit 3D-Druckern hergestellt werden können, sowie eine Beschränkung der Anzahl an Schusswaffen, die ein Bürger besitzen darf. Außerdem sei mit den Regierungschefs der Bundesstaaten besprochen worden, den Import von Waffen einzuschränken und Waffenlizenzen nur an australische Staatsbürger zu vergeben.

Nach Attacke auf Chanukka-Fest: Das wissen wir noch nicht

Zu den Identitäten der Opfer machten die Behörden zunächst ebenfalls keine Angaben. Auch der genaue Ablauf des Verbrechens und das Motiv ist unklar.

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/news.de/dpa/stg

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