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Gitta Connemann: CDU-Politikerin will Feiertag abschaffen - warum das keine gute Idee ist

CDU-Politikerin Gitta Connemann regt die Abschaffung des Reformationstags als gesetzlichen Feiertag an. Bild: picture alliance/dpa | Rolf Vennenbernd

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  • CDU-Politikerin will Reformationstag als gesetzlichen Feiertag streichen
  • Idee wäre für die Stimmung in der Gesellschaft nicht hilfreich
  • Denn es wären vor allem Bundesländer betroffen, die bereits weniger Feiertage haben als andere

Deutschlands Wirtschaft steht unter Druck. Deshalb werden immer wieder Forderungen nach der Abschaffung von Feiertagen laut. Die Mittelstandsbeauftragte der Bundesregierung, Gitta Connemann (CDU), will nun den Reformationstag als gesetzlichen Feiertag streichen. Doch diese Idee ist komplett absurd.

CDU-Politikerin Gitta Connemann will Reformationstag als Feiertag abschaffen - das wäre ein Fehler

  • "Können wir uns bestimmte Dinge noch erlauben, die Leistungsfähigkeit kosten? Da schaue ich mir etwa den Reformationstag an, bei dem auch bei uns im evangelisch geprägten Niedersachsen die Kirchen leer sind", sagte die CDU-Politikerin "Table.Briefings".

Wir können nicht nur, wir sollten. Auch um den Zusammenhalt in der Gesellschaft nicht weiter zu gefährden. Jüngste Umfragen belegen eine zunehmende Entfremdung zwischen Ost- und Westdeutschen. Sollte der Reformationstag als Feiertag gestrichen werden, würde dies vor allem den Osten treffen. Denn der 31. Oktober ist momentan in allen fünf neuen Bundesländern (Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen) ein gesetzlicher Feiertag. Daneben haben die meisten Menschen in Hamburg, Schleswig-Holstein, Bremen und Niedersachsen an diesem Tag arbeitsfrei.

Warum wird nicht über Allerheiligen gesprochen?

Gitta Connemann ignoriert zudem offenbar komplett, dass auch der 1. November (Allerheiligen) ein gesetzlicher Feiertag in anderen westdeutschen Bundesländern ist: Zum Beispiel in Bayern und Baden-Württemberg - jenen zwei Ländern, die laut "t-online" im bundesweiten Vergleich die meisten Feiertage haben. Warum sollten nun also gerade jene Menschen, die in Gebieten mit ohnehin schon weniger Feiertagen leben, nun noch mehr zur von Connemanns geforderten "Leistungsfähigkeit" Deutschlands beitragen?

Telefonische Krankschreibung sollte erhalten bleiben

Ähnlich kritikwürdig ist eine weitere Forderung der CDU-Politikerin: Sie will die telefonische Krankschreibung wieder abschaffen. Diese erleichtere laut Connemann die "Bettkantenentscheidung nicht in Richtung des Arbeitsplatzes, sondern in Richtung des Kissens". Belege für ihre Aussage über angeblich zahlreiche faule Arbeitnehmer lieferte die 61-Jährige jedoch nicht. Sie verwies lediglich auf die gestiegenen Kosten bei der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und eine hohe "überproportional" hohe Zahl der Krankschreibungen im europäischen Vergleich. Connemann lässt dabei völlig außer Acht, dass dies zum Großteil wohl auch auf wachsenden Druck und gestiegene Anforderungen in der Arbeitswelt zurückzuführen ist. Zum anderen blendet sie aus, dass es in Deutschland in vielen Regionen einen Ärztemangel gibt. Die telefonische Krankschreibung spart Zeit in den oft überlasteten Praxen.

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/loc/news.de/dpa

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