Wladimir Putin: Junge Russinnen ignorieren den Aufruf zum Baby-Boom
Wladimir Putin: Sein Baby-Boom-Plan ist gescheitert. Bild: picture alliance/dpa/Pool Sputnik Kremlin via AP | Alexander Kazakov
Erstellt von Mia Lada-Klein
06.10.2025 17.46
- Geburtenrate 2023 in Russland nur bei 1,4 Kindern pro Frau
- Maßnahmen: Prämien, Medaillen, "Tage der Empfängnis" gegen zu wenig Nachwuchs
- Junge Russinnen reagieren unbeeindruckt
Russlands Präsident Wladimir Putin hat ein klares Ziel: die Bevölkerung stabilisieren und die Geburtenzahlen steigern. Bei einer Rede im Herbst 2023 forderte er acht Kinder pro Frau und erinnerte an die großen Familien früherer Generationen. "Bewahren wir diese Tradition", sagte er damals. Zudem wurden Forderungen laut, dass Kinderlose Kriegsdienst leisten sollen.
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Wie sehen die Zahlen wirklich aus?
Die Realität liegt weit hinter Putins Vorstellungen: 2023 betrug die Geburtenrate in Russland laut Weltbank rund 1,4 Kinder pro Frau. Um die Bevölkerung stabil zu halten, wären 2,1 Kinder nötig. Seit den 1990er Jahren sinkt die Zahl der Geburten kontinuierlich, verstärkt durch Kriegstote und die Abwanderung junger Männer seit Beginn des Ukraine-Kriegs. Auch bizarre Internet-Aktionen, die die Babyflaute beenden sollten, blieben erfolglos.
Welche Maßnahmen wurden von Wladimir Putin bisher eingeführt?
Die Regierung reagiert laut "Focus" mit einem breiten Paket:
- Schwangerschaftsprämien und Medaillen für kinderreiche Familien
- Kostenlose Ferienwohnungen und symbolische "Tage der Empfängnis", an denen Paare frei bekommen
- Strafen für "Childfree-Propaganda" und Druck auf Frauenärzte, Abtreibungen abzuraten
Wie reagieren junge Russinnen auf die Kampagne von Wladimir Putin?
Viele russische Frauen, die eigentlich Zielgruppe der Maßnahmen sind, zeigen sich unbeeindruckt. Karriere, finanzielle Unsicherheit und Erfahrungen der Elterngenerationen beeinflussen ihre Entscheidungen. "Patriotismus hilft nicht, wenn man es sich nicht leisten kann", sagt ein 32-jähriger St. Petersburger gegenüber "Telegraph". Eine Aktivistin ergänzt: "Wir sollten nicht in die Zeiten zurückfallen, in denen junge Eltern emotional und finanziell unvorbereitet waren."
Warum scheitert die Kampagne wirtschaftlich?
Ökonomen sehen den Hauptgrund in der finanziellen Lage vieler Familien. In 32 Regionen liegt der Durchschnittslohn knapp unter dem Existenzminimum für eine Familie mit zwei Kindern. Symbolische Belohnungen und Propaganda haben nach Einschätzung unabhängiger Analysten kaum messbaren Effekt. Bessere Anreize wären gezielte finanzielle Unterstützung für zweite und dritte Kinder, bisher aber nicht vorgesehen.
Welche Folgen sind für die russische Bevölkerung absehbar?
Putins "Babyboom-Strategie" bleibt vor allem eines: ein Symbol. Ohne echte wirtschaftliche Unterstützung und veränderte Rahmenbedingungen dürfte die Geburtenrate niedrig bleiben, während die Bevölkerung weiter schrumpft.
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mlk/loc/news.de