Donald Trump: Schwachstellen aufgedeckt - verfolgt "The Don" mit dem Gaza-Plan eigene Interessen?
Donald Trump will mit einem Plan den Krieg in Gaza beenden. Bild: picture alliance/dpa/AP | Alex Brandon
Erstellt von Sabrina Böhme
30.09.2025 10.26
- Donald Trumps Gaza-Plan hat einen Schwachpunkt: Hamas fehlte im Weißen Haus
- US-Präsident verfolgt eigene Wirtschaftsinteressen im Gazastreifen
- Trumps Friedensplan lässt Fragen offen. Militärische Details fehlen
US-Präsident Donald Trump präsentierte seinen Friedensplan für den Gaza-Krieg als historischen Durchbruch. Bei einem Treffen im Weißen Haus bezeichnete er die Vorstellung als "vielleicht einen der größten Tage in der Zivilisation". Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu stellte sich demonstrativ hinter die amerikanischen Pläne und sprach vom "nächsten Schritt, um den Krieg zu gewinnen". Doch der Plan hat einen Schwachpunkt.
Donald Trumps Gaza-Plan fehlt ein wichtiger Akteur
Der entscheidende Akteur fehlt jedoch bei dieser Einigung: Die Hamas erhielt den Vorschlag erst über Vermittler und prüft ihn noch. Die Terrororganisation hält weiterhin 48 Geiseln im Gazastreifen fest, darunter deutsche Staatsbürger. Nach israelischen Angaben leben noch 20 der Entführten. Die Geiseln dienen der Hamas als wichtigstes Druckmittel, das sie bei einer Zustimmung aufgeben müsste. Ohne die Zustimmung der Islamisten bleibt der gefeierte Plan vorerst nur eine einseitige Absichtserklärung.
Aufnahmeländer für Hamas-Kämpfer? Ein unrealistisches Versprechen
Der Friedensplan verspricht Hamas-Mitgliedern nach einer Waffenabgabe Amnestie und sichere Ausreise in Aufnahmeländer. Diese Zusage erscheint jedoch kaum umsetzbar. Katar beherbergt zwar seit Jahren ein Hamas-Büro und vermittelt im Konflikt, doch die Präsenz der Terrororganisation wurde für den Golfstaat zur Belastung. Der Emir steht vor der Entscheidung, ob er die Islamisten weiter dulden oder zum Verlassen auffordern soll.
Die Türkei nahm ebenfalls Hamas-Funktionäre auf. Ein israelischer Angriff auf die Hamas-Führung in Katar vor einigen Wochen alarmierte jedoch Ankara. Die Regierung muss abwägen, ob sie weiterhin hochrangige Hamas-Vertreter beherbergen will, wenn dadurch Angriffe in Istanbul oder der Hauptstadt möglich werden könnten. Welche anderen Staaten bereit wären, Mitglieder einer international geächteten Terrororganisation aufzunehmen, bleibt völlig offen.
Trump im Mittelpunkt: Verfolgt der US-Präsident in Gaza eigene Interessen?
Donald Trump nimmt in seinem eigenen Friedensplan eine auffallend zentrale Position ein. Er soll nicht nur die Übergangsregierung kontrollieren, sondern präsentiert auch einen eigenen Wirtschaftsentwicklungsplan für Gaza. Das Papier erwähnt "viele durchdachte Investitionsvorschläge und spannende Entwicklungsideen" von Investoren.
Trump sieht das Gebiet als Wirtschaftsobjekt. Der frühere Immobilienmogul hatte bereits kontroverse Visionen für das Gebiet geäußert. Er schlug vor, die Kontrolle über Gaza zu übernehmen und die palästinensische Bevölkerung umzusiedeln, um eine "Riviera des Nahen Ostens" zu schaffen. Diese Idee stieß international und in den USA auf heftige Ablehnung.
Die prominente Rolle Trumps im aktuellen Plan wirft Fragen auf: Verfolgt er primär amerikanische Wirtschaftsinteressen? Seine detaillierten Pläne für Gazas wirtschaftliche Zukunft lassen vermuten, dass der Wiederaufbau vor allem den USA zugutekommen könnte.
Militärische Details des Gaza-Plans bleiben unklar
Die militärischen Aspekte des Plans werfen mehr Fragen auf als sie beantworten. Israel soll seine Truppen auf eine "vereinbarte" Linie zurückziehen, doch wo diese verlaufen soll, bleibt völlig unklar. Das Papier spricht nur davon, die Frontlinien einzufrieren, bis ein Rückzug erfolgen kann.
Besonders brisant ist die Frage nach internationalen Bodentruppen. Die USA planen mit arabischen und internationalen Partnern eine Stabilisierungstruppe für Gaza, die Polizeikräfte ausbilden soll. Ob Washington selbst Soldaten entsenden würde, verschweigt der Plan. Trump versprach im Wahlkampf wiederholt, das US-Militär aus internationalen Konflikten herauszuhalten. Eine Beteiligung amerikanischer Bodentruppen würde ihn in Erklärungsnot bringen. Welche Länder sich überhaupt an einer solchen Mission beteiligen würden, bleibt ebenfalls offen.
Trump fordert Entmilitarisierung: Hamas dagegen
Der amerikanische Plan fordert eine vollständige Entmilitarisierung des Gazastreifens unter internationaler Beobachtung. Diese Kernforderung stößt bei der Hamas auf fundamentalen Widerstand. Die Islamisten machten bei früheren Verhandlungen unmissverständlich klar: Eine Waffenabgabe kommt nur infrage, wenn ein unabhängiger Palästinenserstaat entsteht.
Die Terrororganisation betrachtet ihre militärischen Kapazitäten als unverzichtbares Machtmittel. Bei vergangenen Gesprächen über einen Gaza-Deal beharrte die Hamas stets auf dieser Position. Ohne die Aussicht auf staatliche Souveränität wird sie ihre Waffen nicht niederlegen.
Der Entwaffnungspunkt könnte zum Scheitern des gesamten Plans führen. Die Hamas-Führung hat diese rote Linie in der Vergangenheit nie überschritten. Trumps Friedensinitiative ignoriert diese zentrale Forderung der Palästinenser vollständig.
Hamas und Islamischer Dschihad sehen israelisch-amerikanisches Diktat
Die Bewertung des Plans spaltet die Konfliktparteien. Der Islamische Dschihad (PIJ) verwarf den Vorschlag als "amerikanisch-israelisches" Abkommen, das ausschließlich Israels Interessen diene. PIJ-Anführer Sijad al-Nachala erklärte: "Damit versucht Israel, über die USA das durchzusetzen, was es mit Krieg nicht erreichen konnte." Die Terrororganisation, die am Massaker vom 7. Oktober 2023 beteiligt war, bezeichnete den Plan als "Rezept für die Fortsetzung der Aggression gegen das palästinensische Volk".
Die Hamas muss den Plan als eigenen Erfolg darstellen können, um zuzustimmen. Möglicherweise wertet sie bereits ihr Überleben als Sieg. Bei einer vorherigen Waffenruhe feierte die Organisation, dass sie Israel zum Einlenken gezwungen habe. Netanjahus Formulierung vom "nächsten Schritt, um den Krieg zu gewinnen" erschwert jedoch eine solche Interpretation für die Islamisten.
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