Strom-Gefahr aus China: Sicherheitsalarm: Chinesische Bauteile in Solaranlagen könnten Blackout auslösen
Das US-Energieministerium will aktuell die Gefahr, die von den Anlagen ausgeht, neu bewerten. Bild: picture alliance/dpa | Thomas Warnack
Erstellt von Felix Schneider
23.05.2025 10.08
- Funde von US-Behörde stärken Befürchtungen um Solaranlagen
- Chinesische Bauteile enthalten offenbar verdächtige Funkmodule
- Mithilfe dieser Geräte könnte China das Stromnetz lahmlegen
US-Experten haben in chinesischen Wechselrichtern für Solaranlagen verdächtige Funkmodule entdeckt, die nicht in den Produktunterlagen dokumentiert waren. Diese Kommunikationsgeräte könnten potenziell Firewalls umgehen und einen Fernzugriff ermöglichen, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet. Im schlimmsten Fall könnten so die Wechselrichter aus der Ferne abgeschaltet werden, was zu großflächigen Stromausfällen führen könnte.
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Sicherheitsrisiko durch versteckte Kommunikationskanäle
Die entdeckten Funkmodule bieten zusätzliche, nicht dokumentierte Kommunikationskanäle, über die Firewalls aus der Ferne umgangen werden könnten. "Das bedeutet, dass es einen eingebauten Weg gibt, das Stromnetz physisch zu zerstören", sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person gegenüber Reuters. Durch einen solchen Fernzugriff könnten kritische Infrastrukturen in der Energieversorgung beschädigt werden. In den vergangenen neun Monaten wurden auch in einigen Batterien mehrerer chinesischer Lieferanten nicht dokumentierte Kommunikationsgeräte gefunden, darunter Mobilfunkgeräte. Auch diese sollen die Möglichkeit bieten, Firewalls zu umgehen und potenziell schädliche Fernzugriffe zu ermöglichen.
US-Behörde will jetzt das Risiko abschätzen
Die US-Regierung hat die Entdeckungen bisher nicht öffentlich bestätigt. Das US-Energieministerium teilte auf Reuters-Anfrage mit, dass es ständig die Risiken im Zusammenhang mit neuen Technologien bewerte und erhebliche Probleme bei der Offenlegung und Dokumentation von Funktionen durch die Hersteller gebe.
Die mit den Funden vertrauten Personen weigerten sich, die Namen der chinesischen Hersteller von Wechselrichtern und Batterien mit den zusätzlichen Kommunikationsvorrichtungen zu nennen. Sie gaben auch nicht an, wie viele solcher Geräte insgesamt gefunden wurden. Eine Sprecherin der chinesischen Botschaft in den USA wies die Vorwürfe als Verleumdung zurück.
Experten schätzen die Bedrohung für Europa hoch ein
Für Europa ist die Entdeckung besonders beunruhigend. Der European Solar Manufacturing Council schätzt, dass über 200 Gigawatt der europäischen Solarenergiekapazität mit in China hergestellten Wechselrichtern verbunden sind. Dies entspricht der Leistung von mehr als 200 Atomkraftwerken. Ende 2024 waren in Europa insgesamt 338 Gigawatt an Solarenergie installiert.
Laut Experten könnte in Europa bereits die Kontrolle über 3 bis 4 Gigawatt Energie ausreichen, um eine weitreichende Unterbrechung der Stromversorgung zu verursachen. Philipp Schroeder, Geschäftsführer des deutschen Solarentwicklers 1Komma5, erklärte gegenüber Reuters: "Wenn man vor zehn Jahren die chinesischen Wechselrichter abgeschaltet hätte, hätte das keine dramatischen Auswirkungen auf die europäischen Netze gehabt, aber jetzt ist die kritische Masse viel größer."
Sicherheitsexperten weisen darauf hin, dass chinesische Unternehmen gesetzlich zur Zusammenarbeit mit den chinesischen Geheimdiensten verpflichtet sind. Dies könnte der chinesischen Regierung potenziell Kontrolle über in China hergestellte Wechselrichter geben, die an ausländische Stromnetze angeschlossen sind.
Befürchtungen um Solaranlagen-Bauteile bestehen schon lange
"Wenn man eine ausreichend große Anzahl von Heim-Solarwechselrichtern fernsteuert [...], könnte das für das Netz über einen längeren Zeitraum katastrophale Auswirkungen haben", warnt Uri Sadot, Leiter des Cybersicherheitsprogramms beim israelischen Wechselrichterhersteller SolarEdge. Die Befürchtung, dass China die Kontrolle über das Stromnetz über Wechselstromtrichter in Solaranlagen übernehmen könnte, besteht bereits seit längerem. Das ZDF berichtete im Februar 2025, dass über 80 Prozent der in Deutschland errichteten Solaranlagen samt Wechselrichter aus China stammen. Für Deutschland gibt es bisher keine Hinweise auf undokumentierte Funkmodule. Der Huawei-Pressesprecher in Österreich, Michael Nowak, betonte auf APA-Anfrage, dass die Wechselrichter alle europäischen Standards erfüllen und Backdoors auszuschließen seien.
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sfx/bua/news.de