Sachar Prilepin: Russland will mehr als die Ukraine - Propagandist offenbart wahre Ziele von Putin
Sachar Prilepin enthüllt im russischen Staatsfernsehen die wahren Ziele von Wladimir Putin. Bild: picture alliance/dpa/AFP | Jeff Pachoud
Von news.de Redakteurin Anika Bube
02.09.2025 09.32
- Ex-Duma-Abgeordneter Sachar Prilepin attackiert Donald Trumps Ukraine-Pläne im russischen Staats-TV.
- Moskau will weit mehr als bloß eroberte Gebiete – Ziel bleibt Kiew und ein neuer globaler Block gegen die USA.
- Bei Trumps Aussagen zu europäischen Truppen platzt Prilepin der Kragen: "Ich will nur mit Schimpfwörtern antworten."
Während sich Donald Trump weiterhin um eine Friedenslösung im Ukraine-Krieg bemüht, schlagen ihm im russischen Staatsfernsehen ganz andere Töne entgegen. Der ehemalige Duma-Abgeordnete Sachar Prilepin zerreißt die Pläne des US-Präsidenten in der Sendung "Russian Lessons" und enthüllt die wahren Absichten des Kremls.
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Prilepin wertet das Zusammentreffen zwischen Wladimir Putin und Donald Trump in Alaska als bedeutenden diplomatischen Durchbruch für Russland. Die angebliche diplomatische Isolation Moskaus sei damit gescheitert und "mit dem Müll hinausgeworfen" worden.Das Treffen zeige, dass Russland selbst im Westen nicht mehr eindeutig als Aggressor wahrgenommen werde. "Unbestrittenen Aggressoren gibt man nicht die Hand und rollt nicht den roten Teppich aus", argumentierte der Ex-Politiker. Prilepin interpretiert die Begegnung als Niederlage für den kollektiven Westen, wenn auch keine endgültige. Die bloße Tatsache des Treffens widerlege die westliche Strategie, Russland international zu isolieren.
Schließlich kommt der Propagandist auf den seit drei Jahren andauernden Ukraine-Krieg zu sprechen. Mit der Besetzung ukrainischer Gebiete habe Russland seine Bevölkerung um drei bis zwölf Millionen Menschen vergrößert. Dennoch zeigt sich Prilepin unzufrieden mit den bisherigen Errungenschaften. "Natürlich wollten wir mehr. Wir wollten mehr Territorien. Wir wollten totalen Einfluss über Kiew", betonte der Ex-Abgeordnete. Die aktuellen Verhandlungen mit Trump bezeichnet Prilepin als "schlau und schwierig". Er befürchtet, dass der US-Präsident Russland lediglich die bereits eroberten Gebiete zugestehen könnte, als vermeintlich "großzügiges Geschenk" versteht sich. Möglicherweise würde Trump Moskau bei der Eroberung weiterer Teile der Volksrepubliken Donezk und Lugansk unterstützen, doch selbst das sei ungewiss. Ein endgültiger Sieg könne erst in etwa 50 Jahren verkündet werden, wenn Russland tatsächlich dauerhaft gewachsen sei.
Prilepin übt scharfe Kritik an russischen Politikexperten, die sich in Talkshows so verhielten, als würde Trump persönlich ihre Auftritte verfolgen. Mit beißendem Spott fragt er, ob man sich vorstellen könne, dass amerikanische Analysten in US-Sendungen säßen und begeistert riefen: "Jetzt werden wir die Welt mit den Russen aufteilen!" Diese Vorstellung sei absurd, betont der Ex-Abgeordnete. In den USA gebe es keine derartigen Experten. "Niemand dort teilt oder will irgendetwas mit uns teilen", stellt Prilepin klar. Die übertriebenen Hoffnungen auf eine Partnerschaft mit Trump hält er für naiv. Russische Kommentatoren sollten sich keine Illusionen über eine echte Freundschaft mit den Vereinigten Staaten machen.
Neue Allianzen gegen Amerika als Antwort auf Trump
Der ehemalige Duma-Abgeordnete fordert eine strategische Neuausrichtung Russlands durch die Schaffung militärischer Bündnisse mit sozialistischen Staaten. Die Ukraine-Frage werde nicht nur bei Slowjansk oder Cherson entschieden, sondern durch neue Allianzen mit dem "roten Gürtel" Lateinamerikas - Kuba, Nicaragua und Venezuela. Moskau müsse Trump nicht nur in Verhandlungen, sondern "auf dem Globus des Planeten" antworten. Als Vorbild dient Prilepin die Sowjetunion des 20. Jahrhunderts, die einen mächtigen antiamerikanischen Block geschaffen habe. Dieser existiere noch heute, wenn auch fragmentiert. "Wir haben das Recht, diesen amerikanischen Block erneut aufzubauen", betont der Ex-Abgeordnete. Die Arbeit an dieser Perspektive müsse auf der völligen Abwesenheit von Illusionen über eine mögliche Freundschaft mit den USA basieren.
"Ich will nur mit Schimpfwörtern antworten"
Besonders empört reagiert Prilepin auf Trumps jüngste Äußerungen zu möglichen europäischen Truppen in der Ukraine. Frankreich, Deutschland und Großbritannien wollten ihre Soldaten als Sicherheitsgarantie in der Ukraine stationieren. Trump behaupte, dies würde keine Probleme mit Russland verursachen. "Sie wollen, dass ihre europäischen Truppen in die Länder unserer Ukraine einmarschieren", echauffiert sich der Ex-Abgeordnete. Eine sachliche Kommentierung dieser Pläne sei ihm unmöglich: "Ich will nur mit Schimpfwörtern antworten."
Die Vorstellung, dass westeuropäische Streitkräfte in Gebiete vorrücken könnten, die Russland als sein Territorium betrachtet, hält Prilepin für eine Provokation. Die Klarheit seiner Ablehnung lasse keinen Raum für Interpretationen - die Botschaft sei auch ohne Kraftausdrücke eindeutig.
Kremlkritikerin Julia Davis veröffentlichte einen mit englischen Untertiteln versehenen Mitschnitt auf YouTube.
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bua/sfx/news.de