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Arbeitslosigkeit in Deutschland aktuell im Mai: Immer mehr Menschen beziehen Bürgergeld

Trotz Arbeitskräftemangel beziehen immer mehr Menschen Bürgergeld. Die Zahl der Leistungsempfänger stieg um 0,9 Prozent. Lesen Sie mehr zu Arbeitslosen und Bürgergeldempfängern in Deutschland.

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Statistiken Bild: Adobe Stock / LunaKate

Trotz leicht sinkender Arbeitslosigkeit sind die neuesten Daten der Bundesagentur für Arbeit enttäuschend. "Die Frühjahrsbelebung ist in diesem Jahr nicht richtig in Fahrt gekommen", räumt Andrea Nahles ein, Vorstandsvorsitzende der Nürnberger Behörde. Die Arbeitslosenquote liegt deshalb mit 5,8 Prozent rund 0,3 Prozentpunkte höher als im Mai 2023.

Noch enttäuschender ist die Bilanz beim Bürgergeld. Trotz Arbeitskräftemangel in vielen Branchen stieg die Zahl der Leistungsempfänger gegenüber dem Vorjahr um 82.000 Menschen. Damit beziehen mehr als vier Millionen grundsätzlich arbeitsfähige Menschen diese Form der Sozialhilfe, das sind rund 7,3 Prozent aller Personen, die grundsätzlich arbeiten könnten und noch nicht das Rentenalter erreicht haben.

Wie viele Arbeitslose gibt es aktuell in Deutschland?

Die Arbeitslosigkeit in Deutschland ist im Mai zurückgegangen. Die Zahl der Arbeitslosen sank um 27.030 Personen und damit 1,0 Prozent auf 2.722.548. Ein Rückgang der Arbeitslosigkeit ist in den Monaten Mai und Juni nach Informationen der Bundesagentur für Arbeit üblich. Grund dafür sind vor allem mehr Einstellungen in Außenberufen, etwa im Baugewerbe und der Gastronomie.

Rechnet man diesen sogenannten Saisoneffekt heraus, stieg die Arbeitslosigkeit sogar um rund 25.000 Personen.

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Die Arbeitslosenquote sank um 0,2 Prozentpunkte auf 5,8 Prozent. Allerdings gibt es in Deutschland große Differenzen zwischen den Bundesländern. Während die Arbeitslosenquote in Bayern nur 3,5 Prozent betrug, lag sie in Bremen bei 10,9 Prozent.

Arbeitslosigkeit in Deutschland niedriger als im Vormonat, aber höher als vor einem Jahr

Im Vergleich zum Mai des Vorjahres lag die Arbeitslosigkeit in Deutschland um 178.805 Personen höher. Das entspricht einem Anstieg um 7,0 Prozent. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich um 0,3 Prozentpunkte. Vor einem Jahr hatte sie noch 5,5 Prozent betragen.

Unterbeschäftigung um 3.546.382,452 Personen höher

Allerdings zählt die offizielle Arbeitslosenstatistik viele Menschen nicht mit, die von den meisten Menschen wohl als arbeitslos bezeichnet werden würden, etwa Teilnehmende an Fördermaßnahmen der Agenturen für Arbeit oder der Jobcenter. Werden diese mitgezählt, steigt die Zahl der Betroffenen um bundesweit 3.546.382,452 Personen auf 3.549.105, die sogenannte Unterbeschäftigung.

Wer ist von Arbeitslosigkeit in Deutschland besonders betroffen?

Für einige Bevölkerungsgruppen lag die Arbeitslosenquote über, für andere unter der allgemeinen Quote von 5,8 Prozent.
Ältere Menschen sind besonders häufig arbeitslos. Ihre Arbeitslosenquote lag mit 6,1 Prozent über dem Durchschnitt. Zu dieser Gruppe zählt die Bundesagentur für Arbeit alle Menschen von 55 bis einschließlich 64 Jahren. Unter 25-Jährige hatten eine Arbeitslosenquote von 4,9 Prozent, Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit von 14,4 Prozent. Männer waren im Mai etwas häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen als Frauen.
35,5 Prozent der Erwerbslosen sind bereits seit mindestens einem Jahr ohne Arbeit. Die Zahl dieser sogenannten Langzeitarbeitslosen sank gegenüber dem Vormonat um 693 oder 0,1 Prozent auf insgesamt 965.188 Personen.

Wie viele Arbeitslose beziehen Bürgergeld?

Mehr als 50 Prozent der Arbeitslosen in Deutschland beziehen Bürgergeld, nämlich 1.792.063 von insgesamt 2.722.548. Somit erhalten 65,8 Prozent der Arbeitslosen diese Form der Sozialhilfe. Ihre Zahl lag um 8.138 niedriger als im Vormonat, was einem Rückgang von 0,5 Prozent entspricht.
Allerdings ist ein großer Teil der Bürgergeld-Beziehenden nicht arbeitslos gemeldet. Teilweise handelt es sich dabei um Beschäftigte oder Selbständige, die zwar mindestens 15 Stunden arbeiten und daher nicht arbeitslos sind, deren Einkommen aber nicht ausreicht und die daher ergänzend Sozialleistungen beziehen. Auch Schülerinnen und Schüler sowie Eltern mit kleinen Kindern können Bürgergeld beziehen, ohne Arbeit zu suchen. Aus diesem Grund sind viele Empfänger von Bürgergeld nicht arbeitslos. Denn Voraussetzung dafür ist das Interesse an einer Arbeitsstelle.

Wer erhält in Deutschland Bürgergeld?

Im Mai bezogen Schätzungen der Bundesagentur für Arbeit zufolge in Deutschland 5.831.715 Menschen Bürgergeld. 4.020.735 Personen davon gelten als erwerbsfähig. Sie sind also mindestens 15 Jahre alt und haben weder das Rentenalter erreicht ("Regelaltersgrenze") noch sind sie wegen schwerer Krankheit dauerhaft erwerbsunfähig und beziehen eine Erwerbsunfähigkeitsrente. Bei den übrigen, nicht erwerbsfähigen Leistungsempfängern handelt es sich dagegen überwiegend um Kinder bis 15 Jahre.
Im Vergleich zum Vormonat erhöhte sich damit die Zahl der Bürgergeld-Empfänger um 7.979 Menschen, ein Anstieg um 0,1 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr lag die Zahl der Menschen, die diese Form der Unterstützung beziehen, um 81.953 Menschen höher, ein Plus von 0,9 Prozent.
Bei den erwerbsfähigen Bürgergeld-Empfängern stieg die Zahl der Betroffenen verglichen mit dem Vormonat um 554 Personen, ein Zuwachs von 0 Prozent. Verglichen mit dem Vorjahr stieg die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsbezieher um 554 Personen und damit 0 Prozent.

Arten der Arbeitslosigkeit

Die Wirtschaftswissenschaften unterscheiden im Allgemeinen zwischen drei Arten von Arbeitslosigkeit. Erstens gibt es die konjunkturelle Arbeitslosigkeit, die aufgrund einer zu geringen Nachfrage entsteht. Dies geschieht beispielsweise, wenn Menschen wenig Geld ausgeben und Unternehmen folglich weniger Personal benötigen. Die zweite Form ist die strukturelle Arbeitslosigkeit, bei der Unternehmen zwar offene Stellen haben, aber keine geeigneten Kandidaten finden, entweder aufgrund mangelnder Qualifikation oder wegen unterschiedlicher Gehaltsvorstellungen. Die dritte Kategorie ist die friktionelle Arbeitslosigkeit, eine kurzfristige Form der Erwerbslosigkeit. Wenn Menschen ihren Job verlieren, müssen sie zuerst nach einer neuen Stelle suchen und sind daher vorübergehend arbeitslos. Eine spezielle Form davon ist die saisonale Arbeitslosigkeit, die beispielsweise auftritt, wenn Bauunternehmen oder Gastronomiebetriebe im Winter einen Teil ihrer Mitarbeiter entlassen, die dann vorübergehend ohne Beschäftigung sind. In Deutschland waren im Mai 64,5 Prozent der Erwerbslosen weniger als ein Jahr lang arbeitslos. Dazu zählen allerdings auch Menschen, die wegen einer mehr als sechswöchigen Krankheit oder einer Weiterbildungsmaßnahme die Arbeitslosigkeit kurzfristig unterbrochen haben.
+++ Redaktioneller Hinweis: Dieser Text wurde auf Basis von Daten der Bundesagentur für Arbeit erstellt. Er wird monatlich automatisch aktualisiert. Die letzte Aktualisierung erfolgte am 04.06.2024. Weitere Informationen zu den Grundlagen der Arbeitslosenstatistik erhalten Sie bei der Statistikabteilung der Bundesagentur für Arbeit. Feedback und Anmerkungen nehmen wir unter hinweis@news.de entgegen. +++

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