Politik

Streeck fordert Selbstbeteiligung von Patienten: Abzocke statt Reform - Gesundheit sollte keine Frage des Geldbeutels sein

Hendrik Streeck fordert eine Selbstbeteiligung für Patienten. Bild: picture alliance/dpa | Katharina Kausche

  • Artikel teilen:
  • Hendrik Streeck plädiert für Selbstbeteiligung von Patienten
  • Gesundheitspolitiker will "Bagatellbesuche" minimieren
  • Gesundheit darf keine Frage des Geldbeutels werden

Der CDU-Politiker Hendrik Streeck fordert eine Selbstbeteiligung von Patientinnen und Patienten, um Kosten im Gesundheitswesen zu senken. "Hier kann eine moderate, sozialverträgliche Selbstbeteiligung helfen, Bagatellbesuche zu reduzieren", sagte der Gesundheitsexperte der "Rheinischen Post".

Auch diese aktuellen News aus dem Ressort Politik könnten Sie interessieren:

Streeck fordert Selbstbeteiligung von Patienten- Gesundheit darf keine Frage des Geldbeutels werden

Eine "moderate, sozialverträgliche Selbstbeteiligung", wie er es nennt, mag erst einmal harmlos klingen, ist sie aber nicht. Denn was in der Theorie vernünftig klingt, also dass weniger Leute wegen Schnupfen oder anderen leichten Beschwerden zum Arzt oder direkt in die Notaufnahme gehen, trifft in der Praxis vor allem die Schwächsten: Senioren, die von einer Mini-Rente leben, Familien, die jeden Euro zweimal umdrehen müssen, und Menschen, die sich nicht sicher sind, ob ihr Husten harmlos oder doch eine Lungenentzündung ist. Doch Gesundheit darf keine Frage des Geldbeutels werden.

Virologe will Patienten zur Kasse bitten - warum wird nicht an anderer Stelle gespart?

Natürlich hat der Gesundheitspolitiker recht, wenn er sagt, dass die Kassen leer sind, die Beiträge steigen und nicht jeder Arztbesuch wirklich nötig ist. Aber wer entscheidet, was "Bagatelle" ist und was nicht? Und kann es wirklich die Lösung sein, den Patienten die Verantwortung zuzuschieben, anstatt im Milliardensumpf des Gesundheitssystems nach Einsparungen zu suchen? Vielleicht sollte man lieber auf überteuerte Medikamente, ineffiziente Strukturen oder Verwaltungskosten schauen, statt in erster Instanz die Patienten zur Kasse zu bitten.

Abzocke statt Reform - Kassenpatienten bezahlen schon jetzt mehrere hundert Euro pro Monat

In dem Interview spricht Hendrik Streeck von einer "Vollkasko-Mentalität" bei den Patienten. Von Gesundheit als "All-inclusive-Dienstleistung des Staates". Aber die Wahrheit ist: Wir zahlen doch längst Vollkasko-Beiträge (aktuell über 17 Prozent!) und bekommen dafür aber immer öfter nur Teilkasko-Leistungen. Jetzt auch noch die Selbstbeteiligung obendrauf? Das klingt eher nach Abzocke als nach Reform.

Streeck-Idee ist Schlag ins Gesicht für Kassenpatienten

Denn die Gefahr ist klar: Wer aus Angst vor Kosten nicht mehr zum Arzt geht, kommt vielleicht zu spät. Und die daraus resultierenden Folgen könnten am Ende viel teurer werden. Streeck will ein Signal setzen. Doch das Signal, das bei Millionen Versicherten ankommen dürfte, ist: "Zahlt gefälligst selbst, wenn ihr krank seid!"

Das ist kein kluger Anreiz, sondern ein Schlag ins Gesicht all jener, die ohnehin schon an der Belastungsgrenze leben.

Folgen Sie News.de schon bei WhatsApp, Facebook, Twitter, Pinterest und YouTube? Hier finden Sie brandheiße News, aktuelle Videos und den direkten Draht zur Redaktion.

/hos/news.de/dpa

Themen

Erfahren Sie hier mehr über die journalistischen Standards und die Redaktion von news.de.