Politik

Friedrich Merz: Wirtschaft im Sinkflug – wo bleiben die versprochenen Reformen?

Friedrich Merz: Wirtschaftsleistung schrumpft trotz großer Versprechen.  Bild: picture alliance/dpa | Kay Nietfeld

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  • Produktion im verarbeitenden Gewerbe auf Tiefstand seit 2020 gefallen
  • Wirtschaft drängt auf Bürokratieabbau, Steuersenkungen und längere Arbeitszeit
  • Gewerkschaften loben Rentenpaket, warnen vor Sozialabbau

Vor gut drei Monaten trat Friedrich Merz (CDU) das Amt des Bundeskanzlers mit großen Versprechen an. Er wollte die Wirtschaft aus der Krise führen und Deutschland wieder zum Wachstumsland machen. Doch die Bilanz nach 100 Tagen wirkt ernüchternd: Die industrielle Produktion fiel laut "Bild" im verarbeitenden Gewerbe um 1,9 Prozent. Das ist der niedrigste Stand seit Mai 2020. Auch das zweite Quartal 2025 brachte ein Schrumpfen der Wirtschaftsleistung, besonders hart traf es die Autoindustrie.

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Wo bleiben die versprochenen Reformen von Friedrich Merz?

Zwar kündigte die Regierung milliardenschwere Investitionen in Infrastruktur und Rüstung an, und auch Unternehmen wollen Milliarden in den Standort Deutschland stecken. Die Wirtschaftsweisen erwarten für 2026 sogar wieder leichtes Wachstum, jedoch nur, wenn rasch strukturelle Reformen umgesetzt werden.

Ifo-Präsident Clemens Fuest lobt gegenüber "Bild" zwar steuerliche Anreize für Investitionen und erste Bürokratieabbauten, warnt jedoch vor der dauerhaften Schuldenfinanzierung von Rüstungsausgaben. "Es muss deutlich mehr kommen", fordert er.

Welche Pläne hat die Wirtschaftspolitik?

Wirtschaftsministerin Katharina Reiche (CDU) will Lohnnebenkosten senken, Energiepreise bezahlbar machen, den Arbeitsmarkt flexibilisieren und Genehmigungsverfahren beschleunigen. Doch Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger mahnt, die Geduld der Wirtschaft schwinde. Er fordert tiefgreifende Reformen bei Rente, Bürgergeld, Gesundheit und Pflege, weniger Bürokratie, mehr Leistung und mehr Netto vom Brutto.

Steht Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit auf dem Spiel?

Mittelständler Arndt Kirchhoff sieht die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts massiv gefährdet und unterstützt Reiches Vorschlag, die Lebensarbeitszeit zu verlängern. "Wir werden nur mit mehr Arbeit unsere Ziele erreichen", so Kirchhoff zu "Bild". Gewerkschaften wie die IG Metall und ver.di hingegen lehnen längere Arbeitszeiten ab und verweisen auf soziale Errungenschaften wie das Rentenpaket oder die Stärkung von Tarifverträgen.

100 Tage nach Amtsantritt steht die Merz-Regierung vor einem Balanceakt: Die Wirtschaft drängt auf schnellere Reformen, während Gewerkschaften soziale Standards verteidigen.

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/gom/news.de

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