Clemens Fuest: Kanzler-Berater warnt vor Renten-Kollaps - "Es ist einfach nichts da"
Maybrit Illner wollte von ihren Gästen an diesem Donnerstag wissen: Ist die Rente noch zu retten? Bild: ZDF/Pietschmann
Erstellt von Ines Fedder
07.11.2025 09.36
- Rentendebatte bei Maybrit Illner zeigt gravierende Probleme
- Kein Geld, keine Lösung - Renten können künftig nicht mehr steigen, laut Kanzler-Berater
- Gemeinsame Kraftanstrengung gefordert: SPD und Union reformbereit
So viele aktuelle Baustellen, da fällt es schwer, sich mit der Zukunft zu beschäftigen. Und dennoch bewies ein Blick auf die Gästeliste an diesem Abend bei Maybrit Illner - eine Diskussion zum Thema: "Ist die Rente noch zu retten?" ist längst überfällig.
Maybrit Illner vom 06.11.2025 mit diesen Gästen
Am Donnerstag lud die Talkmasterin dazu SPD-Generalsekretär Tim Klüssendorf, CDU-Bundesvorsitzenden der Jungen Union Johannes Winkel, Journalistin Julia Friedrichsen, Katja Kipping, Geschäftsführerin des Paritätischen Gesamtverbandes und Kanzler-Berater und Präsident des Münchener "ifo"-Instituts Clemens Fuest ein.
Eines vorab - eine Lösung wurde an diesem Abend nicht präsentiert. Die Sendung zeigte ein Blick auf die nüchterne Wahrheit, die allem voran von Kanzler-Berater Clemens Fuest ungeschönt ausgesprochen wurde.
Rentensystem eine Art "Kettenbrief" - nur leider mit alarmierender Wahrheit
Dabei zeichnete Fuest einen unschönen Vergleich: "Unser Rentensystem ist so eine Art Kettenbrief", so Fuest im Gespräch mit Illner. Der Unterschied: Kettenbriefe sollen bewusst Panik verbreiten, ohne einen Funken Wahrheit dahinter. Die Worte vom Chef des "ifo"-Instituts legen hingegen lediglich die bittere Wahrheit dar. "Es ist einfach nichts da", so die Feststellung. Und wenn man zu wenig Kinder bekomme, gäbe es da auch nichts zu verteilten. "Wir werden Mangel zu verteilen haben, wir werden Verluste zu verteilen haben. Es ist ganz wichtig in einer Gesellschaft, offen darüber zu sprechen, denn es sind relativ harte Entscheidungen."
"ifo"-Präsident warnt bei Maybrit Illner: Müssen den Leuten etwas wegnehmen
Einen Weg, die Renten irgendwie zu retten, sähe er als besonders schwierig an: "Wir können die Rentenversicherung nur entlasten, wenn wir den Leuten etwas wegnehmen. Es gibt da nichts umsonst. Wir müssen nicht Renten kürzen, aber das Wachstum verlangsamen. Die Renten werden künftig nicht wie die Löhne steigen können. Punkt. Das ist eine der unangenehmen Wahrheiten aus unserer Demografie."
Renten im Kern bewahren
Künftig keine Rentenerhöhungen mehr trotz steigender Lebenskosten - eine unangenehme Wahrheit, die zudem noch mit weiteren Anstrengungen einhergeht. Man müsse schlichtweg einsparen, überlegen, ob einige Dinge wirklich erforderlich sind. "Müssen wir Subventionsprogramme für Lastenfahrräder haben? Wir brauchen eine Überprüfung von Staatsaktivitäten. Wir müssen uns darauf konzentrieren, die Rente in ihrem Kern zu bewahren. Wir haben viele Dinge, die von der rechten in die linke Tasche umverteilt werden und eine Riesen-Bürokratie produzieren. Das muss aufhören!"
Gemeinsame Kraftanstrengung - nur so kann die Renten-Wende gelingen
Fuests Brandrede folgt einer einzigen Erkenntnis: So weiter machen wie bis jetzt könne man nicht. Und dafür braucht es eine gemeinsame Anstrengung und ehrliche Worte. Johannes Winkel, Chef der Jungen Union fordert eine gemeinsame Kraftanstrengung, wie sie einst unter Altkanzler Gerhard Schröder und Joschka Fischer Anfang der Nuller-Jahre erfolgte. Damals sei man sich klar gewesen, dass man in einer "schlechten Lage" sei und dass man diese nur verbessern könne, wenn man "gemeinsam einen großen Wurf" hinbekommen würde. "Ich habe mir die Rede von Gerhard Schröder zu Agenda 2010 auf Youtube noch mal angehört und finde, das könnte man 1:1 auf heute übertragen", so Winkel.
Auch SPD-Generalsekretär Tim Klüssendorf stimme dem zu. Man müsse sich irgendwo in der Mitte treffen. Zudem plädiere der SPD-Politiker dafür, dass alle - auch Selbstständige und Abgeordnete - in die Rentenkasse einzahlen. "Wir sind reformbereit. Lass uns in die Auseinandersetzung gehen, wirklich auch um die großen Sozialversicherungsthemen."
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