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Donald Trump: Tritt "The Don" mit seiner Geheimniskrämerei eine neue Krise los?

US-Präsident Donald Trump biegt sich die Fakten gerne so zurecht, dass sie in sein Weltbild passen. Bild: picture alliance/dpa/AP | Alex Brandon

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  • Donald Trump bringt internationale Anleger in die Bredouille
  • Verlässliche US-Statistiken Mangelware nach Trumps Personalentscheidung
  • Tritt der US-Präsident eine neue Weltwirtschaftskrise los?

Wer sich als wahlberechtigte Person in den USA erhoffte, mit der Stimmabgabe für Donald Trump einen US-Präsidenten zu wählen, der politische Entscheidungen im Sinne der Bevölkerung trifft und von halbseidenen Machenschaften Abstand nimmt, dürfte spätestens nach den ersten acht Monaten, die der Republikaner bereits in seiner zweiten Amtszeit hinter sich gebracht hat, ein böses Erwachen erleben.

Donald Trump präsentiert alternative Wahrheiten am laufenden Band

Donald Trump biegt sich nämlich, davon kann sich die US-Bevölkerung ebenso wie die Weltöffentlichkeit nahezu täglich ein Bild machen, nur zu gerne die Realität so zurecht, dass sie seinem eigenen Weltbild entspricht. Bisweilen ernüchternde Fakten wie beispielsweise die zuletzt überraschend mau ausgefallenen Arbeitsmarktzahlen in den Vereinigten Staaten, passen dem Republikaner so gar nicht in den Kram. Das Arbeitsministerium korrigierte die Stellenzahlen für Mai und Juni um insgesamt 258.000 nach unten - ein ungewöhnlich hoher Wert. Solche Nachkorrekturen sind zwar üblich, doch der Umfang war außergewöhnlich. Ökonomen führen die enttäuschenden Daten auf die aggressive Zollpolitik der US-Regierung zurück. Trump hingegen wittert eine Verschwörung gegen sich und spricht von gefälschten Zahlen. Für seine Manipulationsvorwürfe gegen McEntarfer gibt es keine Beweise. Die fast einstimmig vom US-Senat ernannte Statistikerin verfügte über jahrzehntelange Erfahrung.

Kurzerhand ließ Trump die bisherige Chefin des Bureau of Labor Statistics, Erika McEntarfer, feuern und machte E.J. Antoni zum neuen Boss des Statistikamtes. Die darauffolgenden Veränderungen, die ganz nach Trumps Geschmack sein dürften, folgten prompt: Die Ernennung Antonis erfolgt zeitgleich mit der unerklärten Verschiebung wichtiger Wirtschaftsberichte. Das Statistikamt hätte längst seine jährliche Auswertung der Konsumausgaben veröffentlichen sollen - ein Schlüsselbericht für das Verständnis von Inflationstrends. Auch das Landwirtschaftsministerium strich seinen Bericht zur Ernährungssicherheit.

Antoni soll laut Trumps Ankündigung auf Truth Social "sicherstellen", dass die veröffentlichten Zahlen "EHRLICH und RICHTIG" seien. Der Präsident wirft der bisherigen Amtsleiterin Erika McEntarfer Manipulation vor - ohne Belege zu liefern. Die Verschiebungen verstärken Bedenken über die Zuverlässigkeit amerikanischer Wirtschaftsdaten. Kritiker befürchten, dass negative Berichte künftig nur noch verzögert oder gar nicht mehr erscheinen könnten.

E.J. Antoni ersetzt gefeuerte Statistikamtschefin und kündigt Abkehr von Arbeitsmarktberichten an

Der nominierte Antoni arbeitete bislang bei der rechtskonservativen Heritage Foundation, die mit ihrem "Project 2025"-Fahrplan Trumps Machtausbau vorantreibt. Er bezeichnet die Mitarbeiter des Statistikamts als "staatsbezahlte Erbsenzähler" und zweifelt an deren Erhebungsmethoden. In einem Interview mit Fox Business sprach er sich für eine Pause bei den monatlichen Arbeitsmarktberichten aus. Stattdessen solle das Amt "weniger aktuelle Quartalszahlen" vorlegen.

Stan Veuger vom konservativen American Enterprise Institute zeigt sich enttäuscht: "Ich hatte gehofft, dass er jemanden auswählt, dem die Menschen vertrauen, der das Statistische Amt fachgerecht führen kann, mit relevanter Erfahrung und im Idealfall nicht hyper-parteiisch." Antoni sei das genaue Gegenteil davon. Selbst Unterstützer von Trumps Wirtschaftspolitik hielten ihn für unqualifiziert. Fachkundige konservative Statistiker gebe es genug, doch kein glaubwürdiger Ökonom übernehme ein Amt, in dem wahrheitsgemäße Berichte den Job kosten könnten.

Internationale Anleger in der Klemme wegen Donald Trumps Neuausrichtung

Kritisch dürfte die Neuausrichtung in Trumps Machtapparat nicht zuletzt für internationale Anleger werden, die sich auf realistische Zahlen zur Entwicklung der US-Wirtschaft verlassen müssen, um ihre Investitionen einschätzen zu können. Die jüngsten Entwicklungen treffen dem "Focus" zufolge deutsche Anleger besonders hart. Rund 70 Prozent des MSCI World entfallen auf US-Unternehmen. Beim S&P 500 zeigen Konsum- und Industriefirmen bereits erste Schwächen - etwa durch rückläufige Fast-Food-Umsätze und sinkende Industrieproduktion. Noch stützen die großen Tech-Konzerne die Kurse, doch auch sie leiden unter Trumps Politik.

Deutsche Exporte hängen zu etwa zehn Prozent vom US-Markt ab. Brechen amerikanische Aufträge weg, trifft das Auto- und Maschinenbauer - und damit DAX sowie Euro Stoxx 50. Branchen-ETFs im Konsumbereich sind ebenfalls gefährdet. McDonald's meldet schwache Frühstücksumsätze, KFC, Pizza Hut und Starbucks verzeichnen insgesamt rückläufige Zahlen. Ohne verlässliche US-Statistiken können Anleger kaum einschätzen, ob Amerika seine einzigartige Position als Markt stetig steigender Börsenkurse verliert. Fast alle in Deutschland gehaltenen ETFs sind davon betroffen.

US-Statistiken stehen auf wackeligen Füßen - worauf müssen Anleger jetzt achten?

Wirtschaftsexperten weichen auf alternative Datenquellen aus, um die tatsächliche Lage der US-Ökonomie zu erfassen. Statistikämter der Bundesstaaten liefern weiterhin Zahlen, aus denen sich das Gesamtbild zusammensetzen lässt. Auch Unternehmensbilanzen geben Aufschluss über die wirtschaftliche Entwicklung. Besonders aussagekräftig sind Ausgaben, die Verbraucher bei Geldmangel zuerst streichen. Fast alle großen Fast-Food-Ketten meldeten in ihren jüngsten Bilanzpressekonferenzen schwächere Zahlen als erwartet. McDonald's berichtete von rückläufiger Nachfrage beim Frühstück - laut Ökonomen ein Frühindikator für finanzielle Engpässe bei Konsumenten.

Zusätzlich liefern ausländische Statistikämter und internationale Unternehmen wichtige Einschätzungen zur US-Wirtschaft. Die Wahrheit findet ihren Weg ans Licht, auch wenn sie nicht mehr an den gewohnten Stellen zu finden ist. Anleger müssen künftig genauer hinschauen und verschiedene Quellen kombinieren.

Stürzt Donald Trumps Geheimniskrämerei die Welt in eine neue Wirtschaftskrise?

Die Unterdrückung negativer Wirtschaftsnachrichten weckt Erinnerungen an die Finanzkrise ab 2007. Damals brachte die verspätete Problemerkennung das globale Finanzsystem an den Abgrund. Massenentlassungen, Kurseinbrüche und staatliche Rettungspakete in Milliardenhöhe waren die Folge.

Trump kann zwar unliebsame Berichte blockieren, doch die zugrundeliegenden Probleme wachsen unbemerkt weiter. Der Präsident kürzt NASA-Mittel für Klimabeobachtungen und verlangt Pentagon-Genehmigungen für Militärberichte - selbst bei nicht-geheimen Missionen. Die Bekämpfung schlechter Wirtschaftsdaten fügt sich in dieses Muster ein.

Besonders brisant: Trump kündigte 100.000-Dollar-Gebühren für H-1B-Visa an. Amazon beschäftigt damit knapp 15.000 hochqualifizierte Mitarbeiter, Microsoft, Meta, Apple und Google jeweils 4.000 bis 5.000. Diese Spitzenkräfte könnten die Tech-Giganten nun verlieren - mit erheblichen Folgen für Innovation, Gewinne und Aktienkurse. 

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/news.de/dpa/stg

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