Alice Weidel: Sendezeit kassieren, dann Moderator attackieren - der miese Medien-Trick der AfD
Medienexperten enthüllen einen miesen Trick von Alice Weidel und der AfD. Bild: picture alliance/dpa | Elisa Schu
Erstellt von Anika Bube
12.12.2025 11.42
- AfD-Chefin Alice Weidel nutzt große TV-Auftritte, um Reichweite zu erzielen und attackiert die Sender danach öffentlich.
- Medienexperten erkennen darin eine klare Doppelstrategie nach Trump-Vorbild.
- "Welt"-Chefredakteur Burgard weist Weidels Vorwürfe entschieden zurück.
Alice Weidel hat eine Medienroutine entwickelt, die selbst Donald Trump stolz machen würde: Erst kassiert die AfD-Chefin reichlich Sendezeit, wirkt verbindlich und kooperativ – und wenige Minuten später attackiert sie genau dieselben Journalisten öffentlich in den sozialen Medien. Der Effekt: maximale Reichweite plus maximale Empörung.
Der Medienpsychologe Jo Groebel sieht längst ein Muster. Für ihn ist Weidels Vorgehen "eine deutliche Parallele" zum Stil des US-Präsidenten Donald Trump. Der habe die Doppelstrategie perfektioniert, erklärt Groebel gegenüber "Bild". Weidel müsse sich breiter aufstellen: "Nur die Hardcore-Anhänger reichen nicht, sie muss ja dazugewinnen, Leute aus anderen Milieus abholen, salonfähig erscheinen."
Skandal-Interview von Alice Weidel bei WELT-TV: Verharmlosung und anschließende Attacke
Ein aktuelles Beispiel lieferte Weidel in der vergangenen Woche bei WELT-TV. Im Gespräch mit Chefredakteur Jan Philipp Burgard verharmloste sie NS-Parolen, die bei der Gründung der AfD-Jugend in Gießen gefallen waren. Auf den Vorhalt der Hitlerjugend-Parole "Jugend muss durch Jugend geführt werden" antwortete sie: "Ja gut, kann man ja sagen."
Nach der Sendung soll sich Weidel zunächst freundlich beim Sender bedankt haben. Kurz darauf jedoch die Kehrtwende auf der Social-Media-Plattform X: Sie warf Burgard vor, er habe ihr "Nazi-Parolen" in den Mund gelegt und sprach vom "Vollversagen der Medien".
"Meister dieser Doppelstrategie": Trump als Vorbild für AfD
Für Groebel ist der Mechanismus eindeutig. Trump habe sowohl etablierte Plattformen als auch rechte Medien genutzt und anschließend immer wieder frontal gegen die Presse geschossen.
Das gehöre laut Experte auch zum Kalkül von Alice Weidel: "Sie setzt sich dann wieder davon ab, um nicht als Teil des sogenannten Mainstreams zu erscheinen." PR-Berater Klaus Kocks bringt es drastisch auf den Punkt: "Die nehmen alles mit, wie es kommt."
"Welt"-Chefredakteur reagiert: Weidel-Interview "ungeschnitten ausgestrahlt"
Jan Philipp Burgard weist die Vorwürfe deutlich zurück. Er habe Weidel lediglich nach ihrer Haltung zu den Parolen gefragt, die in ihrer Partei nachweislich gefallen seien. Das Interview sei "ungeschnitten ausgestrahlt" und komplett online abrufbar.
Die Aufnahmen zeigen, wie Weidel den SA-Spruch "Alles für Deutschland" mehrfach wiederholt und mit "huch, ja" kommentiert. Das Muster bleibt unverkennbar: erst Reichweite sichern, dann die Gastgeber öffentlich abwatschen.
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