Panorama

"Groteskes Spektakel": Mörder (69) mit Herzgerät erhält Giftspritze

In Tennessee in den USA wurde ein verurteilter Mörder trotz Herzgerät mit einer Giftspritze hingerichtet. Es ist der erste Fall dieser Art (Symbolbild). Bild: dpa/epa/Paul Buck

  • Artikel teilen:
  • Hinrichtung trotz aktiven Herzgerät in den USA sorgt für Ärger
  • Anwältin spricht von "groteskem Spektakel"
  • Dreifach-Mörder entschuldigte sich nie

Ein verurteilter Mörder ist in den USA trotz Bedenken zu einem implantierten Herzgerät hingerichtet worden - ohne dass dieses vorher ausgeschaltet wurde. Ein Vertreter der Gefängnisverwaltung im Bundesstaat Tennessee sagte, dass der Häftling eine Spritze bekam und um 10.43 Uhr (Ortszeit) sei er für tot erklärt worden.

Bei dem Mann handelt es sich um den verurteilten Mörder Byron Black (69). Laut Informationen der "Bild"-Zeitung wurde er 1988 zum Tode verurteilt, weil er seine Freundin (29) und deren Töchter (9 und 6) aus Eifersucht erschossen habe. Die Opferfamilie ließ verlauten, dass man bis zu seinem Tod nie eine Entschuldigung erhalten habe. Sie seien erleichtert.

Weitere News auch hier:

Und dennoch ist sein Tod nicht umstritten. Denn: US-Reporterinnen, die den Verlauf bis zu seinem Tod mitverfolgten, berichteten, der Häftling habe über starke Schmerzen geklagt. Er starb rund zehn Minuten nach Beginn der Hinrichtung.

Gerät war Herzschrittmacher und Defibrillator

Im Vorfeld hatten die Anwälte des Häftlings laut Medienberichten Befürchtung geäußert, dass das Herzgerät, das laut "New York Times" als Herzschrittmacher und Defibrillator fungieren kann, während der Hinrichtung Stromstöße abgeben könnte, um ihn am Leben zu erhalten. Zudem brachte das Anwaltsteam demnach seine geistige Behinderung vor, um die Hinrichtung zu verhindern. Sie sprach nach der Hinrichtung von der Aushöhlung der Rechtsstaatlichkeit. 

Anwältin spricht von "groteskem Spektakel"

Die Behörden bestritten, dass vehement, dass das Gerät während der Hinrichtung aktiv werden könnte. Selbst wenn es so sei, Byron Black würde in dem Fall keinen Stromstoß mehr spüren, so heißt es. Die Anwältin des Verurteilten spricht indes von einem "grotesken Spektakel".

Die Todesstrafe ist in den USA umstritten. Fortschritte in der Forensik sowie Enthüllungen über Justizirrtümer nähren Zweifel an der Unfehlbarkeit des Systems - in den vergangenen Jahren ist das Bewusstsein dafür gewachsen, dass möglicherweise auch Unschuldige exekutiert wurden. Soziale Ungleichheit und Rassismus spielen ebenfalls eine Rolle.

Folgen Sie News.de schon bei WhatsApp, Facebook, Twitter, Pinterest und YouTube? Hier finden Sie brandheiße News, aktuelle Videos und den direkten Draht zur Redaktion. /bua/news.de/dpa

Themen

Erfahren Sie hier mehr über die journalistischen Standards und die Redaktion von news.de.