Ausspähungen in Schleswig-Holstein: Spionage-Alarm - Drohnen nehmen Sicherheitsanlagen ins Visier
Drohnen über Schleswig-Holstein: Vergangene Woche wurden mehrere Drohnen über Kiel gesichtet. Man gehe dem Verdacht der Spionage nach. Bild: dpa/Carsten Rehder
Erstellt von Ines Fedder
01.10.2025 12.06
- Drohnen überfliegen kritische Infrastruktur in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern
- Behörden gehen von Vermessungsflügen mit Spionage- und Sabotageverdacht aus
- Ausbau der Drohnenabwehr und neues Gesetz geplant
Mysteriöse Drohnenflüge über Schleswig-Holstein beschäftigen derzeit die Sicherheitsbehörden. Die unbemannten Flugobjekte überflogen vergangene Woche gezielt kritische Infrastruktur im Norden. Betroffen waren die Marinewerft von Thyssenkrupp, das Universitätsklinikum Kiel und der Nord-Ostsee-Kanal. Ein "Spiegel"-Bericht soll nun klarstellen - die Drohnen-Sichtungen seien durchaus brisanter als gedacht.
Die Behörden vermuten laut dem "Spiegel" systematische Vermessungsflüge zur Ausspähung sensibler Anlagen. Ein interner Vermerk deutet auf koordinierte Flugmanöver in parallelen Bahnen hin. Der Verdacht auf Spionage und mögliche Sabotagevorbereitungen steht im Raum. Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) nimmt heute um 14 Uhr im Landtag Stellung zu den brisanten Vorfällen, kündigt unter anderem die "Deutsche Presse-Agentur" an.
Spionage-Verdacht in Schleswig-Holstein - Drohnen kreisten in Kiel über Werft, Krankenhaus und Nord-Ostsee-Kanal
Am Donnerstagabend gegen 21 Uhr begannen die rätselhaften Überflüge. Zunächst schwebten zwei kleinere Drohnen über der Marinesparte von Thyssenkrupp in Kiel. Wenig später folgte ein ganzer Drohnenverbund mit einer sogenannten Mutterdrohne über dem Universitätsklinikum. Nach 22 Uhr registrierten Beobachter ähnliche Formationen über dem Küstenkraftwerk an der Kieler Förde. Auch der Nord-Ostsee-Kanal geriet ins Visier der unbekannten Flugobjekte. Die zeitliche Abfolge und die systematische Vorgehensweise deuten auf eine koordinierte Aktion hin.
Parallele Flugbahnen zur systematischen Ausspähung
Die Drohnen bewegten sich in auffällig parallelen Bahnen über die Anlagen - ein Indiz für gezielte Vermessungsflüge. Neben den bereits genannten Zielen gerieten weitere sensible Einrichtungen ins Visier der unbekannten Flugobjekte. Das Kieler Landeshaus, Sitz des schleswig-holsteinischen Landtags, wurde überflogen. Auch die Raffinerie in Heide, die den Hamburger Flughafen mit Kerosin beliefert, stand offenbar im Fokus der Drohnen. Später beobachteten Zeugen eine große stationäre Drohne sowie mehrere kleinere Flugobjekte über der Kieler Förde. Große Teile des Nord-Ostsee-Kanals wurden in Ost-West-Richtung abgeflogen.
Spionage- und Sabotageverdacht im Fokus der Ermittler
Die Sicherheitsbehörden gehen dem Verdacht auf Spionage und Sabotage nach. Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) hatte bereits angekündigt: "Unter anderem aufgrund der jüngsten Vorkommnisse in Dänemark und anderen europäischen Ländern befindet sich Schleswig-Holstein mit Bund und Bundeswehr in intensiver und fortlaufender Abstimmung".Die Landesregierung hatte sich zunächst auffallend zurückhaltend zu den Drohnenflügen geäußert.
Drohnenalarm auch in Mecklenburg-Vorpommern
Die mysteriösen Überflüge beschränken sich nicht nur auf Schleswig-Holstein. Über dem Bundeswehrstandort Sanitz in Mecklenburg-Vorpommern tauchten ebenfalls verdächtige Drohnen auf. Einen Tag später meldete das Marinekommando in Rostock ähnliche Vorfälle. Am Montag beobachtete die Bundespolizei mehrere große Quadrokopter mit über 2,5 Kilogramm Gewicht über dem Rostocker Überseehafen. Die Flugobjekte agierten nach Behördenangaben koordiniert und zusammenhängend. Parallelen zu Drohnensichtungen in Dänemark, wo sogar Flughäfen den Betrieb einstellen mussten, verstärken die Besorgnis. Die dänischen Behörden schließen eine russische Beteiligung nicht aus.
Drohnenabwehr soll massiv ausgebaut werden
Innenministerin Sütterlin-Waack kündigte bereits eine Verstärkung der Drohnenabwehr in Abstimmung mit anderen norddeutschen Ländern an. Sie betrachtet den Ausbau als gesamtstaatliche Aufgabe, bei der Bundesregierung, Bundeswehr und Länder ihre Anstrengungen intensivieren müssten. Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) sprach von einer gestiegenen Gefahr für die deutsche Sicherheit und kündigte ein neues Drohnenabwehrzentrum an. Ein geplantes Gesetz soll der Bundeswehr ermöglichen, Drohnen auch außerhalb militärischer Anlagen abzuschießen. Bisher ist dies nur über Kasernengelände erlaubt.
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